Mit der AMK unterwegs: Folge 3 – Häfele
Auch bei Häfele rollten in den vergangenen Monaten die Bagger. Aber nicht am Firmensitz in Nagold, sondern in Lehrte bei Hannover. Dort eröffnete das Unternehmen vor wenigen Wochen ein neues Versandzentrum. Es ist das zweite in Deutschland. Es soll für noch kürzere Lieferzeiten sorgen und für einen weiter verbesserten Service für Kunden in Norddeutschland, Benelux und Nordeuropa. Für das Unternehmen, Spezialist für Beschlagtechnik, elektronische Schließsysteme und Licht, ist die Eröffnung des zweiten Logistikstandorts in Deutschland nach eigenen Angaben ein Meilenstein in der Umsetzung der neuen Europa-Strategie. „Damit machen wir uns fit für eine noch bessere und schnellere Versorgung unserer Kunden in ganz Europa“, sagt Unternehmensleiterin, Sibylle Thierer. Das neue Logistikzentrum in Lehrte verfügt über eine Lagerfläche von 19.600 Quadratmetern. Vorrätig gehalten werden dort mehr als 25.000 Artikel aus dem Häfele Sortiment. Lehrte ist neben Nagold der zweite Logistikstandort in Deutschland, weltweit unterhält das Unternehmen 53 Logistikstandorte.
Nach Aussage von Sibylle Thierer gibt Häfele mit der Investition in das neue Logistikzentrum auch den Startschuss für den weiteren Ausbau der Dienstleistungen und Sortimente in Deutschland und den europäischen Nachbarländern. Zudem soll das Invest die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmensgruppe in Europa sichern. Weitere Modernisierungen und Erweiterungen der Logistik in Nagold seien ebenfalls geplant.
In Lösungen denken
Logistik hier, Logistik dort – eigentlich ist Häfele doch ein Beschlägehändler für Handwerk, Handel und Industrie und kein Transportunternehmen. So mag man mit flüchtigem Blick auf das Unternehmen denken, doch in der Realität ist gerade die Logistik eins der herausragenden Kompetenzfelder des Unternehmens. Und ein elementarer Baustein im Bestreben, zusammen mit den Kunden Möbel immer besser und funktionaler auszustatten. Dabei hat sich Häfele in seinem Selbstverständnis komplett gewandelt. „Wir reden heute nicht mehr über Beschläge, sondern über Lösungen und Funktionen“, sagt Sybille Thierer. Um diese Lösungen bis in kleinste Nischen jederzeit und so schnell wie möglich umsetzen zu können, benötige es ein breites Sortiment. Und das hat Häfele ohne Frage. Der aktuelle Katalog, der „Dicke Häfele“, listet 150.000 Beschläge und sonstige Produkte auf. Für den Möbelbau und die Küchenausstattung. Ein Teil davon ist Handelsware. Manche Produkte werden auch auf Basis eigener Entwicklung im Auftrag gefertigt oder gleich selber produziert. Eigensortimente mit Häfele-Branding gibt es bei Möbelverbindern, Auszugführungen, elektrischen Schließsystemen und Tischsystemen für Büroanwendungen. Klappenbeschläge für Küchenoberschränke produziert Häfele ebenfalls selbst: in einem Joint-Venture mit Kesseböhmer in Budapest.
Viel Funktion auf kleinem Raum
Der Anspruch, in Lösungen zu denken statt in Beschlägen, setzt sich im „Häfele Functionality Cube“ praxisnah um. Unter dem Slogan „Mehr Leben pro qm“ hat der Technikspezialist ein „Tiny House“ hochflexibel ausgestattet. Mit Küchenmöbeln mit verschiebbarer Arbeitsfläche, einer Küchenzeile hinter Einschubtüren, einem ausziehbaren Ess-Tisch für fünf Personen und in die Möbel integrierte Unterhaltungselektronik. „Ein Raum, unzählige Konfigurationen“, sagt Sybille Thierer dazu. Selbst der Schreibtisch wird im „Häfele Functionality Cube“ zum Bett.
Licht wird zum Küchenstandard
Ein weitere Kompetenzfeld, das sich in der Unternehmensgruppe gerade entwickelt und zu etablieren beginnt, ist die Themenkombination Licht und Vernetzung im Rahmen von Smart Home. „Wir sind überzeugt, dass Licht in der Küche zum Standard wird“, sagt auch Nikolas Bransch, Verkaufsleiter Deutschland. Und das in vernetzten Systemen, die individuell nach Bedürfnis, Vorlieben oder Tätigkeiten konfiguriert werden können. Nach der Übernahme des Leuchtenspezialisten Nimbus gewinnt das Thema bei Häfele an Dynamik. Die Beleuchtung sei zwar schon seit zehn Jahren ein Thema, berichtet Andreas Hamberger, Leitung Verkauf Industrie, aber jetzt fände der Übergang von der Beleuchtung von Möbeln zur Raumbeleuchtung statt. Mit „Loox 5“ präsentierte Häfele hierzu auf der interzum 2019 ein System, das Netzversorgung, Verteilung und Vernetzung separiert und so die lineare Verbindung von Korpus zu Korpus ermöglicht. Die Abkehr von der der herkömmlichen Sternverteilung (immer zurück zum Netzteil) öffne die Beleuchtung für Innovationen in Teilbereichen des Gesamtsystems. Diese könnten nun noch zielgerichteter integriert werden, ohne das gesamte Beleuchtungssystem austauschen zu müssen. Die Vernetzung findet auf Basis von Bluetooth Mesh statt. Dabei handelt es sich um eine Betriebsart, die mehrere Bluetooth-Geräte zu einem sogenannten vermaschten Funknetzwerk zusammenschließt.