28.09.2014

Designliebhaber schätzen sie. Individualisten auch.

Decken­hauben gewinnen in der anspruchsvollen Küchen­planung zunehmend mehr Anhänger. Die gute Nachricht: Planung und Montage sind kein Hexenwerk – sondern viel unkomplizierter als oft angenommen.

Abgehängte ­Deckenareale individualisieren jede ­Küchenplanung. Fotos: Novy

Tobias Kruse, ­Geschäftsführer Novy Dunsthauben GmbH: „Mit Deckenhauben individuelle Küchenplanungen realisieren.“ Foto: Biermann

Kochwrasen steigen nicht senkrecht nach oben, sondern trichterförmig mit einer Neigung von bis zu 15°. Deshalb sollten Trockenbau und Dunsthaube stets breiter und tiefer sein als das Kochfeld- und im Idealfall über einen Wrasenfangraum verfügen. Abbildung: Novy

Als einer der Spezialisten für Deckenhauben gilt der belgische Hersteller Novy. Schon einige Jahre vor der aktuell wahrnehmbaren Beliebtheit hat das Unternehmen auf die Integration der Haubentechnik in der Küchendecke gesetzt. Heute sieht sich Novy als europäischer Marktführer in diesem Segment und hat erst kürzlich sein Sortiment grundlegend überarbeitet. ­Tobias Kruse, Geschäftsführer von Novy Deutschland, weiß, dass die Planung einer Deckenhaube inklusive des Trockenbaus einfach zu realisieren ist. Im Gespräch mit Dirk ­Biermann schildert er Möglichkeiten, Voraussetzungen und Grenzen der Integration einer Deckenhaube.

Küchenplaner: Herr Kruse, Kritiker der Deckenhaube sagen, dass Kochwrasen am besten dort abzuleiten sind, wo sie entstehen: direkt am Kochfeld. Beziehungsweise nah dran. Warum dann die Technik so weit oben in der Decke?
Tobias Kruse: Weil die allermeisten Kunden in der Praxis auch mit höheren Töpfen kochen oder zum Beispiel beim Braten ihre Pfanne zum Schwenken in die Hand nehmen. Natürlich sind auch andere Dunsthaubenformen oftmals eine gute Lösung. Aber je nach baulicher Situation und Designwunsch eben auch der Einbau in eine abgehängte Decke. Da die Kochwrasen ohnehin physikalisch nach oben streben, arbeitet die Technik an der Zimmerdecke am kompromisslosesten. Sofern einige Planungsdetails beachtet werden.

Küchenplaner: Nämlich?
Tobias Kruse: Vorrangig die richtige Breite der Deckenhaube, der passende Trockenbau sowie der korrekte Abstand zwischen Kochfeld und Haube.

Küchenplaner: Welche Gerätegröße empfehlen Sie bei den jeweiligen Kochfeldern?
Tobias Kruse: Es ist relativ einfach: Bei normalen Kochfelderbreiten bis 80 cm empfehlen wir 90 cm breite Decken­hauben. Alle Kochfelder bis 110 cm Breite sollten mit Geräten kombiniert werden, die ca. 120 cm breit sind. Und bei breiteren Kochzonen über 110 cm sollte mit rund 150 cm Haubenbreite geplant werden.

Küchenplaner: Breite Kochfelder von z. B. 120 cm sind längst keine Rarität mehr. Eine entsprechend große Decken­haube kann in der Montage aber ziemlich unhandlich sein – und gegen diesen Gerätetyp sprechen.
Tobias Kruse: Mit zwei Monteuren sind auch große Deckenhauben einfach einzubauen. In diesem Fall können aber auch zwei kleinere Geräte nebeneinander ge­plant werden. Es gilt stets die für den Einzelfall optimale Lösung zu finden. Die Größe der Haube ist grundsätzlich kein Planungshindernis.

