30.04.2024

Nach mehreren Boomjahren steht der Hausgerätemarkt derzeit unter Druck. Das spürt auch Samsung im Geschäft mit Einbaugeräten. Besser läuft es mit der großvolumigen Wäschepflege, Premiumstaubsaugen und Geräten für das freistehende Kühlen. Künftig setzt der Hersteller in allen Produktgruppen auf AI.

Bei Samsung dreht sich alles um die künstliche Intelligenz, englisch Artificial Intelligence (AI). Foto: Biermann

Diana Diefenbach präsentiert die Neuheit „Bespoke Family Hub+“ mit „Vision AI“. Das Gerät registriert über eine Kamera, welche Lebensmittel verfügbar sind, und zeigt diese auf dem Display an. Die „Food“-App liefert Rezeptvorschläge, die auf Verfügbarkeit und Ernährungsvorlieben abgestimmt sind. Foto: Biermann

Die Integration von AI-Funktionen zieht sich durch alle Produktgruppen in der gesamten Küche. Foto: Biermann

Bei den Solo-Geräten geht Samsung jetzt sogar auf 75 cm Breite (bislang 70 cm). XL-Einbaugeräte mit 70 cm Breite (für die 75-cm-Möbelnische) werden im Herbst vorgestellt. Foto: Biermann

„Bespoke Family Hub+“ mit „Vision AI“. Foto: Biermann

Transparente See-Thru-Tür. Foto: Biermann

Wenn Samsung Deutschland zum Round Table mit der Fachpresse einlädt, ist die Agenda vorhersehbar strukturiert. Erst der Rückblick aufs vergangene Jahr, dann der Ausblick aufs laufende. Im vergangenen Jahr skizzierte Silke Eckstein als damalige Vertriebsleiterin Küchen- und Möbelfachhandel die Pläne der Hausgerätemarke im Einbaugeschäft und sprach von geplanten Steigerungsraten in Höhe von bis zu 40 Prozent. Das sei ambitioniert, meinte sie, aber machbar. Der Markt hatte andere Pläne und bescherte Samsung im Geschäftsjahr 2023 ein zweistelliges Minus im Einbausegment. Mit dieser Entwicklung steht der Hersteller aber bekanntlich nicht allein. Die gesamte Hausgerätebranche ächzt derzeit unter der Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Die Gründe sind bekannt: Inflation, Energiepreise, schlechte Baukonjunktur und im großen Stil vorgezogene Einrichtungsinvestitionen. Dennoch formulierte Nedzad Gutic, Chef der Hausgerätesparte von Samsung Deutschland (offiziell Director Home Appliances), ein gemäßigtes Fazit. Er sagte: „Trotz der Herausforderungen hat die Marke Samsung gemeinsam mit dem Fachhandel einige Erfolge erzielt.“ In Summe konnte der Marktanteil in Deutschland über alle Vertriebskanäle hinweg fast gehalten werden. Dieser gab nur leicht nach. Von 4,3 auf 4,2 Prozent. Da der Hausgerätemarkt aber insgesamt deutlich rückläufig war, sowohl nach Wert wie in der Mengenbetrachtung, sind die Rückgänge bedeutsam.
Wie sehr das Minus im Einbau die Bilanz nach unten gezogen hat, bleibt unklar. Denn das Unternehmen nennt keine absoluten Zahlen. Es dürfte aber überschaubar sein, da der Marktanteil im Einbaugeschäft für Samsung-Verhältnisse bescheiden ist. Auch wenn in den letzten Jahren durch kontinuierliche Investitionen in Produkt, Service, Marketing und Markenkommunikation Erfolge und stetiges Wachstum erzielt werden konnten. Der Einbaugerätemarkt in Deutschland zeichnet sich durch eine hohe Markentreue aus. Das macht es für neue Marktteilnehmer schwierig. Dabei ist Samsung alles andere als eine „neue Marke“ und verfügt dank Smartphones und TV-Geräten über extrem hohe Bekanntheits- und Beliebtheitswerte. Diese Stärken sollen in Zukunft noch stärker genutzt werden. „One Samsung“ lautet die segmentübergreifende Strategie.

