07.05.2013

„Der streng durchgestylte Look ist passé“

Design gehört wie Qualität, Innovation und Service zu den prägenden Werten des Unternehmens Blanco. Zahlreiche Auszeichnungen mit renommierten Preisen unterstreichen die Design-Kompetenz. Wir wollten von Chefdesignerin Brigitte Ziemann wissen, was – außer der schönen Optik – hinter dem Blanco-Design steckt.

Das Blanco-Designteam: Reinhard Koska, Oliver Kuch, Brigitte Ziemann, Mario Mauz.

Küchenplaner: Was ist Ihr Ziel beim Design von Blanco-Produkten?

Brigitte Ziemann: Wir verstehen uns als Gestalter des wichtigsten Arbeitsplatzes in der Küche. Und das in seiner vollen Bandbreite. Dabei wollen wir für die Küchenplanung maßgeschneiderte Komponenten in zeitgemäßem Design anbieten. Gutes und langlebiges Design ist bei hochwertigen Gebrauchsgütern mehr denn je gefragt. Schließlich müssen Wohn- und Funktionsräume heute Anforderungen über ihre ursprüngliche Bestimmung hinaus erfüllen und werden oft universal genutzt.

Wie setzt sich das Designteam zusammen? Und wie ist es organisiert?
Unser eigenes Design-Team besteht aus vier Industriedesignern. Dank der hausinternen Zusammenarbeit verfügen wir über ein extrem gutes Netzwerk mit kurzen Wegen. So ist auch eine enge und direkte Zusammenarbeit mit Produktmanagement, Marketing, Vertrieb, Entwicklung und Technik garantiert. Allerdings arbeiten wir auch mit externen Designern zusammen, insbesondere in der strategischen Designentwicklung. Das ermöglicht stets den Blick über den Tellerrand.

Wie verläuft der klassische Designprozess?
Der verläuft zweigleisig: Zum einen geht es um den strategischen Designprozess. Hier beziehen wir Fragen nach Zielgruppen oder Preissegmenten mit ein. Aber auch Marktanalysen und Studien. Daraus leiten wir tragfähige Ideen ab. Dann gibt es den operativen Bereich. Hier wird in bereichs­übergreifenden Projektteams gearbeitet und z.B. der Bedienung von konkret formulierten Marktanforderungen nachgegangen. Die Produktentwicklung beginnt mit konzeptionellen Ideen, die zum Teil auch in Handskizzen festgehalten werden. Wir arbeiten aber schon sehr frühzeitig mit 3-D-Datensätzen. Die Entwürfe werden in mehreren Etappen diskutiert und weiterentwickelt. Und dann in 1:1-Modelle umgesetzt, um das Produkt real nachzuempfinden. Danach wird im Idealfall die Realisierung beschlossen und der Konstruktions- und Engineeringprozess gestartet.

Wie lange dauert dieser Prozess?
Von der ersten Idee bis zur Markteinführung eines Produktes benötigen wir 2 bis 3 Jahre.

Wie sehen denn die aktuellen Trends im Spülenbereich aus?
Der Trend geht weg von radikal minimalistischen Szenarien und wendet sich verstärkt emotionalen Attributen zu. Retro, Used Look und Vintage sind hier wichtige Stichworte. Das sind Stilmittel, mit denen frei kombiniert werden kann. Der streng durchgestylte Look ist damit passé und der Gestaltungsspielraum wird breiter. Das tut der Branche insgesamt gut. Wir arbeiten seit einigen Jahren analog zur Trendentwicklung in diese Richtung, was auch im Bereich der Farbentwicklung zum Ausdruck kommt.

Wie entstehen denn Trends ­überhaupt?
Trends haben zum einen soziokulturellen Hintergrund. Das heißt gegenwärtig, dass unser hektischer, von den digitalen Medien bestimmter Alltag den Wunsch nach Entschleunigung in der Freizeit weckt. Das betrifft natürlich auch das private Umfeld: Es soll wohnlicher werden. Hier wird großer Wert auf Dinge gelegt, die eine gewisse Vertrautheit bieten. Zum anderen ist die Entwicklung von Trends wirtschaftlich determinierten Mechanismen unterworfen, die stattfinden, weil sich ein langjährig gültiger Trend sozusagen über die Zeit totgelaufen hat.

Welche Indikatoren haben Einfluss auf das Spülen- bzw.  Armaturendesign bei Blanco?
An erster Stelle steht bei ­Blanco eine hohe Produktqualität und in diesem Zusammenhang die Berücksichtigung der jeweils bestmöglichen, technischen Machbarkeit. Es geht darum, den Anforderungen der industriellen Serienfertigung gerecht zu werden. Effizienzgrad, Prozessoptimierung, Kostensituation sind zum Beispiel wichtige Aspekte unserer Arbeit. Dann geht es natürlich auch um Einrichtungs­trendfragen. Eine offen gestaltete Küche, die in den Wohnraum übergeht, stellt andere Anforde­r­ungen an die Gestaltung eines Spülen-Arbeitsplatzes als ein abgeschlossener, reiner Funktionsraum. Dazu kommen natürlich die Nutzungsanforderungen der Käufer. Das Produkt muss komfortabel, universell nutzbar und verlässlich sein. Jedes Land pflegt seine eigenen Besonderheiten.

Welche Rolle spielt das Thema Farbe? Und was ist eine zeitlose Farbe, an der man sich auch nach langer Zeit noch nicht sattgesehen hat?
Farbe spielt in den letzten Jahren eine zunehmend bedeutende Rolle. Bei Blanco geht es dabei vor allem um den Spülen-Werkstoff Silgranit, der auch wegen seiner ausgezeichneten Nutzungseigenschaften einen wachsenden Marktanteil hat. Im Moment sind bei Spülen warme, erdige, naturnahe Töne im Grau-/Braun-Bereich gefragt, die zu den aktuellen Küchenfronten und Arbeitsplatten passen – sich also harmonisch in das direkte Umfeld einfügen. Unsere Farbvielfaltpalette ist behutsam an aktuellen Farbwelten im Einrichtungsbereich orientiert. Allerdings ist sie auch langlebig angelegt, weil eine Kücheneinrichtung samt Ausstattung über einen Zeithorizont von 15 und mehr Jahren gültig sein sollte.

Spielt das Thema Design auch bei der Abfalltrennung eine Rolle?
Mal abgesehen davon, dass Design nie nur ein rein optischer Faktor ist, sondern auch die Funktionalität betrifft, ist es unser Markenanspruch, jede Komponente im Programm gestalterisch gleichwertig zu behandeln – also nicht als verstecktes Mauerblümchen. Das gilt natürlich auch für die Produktgruppe der Abfalltrennsysteme. Der funktionsorientierte Designansatz zielt in diesem Fall auf die optimale Ausnutzung des Spülenschrankes. Ausgeprägte Stabilität ist gefragt. Und Reinigungsfreundlichkeit. Damit entsteht ein echter Mehrwert, den der Kunde auch honoriert.

Verfolgen Sie eine explizite ­Designphilosophie?
Wir gestalten den wichtigsten Arbeitsplatz in der Küche. Somit ist der Systemgedanke ein wesentlicher Bestandteil unseres Designanspruchs. Ziel ist es, Kundennutzen durch Ästhetik und Komfort zu generieren. Wir können dadurch einen breiten Spielraum nutzen. Das Schöne daran ist die Vielfalt unserer Gestaltungsmöglichkeiten.

www.blanco-germany.com/de