Mit ansteckender Begeisterung
Barcelona an einem Donnerstagmorgen Ende Juli. Vierspurig pulsiert der Verkehr durch die Hauptverkehrsstraßen der katalanischen Metropole. Ansatzlos schert ein schwarz-gelb lackiertes Taxi aus der Reihe und stößt in eine sich kurz auftuende Lücke. Ein rasanter Wechsel auf die rechte Spur, wenige Meter später sind die Bremsen gefordert – ein weißer Ford hält auf der Fahrspur. Also ebenso hurtig zurück nach links. Zum Blinken bleibt keine Zeit. Ein Rollerfahrer kann gerade noch reagieren, hupt, bremst, schimpft, schüttelt die Faust, gibt Vollgas und knattert am Taxi vorbei. Am Straßenrand lärmt sich ein Presslufthammer durch den Asphalt. Neue Kanäle werden verlegt. Der Bauarbeiter mit eher zarter Statur kann das röhrende Gerät gerade so bändigen. Den nur wenige Zentimeter an ihm vorbeirauschenden Lkw scheint er nicht wahrzunehmen.
Die lebendige Atmosphäre der Stadt will so gar nicht zum Bild passen, das ich aus Deutschland mitbringe. Konkrete Vorstellungen habe ich wenige, eher eine vage Ahnung von einem Land in Lethargie. Worüber die Medien in Deutschland halt so berichten: Spanien, geschüttelt von sieben Jahren Finanz- und Wirtschaftskrise, gebeutelt von exorbitant hohen Arbeitslosenzahlen und geprägt von einer jungen, perspektivlosen Generation. Stattdessen erwartet mich geschäftiges Treiben. Auf den Straßen, auf den Gehwegen, in den Geschäften und Restaurants. Und ein niemals zu versiegen scheinender Geräuschpegel, der wie eine Käseglocke über der Stadt liegt.
Alles wieder gut in Spanien? Wohl kaum. Zwar hat das Land seine langanhaltende Rezession im dritten Quartal 2013 stoppen können und erwartet für 2014 erstmals wieder ein Wachstum (+1%)*, doch nach wie vor sind mehr als ein Viertel der arbeitsfähigen Spanier ohne Beschäftigung. Ende 2013 waren 5,89 Millionen Menschen arbeitslos. Das ist eine Quote von 26,03%. Für 2014 erwartet die Regierung einen Rückgang der Arbeitslosigkeit auf 25 Prozent. Das ist längst nicht gut. Zudem ist Barcelona nicht gleichbedeutend mit ganz Spanien. Jenseits der städtischen Industriegebiete dürfte sich die Lage anders zeigen. Aber das entzieht sich in diesem Moment der Beobachtung.
Große Unsicherheit
Vor rund sieben Jahren ist eine aufgeblähte Immobilienblase geplatzt und hat die Baubranche eines ganzen Landes vorübergehend fast zum Stillstand gebracht. Dass unter derart schwierigen Bedingungen weniger Küchen gekauft werden als gewohnt, liegt auf der Hand. Selbst die besserbetuchten Spanier investierten wenig und setzten bei Einrichtungsfragen oft auf einen privaten Ausgabestopp. Vorsorglich. „Es wusste zwischenzeitlich einfach niemand, wie es weitergehen wird“, beschreibt Núria Serra vom Küchenstudio EneDós die Stimmung. Und jene Kunden, die ihr Studio im Zentrum von Barcelona trotz der allgegenwärtig spürbaren Unsicherheit betraten, hatten bevorzugt eins im Sinn: den Preis. „In den letzten Jahren haben wir gelernt, unsere Planungen sehr effizient nach den Wünschen unserer Kunden zu gestalten“, sagt die 47-Jährige Küchenplanerin. „Damit die Preise im Rahmen bleiben.“
Wichtiges Exportland
Spanien zählt seit vielen Jahren zu den wichtigsten Exportländern der deutschen Küchenindustrie. Doch der Wandel vom Umsatzbringer zum Sorgenkind vollzog sich innerhalb weniger Jahre mit zweistelligen Einbußen. Wurden im Jahr 2011 laut Statistischem Bundesamt (www.destatis.de) noch Küchenmöbel im Wert von 36,4 Mio. Euro von Deutschland nach Spanien geliefert, waren es 2012 nur noch 27,3 Mio. Euro, und 2013 sank dieser Wert erneut auf 24,3 Mio. Euro. Das ist ein Rückgang von rund 35 % allein in diesen drei Jahren. Selbst nach Luxemburg (26,5 Mio. Euro) wurden 2013 mehr Küchenmöbel exportiert als nach Spanien.
