05.06.2015

Die interzum ist eine Leitmesse von internationalem Ruf. Selbst widrigste äußere Bedingungen wie der bundesweite Bahnstreik während der gesamten Messedauer konnten da nichts gegen ausrichten.

Dirk Biermann, Chefredakteur KÜCHENPLANER. Foto: Peter Ostermann

Die Messegesellschaft zählte mehr als 57 500 Fachbesucher aus 143 Ländern. Das bedeutet ein Plus von 8,5% im Vergleich zu 2013. Angesichts des erschwerten Hin- und wieder Wegkommens sowie heillos verstopfter Autobahnen und Schleichwege im Großraum „Messe-Deutz“ ein Top-Ergebnis. „Nie war Köln mehr Mailand als zur interzum 2015“, könnte man frotzeln. Wäre da nicht der von den Veranstaltern kurzfristig organisierte Shuttle-Service gewesen: Dieser Hol- und Bringedienst ab den Flughäfen Frankfurt und Düsseldorf sowie der Möbelregion Ostwestfalen wurde so gut angenommen und funktionierte so reibungslos, dass aufkommende italienische Momente schnell verpufften.

Maßstäbe gesetzt
Doch jetzt mal alle Ironie beiseite. Die interzum 2015 setzte Maßstäbe – in Sachen Produktdesign, Funktion, Konzept und Darstellung. Die Schrankausstatter zum Beispiel präsentierten viele anregende Ideen für ein erlebnisorientiert und individuell in Szene gesetztes Innenleben. Die technische Perfektion der Umsetzungen beeindruckte. „Eine Plattform, viele Lösungen“ lautet das herstellerübergreifende Credo. Das ist wirtschaftlich lukrativ und erleichtert den Kunden in der Küchenmöbelindustrie die Arbeit - in der Produktion und bei der Logistik.

Neue Beratungsansätze
Auch für Küchenplaner ergeben sich dadurch neue Ansätze. Denn statt optische Einheitsplanungen viel zu früh über den Preis thematisieren zu müssen, bietet sich die Chance, Geschichten zu erzählen: Über Komfort, Bedürfnisse, Kochgewohnheiten, individuelle Gestaltungsmöglichkeiten – und warum es nützlich sein kann, wenn die Arbeitsfläche auf Knopfdruck hoch- und runterfährt oder geöffnete Oberschrankklappen elektrisch motiviert sanft schließen. Wer mit seinen Kunden auf diese Weise ins Gespräch kommen möchte, sollte diese Funktionen zeigen. In echt – oder digital per App auf dem Flat-Screen in der Ausstellung. Immer mehr Möbelausstatter setzen ihr Sortiment auch multimedial in Szene.

Scheuklappen ablegen
Manche Zeitgenossen behaupten gern, dass mit dem Begriff „Weiß“ die Küchentrends der Saison erschöpfend behandelt seien. Es mag sein, dass Küchenmöbel auch in Zukunft bevorzugt in hellen Tönen bestellt werden – daran ist im Grunde auch nichts verwerflich. Doch legen wir die Scheuklappen der optischen Fixierung einmal zur Seite und betrachten die Küche in voller Schönheit. Das Gesamtprodukt Einbauküche definiert sich zusehends AUCH über die Gerätetechnik und die Gestaltung des Schrankinnenlebens. Für die Küchenspezialisten könnte dies bedeuten: Drehen Sie die Küche doch mal argumentativ auf links: Beginnen Sie mit der Funktion und stellen sie abschließend die Frage: „Darf es Ihre Küche nun in Polar- oder Kalkweiß sein? Ungewöhnlich. Doch ein Versuch ist es wert. (Dirk Biermann)

Dieser Beitrag ist als Editorial in der Ausgabe KÜCHENPLANER 5/6 2015 erschienen.



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