Fokussierung auf Premiumgeräte
In den Bereichen Wäsche- und Bodenpflege führt im Vertriebskanal Elektrohandel längst kein Weg an Samsung vorbei. Und natürlich beim freistehenden Kühlen, der Paradedisziplin des Herstellers im Hausgerätebereich. Nach dem Run auf Side-by-Side-Geräte während der Pandemie gewinnen gerade mehrtürige French-Door-Geräte an Beliebtheit. So fokussiert sich Samsung bei seinen Zielen für 2024 auch klar aufs Premiumsegment: Premiumkühlung, Waschen und Trocknen mit Großgeräten (9 Kilogramm und mehr) und kabelloses Staubsaugen mit Geräten der „Jet“-Familie. Im Einbaugeschäft will man verlorenes Terrain zurückgewinnen. Generell spricht Nedzad Gutic von einer Verdoppelung des Marktanteils. Von welchem absoluten Niveau man dabei ausgeht, bleibt wie gesagt offen.
Gutic gab aber einen Einblick, in welchen Marktsegmenten Samsung im Einbaugeschäft unterwegs ist und wie sich dieser Bereich entwickelt hat. So wurden im Jahr 2018 noch knapp 90 Prozent des Umsatzes mit Großflächenhändlern und die übrigen 10 Prozent mit der Möbelindustrie erzielt. Heute liegt der Anteil der Großfläche bei rund 50 Prozent, die anderen 50 Prozent verteilen sich zu gleichen Teilen auf den Küchenfachhandel und die Küchenindustrie. Die größten Einbußen musste das Unternehmen im vergangenen Jahr bei den Küchenspezialisten hinnehmen.

Tim Raue bleibt Markenbotschafter
Das soll sich wieder ändern. Unterstützt wird Samsung weiterhin von Tim Raue als Markenbotschafter. Der Vertrag mit dem Fernseh- und Sternekoch (und Jurymitglied der populären Kochshow „The Taste“) wurde kürzlich bis 2024 verlängert und geht damit ins siebte Jahr. Das gab Diana Diefenbach, Senior Manager Technical Product Management and Communication bei Samsung, auf der Fachpresseveranstaltung bekannt. Kanalübergreifend wird der Fokus auf den Fachhandel (auch wenn Online ein wichtiger Vertriebskanal für Samsung ist) mit Instrumenten zur Unterstützung am PoS und zur konkreten Verkaufsunterstützung beibehalten. Dazu gehören Schulungen, Kochshows, der Einsatz von Marketingspezialisten und das Smart-Dealer-Programm.
Darüber hinaus wird sich die Marke wieder auf allen relevanten Messen in Deutschland präsentieren. Ob dazu wie in den Vorjahren auch die area30 in Löhne gehört, wurde beim Round Table im Februar nicht offiziell bestätigt, ist aber wahrscheinlich. Zumal sich auch die Ankündigung der Einbaugeräte-Neuheiten klar auf die zweite Jahreshälfte konzentriert. Die Eckpunkte für Samsung sind dann IFA, Küchenmeile, Black Friday und das Jahresendgeschäft.

Das Jahr der künstlichen Intelligenz
Über allem steht für Samsung im Jahr 2024 das Thema AI (engl.: Artificial Intelligence), hierzulande oft auch als KI (Künstliche Intelligenz) bezeichnet. Von den weltweit 16 Forschungszentren widmen sich sechs Standorte ausschließlich diesem Thema. „AI ist nichts, was wir erst gestern gelernt haben“, sagt Diana Diefenbach und verweist auf mehr als 3.000 KI-Patente, die Samsung hält. Bei AI-Produkten geht es um viele Aspekte. Angefangen bei vernetztem Komfort und Lifestyle über Nachhaltigkeit, Energiesparen und dem Vorbeugen der Lebensmittelverschwendung bis hin zu Sicherheit. Mit Unterstützung der Marketingspezialisten und bereits geplanten Workshops sollen die Vorteile von AI nun mit Schwung in den Möbel- und Küchenfachhandel gebracht werden.
Was Produkte mit AI konkret leisten können, zeigte das Unternehmen im Bereich Hausgeräte mit zwei Neuheiten aus dem Bereich Kühlen (freistehend), die auf der Händlerveranstaltung „World of Samsung“ in Offenbach präsentiert wurden. Neben weiteren Neuheiten aus den Bereichen Boden- und Wäschepflege wurde dort der im Januar auf der CES in Las Vegas angekündigte „Bespoke Family Hub+“ mit „AI Vision Inside“ gezeigt. Ebenso ein weiteres Highlight-Modell von Samsung, der „RF9000 French Door“ mit „See-Thru-Tür“ und Willkommenslicht (siehe nebenstehenden Artikel) aus der Bespoke-Serie. Die Einbaugeräte-Neuheiten werden, wie bereits erwähnt, in der zweiten Jahreshälfte vorgestellt. Dazu gehört dann, so viel war bereits zu vernehmen, auch ein 70 cm breiter XL-Kühlschrank für die 75 cm breite Möbelnische.