Natürlich leidet der spanische Küchenfachhandel unter den Auswirkungen dieser Situation. Allein in Barcelona sollen in den letzten Jahren rund 40 höherwertige Studios die Türen wegen Zahlungsunfähigkeit geschlossen haben. EneDós konnte sich behaupten. Bereits seit 16 Jahren existiert das Geschäft in zentraler Lage an der Straße Muntaner 191. In dieser Zeit hat sich das Unternehmen einen geschätzten Namen gemacht. „EneDós ist in Barcelona eine Marke, auch das hat uns sicherlich vor noch schlimmeren Rückgängen bewahrt“, erläutert Núria Lafarga.
Um nicht ebenfalls in Schieflage zu geraten, wurden alle Kosten drastisch reduziert. Aber nicht an der Kompetenz gespart: Nach wie vor arbeiten bei EneDós fünf Fachleute rund um Planung (3) und Montage (2). Die Inhaberinnen Núria Lafarga und Núria Serra sind beide Innendesignerinnen, Núria Serra zusätzlich studierte Betriebswirtschafterin. Im Herbst kommt eine weitere Planungsfachkraft hinzu – die Geschäfte laufen wieder besser.
Reibungslose Abläufe
Die Kunden von EneDós sind Bauträger, Architekten und Privatleute. Der Showroom im Zentrum Barcelonas zeigt auf 160 qm sechs moderne, hochwertige Küchen – eine davon als Aktivküche voll funktionsfähig. Im Kern arbeiten die Planungsexpertinnen mit Möbeln der deutschen Marke Leicht. Neben der Hauptmarke haben sie Valcucine aus Italien im Programm sowie mehrere spanische Küchenmöbelhersteller. Doch diese Ergänzungen hätten sich nicht bewährt, sagen sie übereinstimmend. Künftig setzen die beiden Inhaberinnen konsequent auf Möbel aus Waldstetten: Im Herbst wird EneDós ein Leicht-Exklusivstudio. Als Grund für diese Entscheidung nennen beide ohne zu zögern die „große Planungsbandbreite“, die die Marke bietet. Núria Lafarga: „Wir haben mit Leicht für alle Kundenzielgruppen etwas im Programm und verfügen über viele Möglichkeiten für individuelle Küchen- und Einrichtungsplanungen.“ Weitere Vorteile aus ihrer Sicht: „Die Planungsunterlagen sind gut zu verstehen, die Abwicklung ist unkompliziert und flexibel. Und dank spanisch sprechender Leicht-Mitarbeiter funktioniere die Kommunikation reibungslos. „Wir schätzen die Zuverlässigkeit“, ergänzt Núria Serra. Dabei spricht sie aus langjähriger Erfahrung. Schon ihr Vater betrieb in Valencia ein Küchenstudio – mit Möbeln von Leicht. Núria Serra war bei ihrem ersten Besuch in der Zentrale des Küchenmöbelherstellers in Waldstetten gerade 10 Jahre alt. Das war vor 37 Jahren. Seitdem sei so etwas wie eine Familienbeziehung zum deutschen Unternehmen entstanden. Und die werde von beiden Seiten gepflegt.
Starke Marken
Bei der Ausstattung setzen die spanischen Planerinnen ebenfalls auf Markenqualität aus Deutschland: Miele, Gaggenau, Siemens, Bosch, Gutmann und Liebherr stehen auf der Lieferantenliste. Beim Zubehör sind es bevorzugt Blanco, Grohe und KWC. Ein besonderer Planungsaspekt sei die Arbeitsfläche. Spanische Kunden seien preisbewusst, aber an der Platte werde nicht gern gespart. Keramik steht auch bei den spanischen Küchenkäufern zunehmend hoch im Kurs, daneben hat Quarzstein einen traditionell hohen Stellenwert. Als spanisches Unternehmen spielt hier Marktführer Cosentino seine Stärken aus. Zudem arbeiten die Planerinnen regelmäßig mit regionalen Steinmetzbetrieben zusammen. Diese sind in Spanien sehr verbreitet.
