04.07.2013

Individualität – das ist zurzeit das ganz große Thema, das durch die gesamte Möbelbranche geistert. Das sieht auch Katrin de Louw so: „Niemand möchte mehr genau die gleiche Küche haben wie sein Nachbar“, sagt die Trendjournalistin und Innenarchitektin von neelsen designmanagement während des diesjährigen Trendfilter.

Inspirationsquelle Trendfilter: Insgesamt kamen rund 130 Interessierte in den „Servicepoint A30“ nach Bünde. Das ist Besucherrekord.

Katrin de Louw (Foto), Innenarchitektin und Trendjournalistin: „Wir können nicht mehr von einer einzigen Trendfarbe sprechen.“ Fotos: Trendfilter

Petra Fastermann im Doppelpack: Die Unternehmerin hält ihr Ebenbild aus 3-D-Druck in der Hand. „Mit den 3-D-Druck-Anlagen können die filigransten Formen dargestellt werden“, sagt die Buchautorin.

Um das einzigartige Möbelstück zu schaffen und dabei genau ins Herz des Kunden zu treffen, hat der Hersteller mehrere Möglichkeiten. Die offensichtlichste und wohl auch einfachste Methode ist dabei die Freiheit bei der Farbgestaltung. Denn ein gleiches Möbel nach persönlichem Wunsch akzentuiert, bringt gleich den gewünschten Effekt – nämlich die Individualisierung. Es findet derzeit also ein Wechsel statt: Nicht mehr die Industrie gibt die Modefarbe vor, sondern der Kunde selbst entscheidet nach seinem eigenen Geschmack. „Aus diesem Grund können wir auch nicht mehr von einer einzigen Trendfarbe sprechen“, sagt Katrin de Louw: „Stattdessen muss immer das Gesamtbild aus Farb- und Wohnkonzept gesehen werden.“ Die Ausstellungen und die Neuheiten auf den Frühjahrsmessen ließen die Innenarchitektin zu diesem Entschluss kommen. Nichtsdestotrotz sind aber auch in dieser Saison einige Farben stärker vertreten als andere. „Pastelltöne sind beispielsweise ein ganz wichtiges Thema“, erklärt de Louw. Violett, die Farbe der Könige und der Macht, wirkt immer edel und ist ebenfalls auf dem Vormarsch genauso wie Petrol als eine wichtige Akzentfarbe. Trotz dieser noch nie da gewesenen Vielfalt und den unbegrenzten Möglichkeiten konnte die Trendjournalistin trotzdem eine Farbe des Jahres ausmachen: Dunkelgrün.

Helle Hölzer sind im Kommen
Aber: Das Gesamtbild bleibt dabei immer entscheidend. Denn eine Farbe hat beispielsweise gleich eine ganz andere Wirkung, wenn sie von einer anderen umrahmt wird. Ein Farbmix im Möbel und auf den Fronten wird immer stärker nachgefragt. Das Farbspiel wird dabei auch immer mehr von Reflexionen unterstützt. „Dabei ist Kupfer als Metall ganz weit vorne“, meint Katrin de Louw. Die Innenarchitektin stellte auf den Frühjahrsmessen auch einen Wandel von dunklen zu hellen Hölzern fest. „Dazu gehen vor allem junge Designer über. Das wird am Markt immer präsenter“, so die Trendjournalistin. Aber genauso wie bei der Vielfarbigkeit sei auch ein immer stärkerer Hölzer-Mix innerhalb eines Raumes zu erkennen.
Dazu sind die Designer sehr experimentell mit den Werkstoffen. Dass Fußbodenmaterialien wie beispielsweise Fliesen auch die Oberfläche eines Tisches werden können, ist dafür nur ein Beispiel. Um die individuelle Note eines Möbels zu erreichen, entwickeln auch immer mehr Designer beschlaglose Modelle. „Dadurch wird auch eine höhere Flexibilität erreicht. Die Formen sind nicht mehr starr vorgegeben, sondern können sich verändern. Vor allem in den immer zahlreicher werdenden kleineren Wohnungen für Singles ist das von Vorteil. Denn dort wird jeder Zentimeter Wohnfläche gebraucht“, sagt die Innenarchitektin. Ein weiterer Trend, den de Louw festgestellt hat, geht zu akustischen Oberflächen: „Die werden ganz bestimmt von dem Office- in den Wohnbereich schwappen.“