Küchenplaner: Und wenn die Raumhöhe die angenommenen 2,60 Meter übersteigt?
Tobias Kruse: Prinzipiell sprechen wir von einem empfohlenen Abstand von circa 170 cm zwischen Kochfeld und Deckenhaube. Etwas höher kann man nur bei einem Gaskochfeld gehen. Ansonsten wird in fast allen Fällen die Rohdecke im Bereich der Kochzone partiell auf die passende Einbauhöhe abgehängt.

Küchenplaner: Auf welchen Überlegungen basieren diese Maßempfehlungen?
Tobias Kruse: Auf physikalischen Grundlagen. Man kann ja sehr gut messen und beobachten, wie weit der heiße Kochdunst nach oben steigt und dabei auch das Fett mitnimmt. Wenn man bei der Planung zwei wichtige Punkte beachtet, kocht der Kunde später mit Zufriedenheit: erstens sollte die Abhängung groß genug in Breite und Tiefe sein und zweitens sollte sie im Idealfall einen sogenannten Wrasenfangraum von ca. 3 - 5 cm Höhe aufweisen. Der so unterhalb der Abhängung entstehende Unterdruck unterstützt die effektive Lufterfassung.
Es ist nämlich zu bedenken, dass der Kochdunst nicht senkrecht nach oben steigt, sondern sich mit 10 bis 15° Neigung trichterförmig zur Decke bewegt. Wichtig ist, dass der komplette Dunst aufgefangen wird, da eine Abzugshaube – egal von welchem Typ oder Hersteller – grundsätzlich erst die Luft direkt erfasst, die ca. 15 cm unter dem Gerät ankommt.

Küchenplaner: Die Abhängung sollte also groß genug sein, auf jeden Fall größer als die Kochzone darunter.
Tobias Kruse: Und das nicht nur zu den Seiten, sondern auch nach hinten und über dem Kopf des Kochenden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass kein Kochdunst an der Konstruktion vorbeizieht und sich unter der Küchendecke fängt.

Küchenplaner: Funktioniert das stets tadellos?
Tobias Kruse: Ja, die Kunden sind regelmäßig begeistert von der Effektivität.

Küchenplaner: Einige Küchenplaner stehen dem Einbau von Deckenhauben dennoch skeptisch gegenüber.
Tobias Kruse: Diese Meinung sollten sie überdenken. Eine klassische Wand- oder Inselhaube ist natürlich einfacher zu argumentieren, zu planen und zu montieren. Allein schon, weil es über viele Jahre gelernt ist. Aber man bewegt sich dabei stets im Standardbereich – jenseits individueller Lösungen. Auch eine Kochfeldabsaugung ist heutzutage schon Standard, weil sie in jeder Küche gleich aussieht, egal wer sie geplant oder verkauft hat. Eine Deckenhaubenlösung ist dagegen immer 100 %ig individuell. Der Küchenhändler kann sich mit seiner Planung vom Wettbewerb absetzen, indem er eine kreative Deckenabhängung schafft. Seine gesamte Küchenplanung bekommt dadurch eine weitere Besonderheit und macht sie weniger vergleichbar mit anderen Angeboten.
Außerdem ist es nicht gleichbedeutend, dass der Einsatz einer Deckenhaube kompliziert ist. Bei der Montage arbeiten unsere Handelskunden in der Regel mit spezialisierten Trockenbauern zusammen. Für diese Betriebe ist eine abgehängte Decke oder der Geräteumbau alles andere als exotisches Hexenwerk. Das ist Alltag für einen Trockenbauer.

Küchenplaner: Aber die Haube als De­signobjekt fällt aus.
Tobias Kruse: Das stimmt so nicht, denn jede Planungssituation hat ihren eigene Charakter und jeder Kunde seine Vorlieben. Manche mögen die Haube als Hingucker, andere geraten beim flächenbündigen Deckeneinbau ins Schwärmen. Gerade das Reduzierte ist für diese Kunden das höchste der Designgefühle. Es geht soweit, dass unsere puristischen Varianten in weiß und ohne Beleuchtung stark eingesetzt werden.