Nah am Kunden
Individualität, Qualität und ein guter Preis – das sind die Grundpfeiler der Philosophie. Für Núria Lafarga und Núria Serra ist es selbstverständlich, sich an den Bedürfnissen und Wünschen ihrer Kunden zu orientieren, und diese zu einem möglichst attraktiven Preis zu realisieren. Jeweils bezogen auf die Individualität und die finanziellen Möglichkeiten der Kunden. Küchen von EneDós sind modern, zeitlos, funktionell und hochwertig. Mit durchschnittlich 25000 bis 30000 Euro schlagen sie zu Buche. Inklusive Geräte und Zubehör. Aber auch für Kunden mit einem geringeren Budget gibt es adäquate Lösungen, um den Küchenraum und bei Bedarf die angrenzenden Wohnräume schick und praktisch zu möblieren.
Der Händler ist die Marke
Das Siegel „Made in Germany“ habe auch in Spanien Strahlkraft, berichten die Studiobesitzerinnen, aber bei EneDós eher auf den zweiten Blick: Den Kunden gefällt die Gestaltung des Showrooms und die der Möbel. „Wenn sie dann hören, dass die Küchen aus Deutschland stammen, umso besser“, erläutert Núria Serra. In erster Linie ist aber das Studio EneDós die Marke. Leicht sei als Premium-Küchenmöbelhersteller in Spanien noch nicht sehr bekannt. Was sich aber durch das Empfehlungsmarketing des Studios zunehmend ändert. Neben der Veröffentlichung von Einrichtungsbeispielen in hochwertigen Wohnmagazinen setzen Lafarga und Serra in ihrer Öffentlichkeitsarbeit bewusst auf zufriedene Kunden, die Freunde, Verwandten und Geschäftspartnern von ihren Erfahrungen berichten. Gerade im Objektgeschäft sei dies ein wichtiger Faktor. Hinzu kommt das Online-Marketing. Auch in Spanien werde die Internetpräsenz immer wichtiger. Wenngleich die Unternehmerinnen einräumen, dass eine umfassende und stets aktuelle Online-Präsenz für ein kleines Studio eine große Herausforderung sei. Auch in Spanien hat der Tag nur 24 Stunden, und die 6-Tage-Woche der beiden ist schnell gefüllt.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Der spanische Markt mag seine eigenen Gesetze haben – im Grundsatz unterscheiden sich die Planungsergebnisse von EneDós aber kaum von denen eines hochwertigen Planers in Deutschland. Auch in Spanien mag man wenn möglich „offen“ wohnen, mit einer Kücheninsel als zentralem Punkt. „Das versuchen wir umzusetzen, wenn immer es machbar ist“, berichtet Núria Serra. Und dann gern mit einer Deckenhaube als zurückgenommenem Gestaltungselement. Das passe zu den zeitlos-eleganten Küchenmöbeln. Wenn der Kunde es wünscht, organisiert das Planungsteam den kompletten Innenausbau vom Trockenbau über die Wand- und Bodengestaltung bis zu den Gardinen.
Freude am Planen
Egal ob „einfache“ Küchenraummöblierung oder komplexe Einrichtungsgestaltung – niemals reduzieren sich die Planerinnen in ihrer Arbeit allein auf optische Gesichtspunkte oder Design-Highlights. „Eine Küche ist ein Funktionsraum, und als solcher muss er geplant werden“, sagen die beiden. Das ist ihre Überzeugung und davon rücken sie bei aller Kundenorientierung nicht ab. Wobei sich diese beiden Aspekte bei EneDós ohnehin eher ergänzen als in Konkurrenz zueinander zu stehen.
Hinzu kommen die Persönlichkeiten der Planerinnen. Was ihnen am wichtigsten sei bei ihrer Tätigkeit? Da müssen beide nur sehr kurz überlegen: „Das Glück, eigene Ideen, Kreativität und Inspiration in ein Produkt fließen zu lassen. Aber ganz besonders, dass wir für einen anderen Menschen einen persönlichen Wunsch realisieren können, der seine Wohn- und Lebenszufriedenheit erhöht. Wenn wir am Ende das Lachen und die Freude unserer Kunden erleben, ist das einfach schön.“ Und wenn Núria Serra und Nurai Lafarga das sagen, strahlen sie über das ganze Gesicht. Authentisch, herzlich – und ansteckend lebendig.
* Quelle: Auswärtiges Amt; www.auswaertiges-amt.de