Küchenindustrie: 10-Milliarden-Euro-Hürde gemeistert
Insgesamt sei 2013 wegen der anhaltenden Schwäche der europäischen Exportmärkte zwar „relativ verhalten“ gewesen, betonte AMK-Geschäftsführer Kirk Mangels bei der Wirtschaftspressekonferenz des Verbandes in Köln, aber dennoch konnte die Küchenbranche als Ganzes mit diesem Ergebnis ihre Wirtschaftskraft abermals unter Beweis stellen. 30.000 Mitarbeiter beschäftigen die Unternehmen der Branche.
Und die Aussichten sind von Ausnahmen abgesehen unter dem Strich weiter positiv: Das Thema Küche fasziniert die Menschen. In Deutschland sorgen eine anhaltend hohe Konsumneigung sowie steigende Neubauzahlen für ein sattes Umsatzplus der Branche, im Ausland – besonders in Übersee – gilt das Siegel „Made in Germany“ als ein Qualitätsversprechen mit hohem Lifestyle-Bonus und entsprechendem Umsatzpotenzial.
Die „offene“ Küche
Fortgeschrieben wurde auch 2013 die laut Mangels „sicherlich einmalige Erfolgsgeschichte der offenen Wohnküche“. Nicht nur bei Neubauten ist die Kombination aus Kochen-Essen-Wohnen das Maß aller Dinge. Vielmehr fangen die Verbraucher immer häufiger an, ihr Zuhause gezielt zu renovieren. Ganz oben auf der To-do-Liste steht dabei die Schaffung eines zur Küche offenen Wohnraums.
Hatte man den Trend zum Homing vor einigen Jahren noch als Nebeneffekt der Krise gedeutet, muss man nun eindeutig attestieren, dass sich die Küche, das Kochen und die gesunde Ernährung in den Medien als Megatrend festgesetzt haben. Das Zukunftsinstitut, Frankfurt, zum Beispiel hat in einer aktuellen von dem AMK-Mitgliedsunternehmen Siemens-Electrogeräte GmbH in Auftrag gegebenen Studie die Menschen gefragt, was ihnen denn am wichtigsten sei: Während gerade einmal 29% ein tolles Auto nannten, sprachen sich 57% für eine tolle Küche aus. Unter den langfristigen Investitionsgütern scheint es also durchaus eine Wachablösung zu geben. Und das ganz ohne staatlich initiierte Abwrackprämien oder Ähnliches. Wenn auch für 2013 auf schwächerem Niveau als in den Vorjahren.
Die Zahlen im Einzelnen
Die deutsche Küchenindustrie erwirtschaftete im Jahr 2013 einen Gesamtumsatz in Höhe von 10,04 Mrd. Euro (Vorjahr: 9,99 Mrd. Euro). Dies entspricht einer Steigerung von 0,05 Mrd. Euro oder 0,5% im Vergleich zum Vorjahr. Von 2011 auf 2012 waren die Umsätze noch um 3,4% oder 0,33 Mrd. Euro gewachsen. Damit hat der Gesamtumsatz der Hersteller von Küchenmöbeln, Elektro-/Einbaugeräten, Spülen und Zubehör zwar ein neues Rekordniveau erreicht, das Wachstum hat sich aber rapide verlangsamt. Die guten Wachstumszahlen aus den Jahren 2011 und 2012 waren nicht zu halten.
Die aktuellen Zahlen – eine Stagnation auf äußerst hohem Niveau – sieht die AMK allerdings weiterhin als einen Indikator dafür, dass individuell geplante, wertige Küchen ein begehrtes Gut sind – offensichtlich gerade auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.
Inland
Auch das Wachstum im Inland hat sich um 4,1 Prozentpunkte von 5,4% (0,31 Mrd. Euro) auf 1,3% (0,08 Mrd. Euro) reduziert. Der Gesamtumsatz der Küchenindustrie in Deutschland lag 2013 bei 6,03 Mrd. Euro (Vorjahr 5,95 Mrd. Euro). Das Inlandsgeschäft war und ist geprägt durch eine positive Konsumneigung auf hohem Niveau.
Weiterhin Trend ist die Nachfrage nach höherwertigen und höherpreisigen Küchen – speziell im Fachhandel, bei Einrichtungshäusern, Küchenstudios und Küchenfachmärkten. Insgesamt sei es aber im Jahr 2013 schwieriger als zuvor gewesen, die Menschen zum Kauf von langfristigen Investitionsgütern zu überzeugen, so Mangels. „Wenn man die Zahlen der Küchenbranche aber mit den Kfz-Neuzulassungen im Jahr 2013 vergleicht (-4,2%), dann lässt sich die sehr, sehr schwarze Null in diesem Jahr durchaus als Erfolg feiern.“
Export
Das Export-Umsatzvolumen von 4,04 Mrd. Euro konnte nicht mehr gehalten werden. Schon in 2012 war das Wachstum auf 0,6% stark reduziert. In 2013 blickt die Branche hier jetzt erstmals seit Jahren auf einen leichten Rückgang von -0,7%. Insgesamt beträgt das Export-Umsatzvolumen damit 4,01 Mrd. Euro und ist damit auf dem Stand des Jahres 2011.
