Neue Alno GmbH wirbt um Vertrauen
Andreas Sandmann, Geschäftsführer der Neue Alno GmbH, will das Unternehmen wieder in der Mitte der Gesellschaft positionieren. Also dort, wo die Marke herkommt und groß geworden ist. Als eine Art „Volksmarke“, wie es griffig aus dem Unternehmen heißt. Diese Mitte sieht er bei Kommissionswerten zwischen 4.000 und 12.000 Euro. Ambitionierter geht aber auch, denn Design-Highlights wie „Alno Attract“ oder die Programme mit Glas- und Keramik wird es „weiterhin geben“, wie Berthold Schneider, Leiter Produktentwicklung, Marketing und Qualität der Neue Alno GmbH, ergänzt. Das volumenstarke Küchensegment unterhalb der designorientierten Modelle – also die klassische Melaminküche für den Einstieg und die Mitte des Marktes – erhält einen eigenen Namen. Diese Küchen werden künftig unter einem eigenen Label mit dem Namen „Active“ vertrieben.
Küchen aus dem Modelljahr 2017
Ab sofort bestellbar für Händler sind Alno-Küchen aus dem Sortimentsjahr 2017/2018 – plus aktuelle Ergänzungen. Alle Verkaufsunterlagen dafür sind ebenfalls weiterhin in Kraft. Die im September in Hiddenhausen vorgestellten Neuheiten für 2018 sollen im zweiten Halbjahr zur Verfügung stehen. Diese Möbel sowie die begleitenden Verkaufsunterlagen wurden aufgrund der Insolvenz und dem Fertigungsstopp der Alno AG nicht weiter produziert.
1.000 Schränke täglich sind das Ziel
Zu tun gibt es für die Verantwortlichen der Neue Alno GmbH derzeit reichlich. Was realisiert werden kann, hängt manchmal auch davon ab, ob ein Mitarbeiter dafür an Bord ist. 325 Mitarbeiter zählt die Gesellschaft Stand Mitte Januar 2018, zuletzt waren es am Standort Pfullendorf 520, Ende 2015 in der Alno AG sogar mehr als 2000. Mit diesen 325 Mitarbeitern sei die notwendige Personalstärke für die Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs jedoch erreicht, und die ersten Küchen sollen noch im März ausgeliefert werden. Aktuell plant das Unternehmen für dieses Jahr mit einem Produktionsziel von 1.000 Schränken pro Tag. Kapazität ist in Pfullendorf für die vierfache Menge. Eine Rolle spielen werden in den kommenden Monaten auch die Auftrags- und Bauteilefertigungen für andere Hersteller. Aktuell gibt es im Markt – auch durch den Ausfall der Alno- und Wellmann-Produktion – Wartezeiten bei der Auslieferung bestellter Küchen von acht bis zehn Wochen und länger, sodass zusätzliche Produktionskapazitäten gern genutzt werden.
Fehlteile sorgen für Unmut
Dass die neu gegründete GmbH schuldenfrei an den Start geht und durch den neuen Eigentümer RiverRock mit der nötigen Anschubfinanzierung ausgestattet ist, erleichtert den neuen Verantwortlichen ihre Aufgabe. Vordringliches Ziel müsse es jetzt sein, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, heißt es unisono. Besonders im Inland sind viele Händler nachhaltig reserviert, allein schon durch die unvollständig ausgelieferten Kommissionen in den Wochen vor dem Produktionsstopp. Dessen ist sich die neu formierte Führungsriege bewusst, spricht aber dennoch von „vielen positiven Signalen“ aus dem Handel und von den Verbundgruppen. Noch ausstehende Fehlteile sollen so schnell wie möglich gefertigt und ausgeliefert werden. Andreas Sandmann berichtet aber auch, dass das Vertrauen zum Standort Pfullendorf offensichtlich nach wie vor groß ist im Markt, verloren gegangen sei vor allem das Vertrauen zum früheren Konzern.
Neustart auch im Export
Im Export ist das Unternehmens-Image noch intakter, sagt Peter Esser, Sales Director Export der Neue Alno GmbH. Viele Händler haben ihre Ausstellung nach wie vor mit Musterküchen von Alno bestückt und „freuen sich, dass es weitergeht“. Da mit der Pleite der Alno AG auch die Tochtergesellschaften in den Auslandsmärkten zusammengebrochen sind, werden die Export-Kontakte jetzt von Pfullendorf aus neu geknüpft. Und das bewusst selektiv. Den Anfang für den internationalen Neustart machen die europäischen Nachbarmärkte in Benelux, England, Schweiz, Österreich, Frankreich und Italien sowie die Übersee-Märkte Asien und USA sowie die Türkei.
Kaufpreis: 20 Mio. Euro
Kurz vor Weihnachten, am 18. Dezember 2017, wurde der notarielle Kaufvertrag zwischen der Alno AG und dem britischen Finanzinvestor RiverRock unterzeichnet. Zum Ende der ersten Januar-Woche wurde dieser wirksam. RiverRock hat 20 Mio. Euro für Maschinen, Grundstücke und Markenrechte bezahlt. Dieser Verkaufserlös ist der Grundstock der Liquiditätsmasse, mit der jetzt die zahlreichen Gläubiger der Alno AG befriedigt werden müssen. Schätzungen zufolge soll sich die Verfügungsmasse auf max. 50 Mio. Euro belaufen. Dem stehen 250 Mio. Euro an Forderungen der Gläubiger gegenüber.
Noch offen: Verfahren wegen Insolvenzverschleppung
Ob es zu staatsanwaltlichen Untersuchungen gegenüber den früheren Verantwortlichen der Alno AG aufgrund einer möglichen Insolvenzverschleppung kommt, wie es in verschiedenen Medien angedeutet wurde, steht noch nicht fest.
(Dirk Biermann)
www.alno.de