Dirk Biermann

www.samsung.de


Was kochen wir heute Abend? Und wann lauft der geriebene Käse ab? Diese und andere Fragen kann der Bespoke Family Hub+ schnell beantworten. „AI Vision Inside“ arbeitet mit einer intelligenten internen Kamera und kann Lebensmittel erkennen, die in den Kühlschrank gestellt oder aus dem Kühlschrank entnommen werden. Hinzu kommt „Vision AI“, eine weitere AI-basierte Funktion, die bis zu 33 verschiedene frische Lebensmittel identifizieren kann. Die künstliche Intelligenz erstellt daraus automatisch eine Lebensmittelliste in der SmartThings App, die beispielsweise während des Einkaufs abgerufen werden kann, um Lebensmittelverschwendung durch Doppelkäufe zu vermeiden. Die Liste kann auf dem integrierten Display des Geräts angezeigt und bearbeitet werden. So ist es möglich, manuell Informationen zum Mindesthaltbarkeitsdatum hinzuzufügen und so einen besseren Überblick zu behalten, bis wann ein bestimmtes Produkt verzehrt werden sollte. Unterstützt wird dies durch eine Warnung auf dem integrierten LCD-Bildschirm, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist.
„Samsung Food“ ist jetzt ebenfalls auf dem „Bespoke Family Hub+“ Kühlschrank verfügbar. Der Service bietet mehrere aktualisierte AI-Funktionen, wie zum Beispiel die Funktion „Rezepte personalisieren“, die von der erweiterten „Food AI“ unterstützt wird. Damit können die Nutzerinnen und Nutzer ihre Rezepte noch besser als bisher an ihre individuellen Ernährungsbedürfnisse anpassen. So kann ein Rezept nicht mehr nur in ein vegetarisches, veganes oder Fusion-Gericht umgewandelt werden, sondern beispielsweise auch in eine glutenfreie, pescetarische oder milchfreie Variante.

Das zweite neue Modell der RF9000-Serie, das auf der Händlerveranstaltung „World of Samsung“ vorgestellt wurde, zeichnet sich durch seine transparente See-Thru-Tür aus, bei der der Innenraum des Kühlschranks über einen Bewegungsmelder automatisch beleuchtet wird. „Mit der neuen Kombination aus Glastür und beleuchtetem Innenraum muss man nicht lange suchen, wenn die Kühlschranktür geöffnet ist“, beschreibt Samsung den Hauptvorteil der Neuheit. Dadurch entweicht weniger kalte Luft, was Energie spart und die Lebensmittel länger frisch hält. Wer sich durch die Glasscheibe einen Überblick über den Inhalt verschafft hat, muss kaum noch selbst Hand anlegen, um die Tür zu öffnen: Dafür sorgt ein seitlich angebrachter Berührungssensor, der hilft, die Tür mit geringem Kraftaufwand weiter zu öffnen. So werden auch lästige Fingerabdrücke auf der Glasscheibe vermieden. Außerdem verfügt die Tür über zwei Lüftungsarten, die je nach Inhalt individuell eingestellt werden können, um den Inhalt frisch zu halten. Ein „Beverage Center“ mit „Dual Water Dispenser“ sowie die Technologien „Triple Cooling“ und „No Frost+“ gehören ebenfalls zur Ausstattung. Auf den „Digital Inverter Compressor“ gibt der Hersteller 20 Jahre Garantie.


Dieser Beitrag erscheint in der Ausgabe KÜCHENPLANER 3 / 4 2024. Versendet wird die Printausgabe am 26. April 2024. Das E-Paper steht Newsletter-Abonnenten bereits zur Verfügung. Hier geht es zum kostenfreien Newsletter: https://www.kuechenplaner-magazin.de/newsletter/anmeldung/anmeldeformular/