Vauth-Sagel wird immer internationaler
Kurz vor dem KÜCHENPLANER-Interview diskutiert Claus Sagel mit seinen internen Fachleuten die Händlerstruktur in Australien, kurz darauf wird der geschäftsführende Gesellschafter schon wieder im Flieger sitzen – Richtung Vereinigte Staaten, zur International Woodworking Fair. Ein Messebesuch in Atlanta ist Pflicht. „Australien und die USA, das sind zwei Länder, die gut laufen“, sagt Sagel. Dabei wirkt er zufrieden. Aber nicht selbstzufrieden. Denn er fügt hinzu: „In diesem Jahr stehen wir vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen.“ Dabei denkt er besonders an die politischen Brandherde in Russland und im Mittleren Osten. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind enorm. Das seien Situationen, die nicht absehbar waren. „Dass ein Wachstumsmarkt wie Russland innerhalb weniger Wochen praktisch zum Stillstand kommt, macht uns doch sehr nachdenklich“, erläutert Sagel, „auch wenn unser Unternehmen von der Entwicklung noch nicht direkt betroffen ist.“ Aktuell seien die Umsatzzahlen weltweit in Ordnung. Man läge im Plan. „Das erste Halbjahr war gut. Ich gehe aber davon aus, dass die kommenden sechs Monate verhaltener werden. Es wird eine Seitwärtsbewegung geben“, prognostiziert er.
Sprung gewagt
Neben dem europäischen Markt liegt der Fokus für die Unternehmensgruppe Vauth-Sagel zurzeit auf Nord- und Südamerika sowie dem asiatischen Raum. „Wir haben jetzt den Sprung über den großen Teich gewagt und im vergangenen November eine Niederlassung in den USA gegründet“, berichtet Claus Sagel. Die Unternehmensgruppe arbeitet nach dem Prinzip „Think global – act local“. Das heißt: Um in einem Land eine Marke zu werden, müsse man die lokale Kultur beherrschen und brauche gute Leute vor Ort. So plant Vauth-Sagel einige Erweiterungen. „Wir wollen uns in den Ländern verstärkt engagieren, in denen das Wachstum und das Umsatzpotenzial eine gewisse Größe hat.“ Indien, China und Russland gehören zu den Kandidaten. „Die Märkte dort sind so groß, dass eine vertriebliche Unterstützung vor Ort unabdingbar ist. Denn dann können wir noch schneller auf die Bedürfnisse der Kunden reagieren“, erklärt Sagel.
Mit allen Materialien vertraut
Ein wichtiger Baustein für den Erfolg des Unternehmens: Vauth-Sagel hat sich seit der Firmengründung Ende 1962 bewusst breit aufgestellt. Das inhabergeführte Familienunternehmen verarbeitet Blech, Draht und Stahl, aber auch Holz und Kunststoff. Die Produktionsstandorte liegen mit Brakel-Erkeln, Paderborn, Beverungen und Korbach in regionaler Nachbarschaft und damit „Made in Germany“. „Die räumliche Nähe der Standorte und die Materialverarbeitung in der Tiefe machen uns einzigartig“, so Sagel.
Dass das Unternehmen innerhalb von fünf Jahrzehnten zu einer anorganischen, weltweit agierenden Gruppe gewachsen ist, hänge auch mit vielen Zufällen zusammen. Das sei aus der Historie gewachsen. Beispielsweise sei ein Lieferant für ein wichtiges Zulieferteil ausgefallen – statt einen neuen Zulieferer zu suchen, sei man zu dem Entschluss gekommen, das Produkt künftig selbst herzustellen.
Seit drei Jahren kommuniziert Vauth-Sagel seine Materialkompetenz gezielt nach außen. „Dadurch haben wir neue Umsatzpotenziale in den Kernbereichen erschlossen“, erklärt der Unternehmer. Vauth-Sagel sei früher oft als reiner „Korbmacher“ wahrgenommen worden. „Dass wir aber auch Spritzguss können und eine Blech- oder Holzverarbeitung haben, sahen viele erst auf den zweiten Blick.“
Die Zukunft der vernetzten Küche
Ein Thema für die Zukunft wird bei Vauth-Sagel auch die vernetzte Küche sein. „Da wird noch sehr viel Musik drin sein“, ist sich Claus Sagel sicher. Allerdings sind die Entwicklungen dazu noch lange nicht abgeschlossen. Fakt ist: Der Durchbruch von elektrifizierten Schubladen, wie sie Vauth-Sagel zusammen mit Mauser Einrichtungssysteme auf der imm cologne 2011 gezeigt hatte, war nicht so groß, wie anfangs erhofft. Dass Schubladen sich von allein öffnen und schließen, sei ein „Nice to have“. „Aber der Markt ist dafür noch nicht bereit“, erklärt der Unternehmer.