Küchenplaner: Aber der Einbau macht Dreck. Auch nicht schön.
Tobias Kruse: Ein guter Trockenbauer hinterlässt keinen Dreck. Der Kunde bekommt davon fast gar nichts mit. Außerdem wird ja nicht zwangsläufig Gipskarton verbaut. Häufig kommt auch ein Umbau aus Holz in Frage. Individuell nach der baulichen Situation gefertigt.

Küchenplaner: Können Sie dennoch einige konkrete technische Details nennen, um den Einbau in eine Trockenbaukonstruktion mit Gipskarton zu veranschaulichen?
Tobias Kruse: Lassen Sie mich eine konkrete Haube dafür nehmen – unser Modell Pure’line. Auf den Längsseiten befinden sich jeweils zwei Halteklammern, die das Gerät im Ausschnitt halten. Für eine einfache und sichere Montage benötigen die Klammern eine Materialstärke von 17 bis 35 mm. Der Ausschnitt sollte auf den Längsseiten über eine entsprechend hohe Konstruktion verfügen. Hierzu eignen sich eine doppelte Rigipsplatte und ein Aluminium-Profil mit 6 cm Höhe. Dieses Profil wird offen zum Ausschnitt montiert damit die Halteklammern sicher hineingreifen können. Wir nennen unser System „Click & Fix“, weil es einfach und schnell zu montieren ist: der Monteur hebt die Haube in den Ausschnitt, die vier Halterklammern rasten mit einem Clicken in die Alu-Profile ein und schon ist das Gerät im Ausschnitt fixiert.

Küchenplaner: Umluft oder Abluft? Diese existenzielle Frage stellt sich auch bei Deckenhauben. Ihre Ansicht dazu?
Tobias Kruse: Meine Antwort darauf fällt nicht anders aus als bei anderen Gerätetypen. Entscheidend sind die baulichen Gegebenheiten und die Kochgewohnheiten der Nutzer. Dank spezieller Module funktioniert der Betrieb einer Deckenhaube auch im Umluftmodus. Allerdings gibt es einen wichtigen Aspekt zu beachten. Bei Volllast werden schnell bis zu 1000 m3/h aus einer Umluftbox geleitet. Diese muss deshalb so positioniert werden, dass sie waagerecht in einen großen Raum entlüften kann. Keinesfalls darf in einem Abstand von weniger als drei Meter eine Wand, eine Nische oder ein Hochschrank anschließen. Ebenso sollte die Einleitung der Umluft in einen zu kleinen Raum vermieden werden. In all diesen Fällen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die austretende Umluft umkehrt und unter der Dunsthaube zurückströmt. Die optimale Positionierung der Umluftbox ist deshalb besonders zu beachten. Sollten die Gegebenheiten nicht stimmen, ist die Umluftlösung keine gute Idee. Dann sollte die Möglichkeit der Abluftführung nochmals geprüft werden.

Küchenplaner: Welche Kundengruppen interessieren sich Ihrer Beobachtung nach besonders für Deckenhauben?
Tobias Kruse: Pauschal gesagt sind das die Designliebhaber. Vor allem jene, die möglichst viel Möbel und kaum Technik im Blickfeld wünschen. Aber auch die Bewohner von offenen Grundrissen, wenn eine im Raum schwebende Haube zwischen Küche und Wohnraum beziehungsweise Küche und Essplatz einfach stört. Und natürlich all diejenigen, die eine optimale Funktion erwarten, weil sie gerne und viel kochen.

Küchenplaner: Und unter ihren Handelskunden? Gibt es da ebenfalls ausgesprochene Deckenhauben-Fans?
Tobias Kruse: Selbstverständlich. Es gibt immer mehr Küchenplaner, die die Individualität einer Deckenplanung lieben und auch von ihrer Funktion überzeugt sind. Ein Blick in eine x-beliebige Restaurantküche überzeugt jeden Skeptiker, denn jeder Profikoch kocht mit einer Deckenhaube. Wer viel von seiner Dunsthaube verlangt, ist mit einer korrekt geplanten Deckenhaube richtig beraten.

www.novy-dunsthauben.de