Rasante Entwicklung
Neben Katrin de Louw referierte die Unternehmerin und Buchautorin Petra Fastermann über die Chancen, die der 3-D-Druck für die Möbelindustrie bietet. „Mit diesen Anlagen können die fili­gransten Formen dargestellt werden“, sagt die Geschäftsführerin der Fasterpoly GmbH. Bekannte Beispiele dafür sind 3-D-gedruckte Lampen oder Vasen. Dabei hat sich die Technologie in den vergangenen Jahren rasant weiterentwickelt. „Ich bin mir sicher, dass der 3-D-Druck bereits in naher Zukunft einen gewaltigen Einfluss auf die Erzeugung von unseren täglichen Produkten haben wird“, erklärt Fastermann. So bietet die Technologie inzwischen auch beim Bau von größeren Möbeln neue Möglichkeiten. „Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass in den Möbelhäusern der Zukunft nur noch Möbel-Prototypen zu sehen sein werden“, meint Petra Fastermann. Von denen würden erst auf Bestellung weitere produziert. Und diese wiederum könnten individuell an die Kundenwünsche angepasst und jederzeit nach Bedarf verändert werden. Die Individualisierung ist damit noch mehr gegeben. „Und“, sagt die Unternehmerin, „dadurch ist die Technologie auch umweltfreundlich und nachhaltig, da nur dann Materialien verarbeitet werden, wenn sie tatsächlich gebraucht werden.“

Große Chancen für kleinere Designer
Insbesondere kleineren Möbelproduzenten oder -designern bietet der 3-D-Druck damit große Chancen. Denn die Kosten für größere Produktionen entfallen. Es zählt zunächst nur der Prototyp. Dabei werden die Drucker auch immer erschwinglicher. So können Möbeldesigner auch in ihrem Atelier die Entwürfe produzieren und von dort aus verkaufen. Kleinere Objekte wie Vasen oder Lampen sind bereits jetzt umsetzbar. Größere Möbel wie Stühle oder Tische werden dagegen noch aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzt. Denn die Bauräume der 3-D-Drucker reichen dafür in der Regel noch nicht aus, um diese Größe von Objekten in einem Stück zu fertigen. Aber auch das ist nur noch eine Frage der Zeit. (Astrid Plaßhenrich)


Trendfilter 2013
Produktneuheiten, Trends und Design für die Möbelindustrie: Diese Themen stehen traditionell im Mittelpunkt des alljährlichen Trendfilters. Zu der Veranstaltung laden das Möbelzuliefernetzwerk „Servicepoint A30“ ins ostwestfälische Bünde ein. Dieses Jahr fand der Trendfilter zum siebten Mal in Folge statt. An die Veranstaltung angeschlossen ist eine 600 m² große Dauerausstellung. Dort zeigen die Netzwerker-Unternehmen innovative Materialien und Produkte für Möbel und Räume. Mit 137 Gästen stellte die Veranstaltung in diesem Jahr einen Besucherrekord auf und verzeichnete damit ein Plus von 24 Prozent gegenüber dem Trendfilter im Vorjahr. Neben der Innenarchitektin Katrin de Louw und Petra Fastermann von der Fasterpoly GmbH referierten auch Ulrich Malessa von der FSC (Forest Stewardship Council) Deutschland und Dr. Carl Naughton von der Braincheck GmbH. Als neues Netzwerkmitglied seit dem 1. Juli wurde SAINT-GOBAIN ­GLASSOLUTIONS® begrüßt. Das ist ein europaweites Netzwerk an glasverarbeitenden und glashandelnden Unternehmen mit mehr als 200 Standorten in Europa. Die Herbstveranstaltung Möbel-Visionen 2014 findet am 7. November 2013 ebenfalls im „­Servicepoint A30“ in Bünde statt. (ap)

www.servicepointa30.de