Die Küche wird flexibel
Auf der Suche nach Innovationen ist Designern das Schubladendenken fremd. Wer aber die Küche der Zukunft inszenieren will, muss Schubladen denken. Oder nicht? Die Frage soll während der LivingKitchen beantwortet werden. Denn die Kölnmesse hat den renommierten Zürcher Designer Alfredo Häberli damit beauftragt, einen Entwurf der Küche der Zukunft zu kreieren.
Während der internationalen Pressekonferenz in Madrid Anfang September gab Häberli bereits einen Einblick in seine Vorstellungen. Und wer ihm zuhört, erkennt sofort: Der Designer denkt Küche von einer ganz anderen Seite. Es ist viel mehr als nur neues Design oder Farbe. „Warum sind Kühlschränke immer vertikal angeordnet?“, fragt er. Es gehe doch auch anders. Dazu stellt sich Häberli im Zuge der Wohnraumknappheit und Urbanisierung einen Rückzug auf das Wesentliche in der Küche vor. Dazu sollen beispielsweise auch Kochfelder transportabel und damit, wie der Wohnraum, flexibel einsetzbar sein. Der Lebensraum muss sich zukünftig anpassen – nicht der Mensch.
Mikroapartments: zentral aber klein
Schließlich werden Wohnungen in Zukunft immer kleiner. Die sogenannten Mikroapartments gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Gründe dafür sind, dass immer mehr Studenten, Singles und Pendler bezahlbaren Wohnraum in zentraler Lage von Großstädten suchen. Das ist ein weltweites Phänomen. Experten erwarten, dass bis zum Jahr 2020 die Zahl der Ein-Personen-Haushalte allein in Deutschland auf 50 Prozent steigen wird. In anderen Industrieländern liegt die Zahl ähnlich hoch. Allein aus diesem Grund muss sich Gestalt, Design und auch Funktion der Küche weiter ändern.
Ganzheitliches Konzept auf 160 m2
Alfredo Häberli, der unter anderem auch die Medaillen für die Leichtathletik-Europameisterschaft 2014 in Zürich entworfen hat, wird in Köln auf 160 Quadratmetern ein ganzheitliches Konzept vorstellen, wie seiner Meinung nach die Küche der Zukunft aussehen kann. „Urban Gardening“, also Gärten innerhalb der Stadt, wird dabei ebenfalls eine Rolle spielen. Der Designer weiß allerdings genau, dass es nicht die ultimative Gestaltungsidee geben wird: „Natürlich wird es neben Mikroapartments auch immer Wohnküchen mit 25 Quadratmetern geben. Deshalb ist es eine schwierige, aber auch schöne Arbeit.“
Smarte Lösungswelten
Daneben werden während der LivingKitchen smarte Lösungen im Mittelpunkt stehen. „Wir müssen uns fragen: Wo ist der Bedarf? Was bewegt den Endkunden?“, sagte Volker Irle in Madrid. Der Geschäftsführer der AMK ist sich sicher, dass zukünftig immer mehr Lösungswelten entwickelt werden. Insellösungen, die es inzwischen von zahlreichen Herstellern als vereinzelt vernetzte Geräte gibt, sollten bald der Vergangenheit angehören.
Vorstellbar sei auch, dass Roboter die „lästige Arbeit“, wie Irle sagt, übernehmen. Dazu gehören beispielsweise Spülen, Abtrocknen oder Aufräumen. Auf 600 Quadratmetern wird während der Kölner Messe, ausgehend von heute bereits verfügbaren Technologien, gezeigt, was in Zukunft in der smarten Küche zu erwarten ist.
Kochen im Wandel
Mit den veränderten Wohnsituationen und dem technologischen Fortschritt geht auch eine rasend schnell veränderte Koch- und Esskultur einher. Vielleicht wird in der „Küche von morgen“ nur noch Convenience zubereitet. Die Kölnmesse spricht in einer Pressemitteilung auch von dem Foodtrend „Smorging“. Smor..., was? Das ist ein schwedischer Begriff, der in Deutschland gleichbedeutend mit Brotzeit ist, in Spanien mit Tapas oder in Italien mit Antipasti. Zu Brot und Butter werden Wurst, Käse, Dips, Chutneys, Fisch, Gemüse oder Obst gereicht.
Nur von Freitag bis Sonntag
Foodtrends lösen sich derzeit gefühlt im Sekundentakt ab. Auch deshalb werden während der LivingKitchen im Januar in einem internationalen Foodmarkt aktuelle Lifestyletrends vorgestellt.
Der Markt richtet sich in erster Linie an Endverbraucher und öffnet ausschließlich am Messewochenende von Freitag, 18. Januar, bis Sonntag, 20. Januar. Weitere Informationen dazu sowie zu Ticketes und Anreise gibt es unter www.livingkitchen-cologne.de.
Astrid Plaßhenrich