Die Spätfolgen der Finanz- und Wirtschaftskrise sind nach wie vor in vielen Auslandsmärkten zu spüren. Langjährig führende Küchen-Exportmärkte, wie etwa Spanien, Italien, Griechenland, Portugal, aber auch die Niederlande sind eingebrochen. Auch wenn sich so langsam eine Stabilisierung abzeichnet und die Talsohle abzusehen ist, sind die Zahlen im Vergleich zu den Jahren vor der Krise auf einem äußerst geringen Niveau. Einigermaßen positiv entwickeln sich außerhalb von Deutschland nur die Märkte in Großbritannien, Österreich, Schweiz und mittlerweile, wenn auch mit Abstrichen, wieder in Frankreich.
China weiter im Fokus
Das Wirtschaftswachstum in China hat sich für chinesische Verhältnisse zwar etwas abgeschwächt, dennoch wächst das Einkommen der Bevölkerung und damit einhergehend das Markenbewusstsein und auch die Konsumansprüche rasant. Davon profitieren auch deutsche Küche für die China Jahr für Jahr ein wichtigerer Absatzmarkt wird. Gerade bei der einkommensstärkeren Kundschaft sind moderne Einbauküchen europäischer Prägung ein Statussymbol. Wie schon in vielen anderen Branchen stehen deutsche Produkte für hohe Qualität und Zuverlässigkeit. Insbesondere bei der Küche kommen hier aber auch Attribute wie Attraktivität und Style hinzu. „Die deutsche Küche setzt auch im Ausland Maßstäbe“, resümmierte Mangels. Da im internationalen Vergleich aber heute noch 90% der chinesischen Bevölkerung als arm gelten, kommt dies aktuell noch vor allem im Projektgeschäft zu tragen.
Aufgrund der wachsenden chinesischen Mittelschicht und der wachsenden Begeisterung für moderne Küchen ist die AMK mittlerweile mit einer eigenen Tochtergesellschaft der AMK (Beijing) Consulting Ltd. mit Sitz in Peking vertreten. Über eine enge Vernetzung mit chinesischen Küchen- und Möbelverbänden, zum Beispiel zu den Themen Normung und Standardisierung von Einbaumaßen, betreibt die AMK Markt- und Trendbeobachtung und forciert die Absatzförderung individuell geplanter und hochwertiger Einbauküchen im Reich der Mitte.
Ähnlich positiv war die Situation auch in Russland im Jahr 2013 zu sehen. Dieser positive Trend werde allerdings durch die aktuellen außenpolitischen Umstände rund um den Ukrainekonflikt etwas getrübt. „Hier lassen sich Konsequenzen für die Zukunft aktuell sehr schwer ablesen“, stellte der AMK-Geschäftsführer fest.
Grundsätzlich gelte: Das Prädikat „Made in Germany“ ist auch für Küchenmöbel, Elektro-/Einbaugeräte und Küchenzubehör in nahezu allen Auslandsmärkten positiv wirksam.
Ausblick
Wie auch schon in 2013 sind für das aktuelle Jahr keine eindeutigen konjunkturellen Rahmendaten zu erkennen. Positiv wird sich der weitere Anstieg bei den Genehmigungszahlen im deutschen Wohnungsbau auswirken. Eine anhaltende „Flucht in die Sachwerte“, wie wir sie in den Vorjahren beobachtet hatten, lässt sich allerdings nicht mehr eindeutig ableiten.
Für den Export erwartet die AMK eine kleine Trendwende in 2014. In Ländern wie Österreich, Großbritannien und Frankreich ist das Bruttoinlandsprodukt des Jahres 2013 als Langfrist-Indikator leicht positiv. In den südeuropäischen Ländern und in den Niederlanden hat sich der Rückgang in 2013 wenigstens stark abgeschwächt. Dennoch bleiben zahlreiche Volkswirtschaften in Europa angeschlagen, mit einer schnellen Erholung auf ein Niveau von vor der Krise sei nicht zu rechnen.
Trotzdem sehen die Verbandsstrategen die nächste Zukunft positiv und die Branche auf dem richtigen Weg. Dafür sprächen Wachstumsindikatoren, die laut Mangels dafür sorgen, dass „der nun überschrittene Umsatz von 10 Milliarden Euro kein einmaliges Erlebnis bleiben wird“:
- Die Qualität bleibt im Fokus – nicht der Preis: Wir beobachten eine nachhaltige Veränderung in der Wertorientierung der Verbraucher.
- „Made in Germany“: Das Gütesiegel und Alleinstellungsmerkmal im In- und Ausland.
- Stille Reserven – das Marktpotenzial: Trotz großer Medienpräsenz gibt es in Deutschland nach wie vor einen Bestand von 10 Mio. Küchen mit einem Alter von über 15 Jahren.
- Wachstumsmärkte Ausland: Erhebliche Chancen liegen in der Erschließung und im Ausbau von (neuen) Exportmärkten – z.B. China, Indien, Osteuropa und in einer leichten Erholung der europäischen Märkte.