Die vernetzte Küche wird kommen. Da ist sich Sagel sicher: „Aber ich halte es für fraglich, ob sie ein Massenprodukt wird.“ Das Unternehmen Vauth-Sagel behält das Thema weiterhin im Fokus. In der Entwicklungstätigkeit bildet es aber keinen Schwerpunkt. Dieser liegt vor allem in der Funktionalität der Produkte. „Unsere Aufgabenstellung lautet: Produkte hervorzubringen, die den Anforderungen des Marktes hinsichtlich Preis und Qualität gerecht werden.“ Es gelte, Lücken in der Produktpalette zu schließen, so wie es jetzt bei Abfalltrennsystemen mit dem „Öko liner“ der Fall ist. „Wir waren zwar schon jahrelang Lieferant dieser Systeme für die Küchenmöbelindustrie – aber nicht mit der Nachhaltigkeit und Deutlichkeit, wie wir es jetzt umsetzen“, sagt Claus Sagel. Und er fährt fort: „Da haben auch noch andere Produktgruppen großes Potenzial.“
Vorgeschmack auf die interzum
Die internationalen Messen in den USA, Italien, Großbritannien oder Australien sind nur ein Vorgeschmack auf das, was Vauth-Sagel den Besuchern auf der interzum im Mai 2015 bieten wird. „Eines kann ich schon jetzt verraten: Wir werden wieder einen tollen Messeauftritt hinlegen“, erklärt Sagel. Vor zwei Jahren setzte das Unternehmen mit seinem Standkonzept einer westfälischen Jagdhütte das Thema „Made in Germany“ in Szene. „Damals haben wir eine sehr, sehr gute Resonanz erhalten. Sicherlich werden wir unseren Händlern erneut eine ansprechende Gesamtpräsentation bieten.“ Keine Frage: Vauth-Sagel wird auch neue Produkte präsentieren. Genaueres will Claus Sagel aber (noch) nicht sagen. Die Muster liegen bei den Ingenieuren und Entwicklern bereits auf den Tischen. Der Feinschliff hat begonnen. Die interzum sei für Vauth-Sagel die international maßgebende Messe – vor allem auch, um das Feedback von den Industriepartnern und Händlern zu erhalten. „Das ist immer die blanke Wahrheit“, erklärt der Unternehmer.
Der Messekalender von Vauth-Sagel ist voll. Das ostwestfälische Unternehmen ist weltweit auf den Ausstellungsplattformen präsent. Das bringt Veränderungen mit sich. Andere Termine fallen dadurch weg. So verzichtete Vauth-Sagel im vergangenen Februar auf die ZOW in Bad Salzuflen. Und wird es – Stand heute – auch in Zukunft so halten. „Die ZOW ist immer eine gute Messe gewesen, aber sie passt nicht mehr in unser Portfolio“, erklärt Claus Sagel. Vauth-Sagel brauche die ZOW nicht, um die deutsche Küchenmöbelindustrie zu besuchen. Denn den engen Kontakt pflegt das Unternehmen regelmäßig über das gesamte Jahr hinweg.
www.vauth-sagel.de
Die Unternehmensgruppe
Die inhabergeführte Unternehmensgruppe entwickelt, produziert und vertreibt seit 1962 materialienübergreifende Systemkomponenten für die Branchen Medizin/Care, Automotive und Caravaning sowie innovative Stauraumsysteme für die Küchen- und Möbelindustrie. Darüber hinaus werden komplette Büro- sowie Pflegeeinrichtungen angeboten. Dabei zeichnet die Vauth-Sagel Unternehmensgruppe besonders die Materialkompetenz in den Bereichen Draht, Stahl, Blech, Holz und Kunststoff aus. Mehr als 850 Mitarbeiter produzieren jährlich weit mehr als 85 Millionen Produkte. Die eigene Logistik sowie die global operierende Vertriebsmannschaft runden das Leistungsangebot ab. Das erste Erfolgsprodukt war ein Käsehordenwagen. Darüber hinaus entwickelte Vauth-Sagel in den 1960er-Jahren einen Transportwagen, der bis heute in nahezu jedem Unternehmen zu finden ist. In der Möbelindustrie waren damals besonders dekorative Drahtartikel sehr gefragt. Bei Vauth-Sagel wurden verstärkt Entwicklungsvorschläge für ein attraktives Innenleben angefragt, basierend auf funktionsfähigen Drahtartikeln für die Küchenmöbelbranche.
Heute leiten die fünf Söhne des Gründers Heinrich Sagel die Geschicke der Gruppe. Heinz Otto und Thomas traten 1987 in das Familienunternehmen ein, sieben Jahre später folgte ihr Bruder Claus. 2003 fanden Peter und Martin ihre Aufgabenbereiche im Unternehmen. (ap)
Produkthighlights
Zwei Highlights aus dem breiten Programm von Vauth-Sagel sind der Vorratsschrank VSA sowie das Abfalltrennsystem „Öko liner“.
Der Vorratsschrankauszug VSA setzt auf Komfort und Design. Ihn zeichnet vor allem sein Öffnungsmechanismus aus, der das Staugut in einem Zug automatisch auf den Nutzer zu bewegt und so für einen optimalen Überblick sorgt. Ausgestattet mit dem Korbprogramm Premea Artline (Foto) stellt der VSA eine komfortable Art der Bevorratung in modernen Küchen dar.
Das Abfalltrennsystem „Öko liner“ ist die Lösung für eine saubere und komfortable Abfallentsorgung. Der „Öko liner“ ist als Front-Auszug mit zwei Einbauhöhen konzipiert. Das System ist platzsparend und dank seiner verschiedenen Volumina für jede Küche die optimale Lösung. Der Behälter besteht aus hochwertigem Kunststoff mit extraglatten und dadurch leicht zu reinigenden Seitenwänden. Der Vollauszug mit Dämpfung garantiert ein schonendes und leises Schließen. (ap)