„Durchaus Lust auf Wohnen und Einrichten“
„Der Blick in die nahe Zukunft zeigt, dass die Deutschen durchaus Lust auf das Thema Wohnen und Einrichten verspüren“, unterstrich Jan Kurth seine Einschätzung im Rahmen einer Pressekonferenz im Vorfeld der Einrichtungsmesse imm cologne (13. bis 19. Januar 2020). Denn 1. „planen knapp ein Viertel aller Deutschen – und damit etwa 19 Mio. Menschen in 9,3 Mio. Haushalten - im Jahr 2020 die Anschaffung neuer Möbel, wobei die durchschnittliche Ausgabenbereitschaft 2020 für Möbel 2.581 Euro pro Haushalt beträgt“. Und 2. sei gerade bei jungen Leuten die Lust auf neue Möbel besonders spürbar: So planen 40,5% der Bevölkerung zwischen 14 und 29 Jahren neue Möbel zu kaufen. Ebenso planen einen Neukauf 31,5% der 30 bis 39-jährigen Bevölkerung. Von den über 60-jährigen haben dies nur 12,5% vor.“ Vor diesem Hintergrund rechnet der Wohnmöbelverband für 2020 mit einem leichten Umsatzplus von ca. ein Prozent. Das Jahr 2019 schloss die deutsche Möbelindustrie mit einem Umsatzminus in Höhe von rund einem halben Prozent. Nach zehn Monaten – also bis einschließlich Ende Oktober – wies die Branchenstatistik ein negatives Ergebnis von 0,4% mit einem Gesamtumsatz von knapp 14,9 Mrd. Euro aus. Für das Gesamtjahr 2019 rechnet der Verband mit einem Umsatz von rund 18 Mrd. Euro.
Aufwärtstrend in den Exportmärkten
Positiv stimmt die Verbandsoberen der Blick auf die aktuelle Entwicklung der Auslandsmärkte. In den ersten zehn Monaten 2019 gingen 32,8% der in Deutschland produzierten Möbel direkt ins Ausland. Dies sei die höchste jemals gemessene Exportquote. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren belief sich diese Quote auf 16,3%. 2019 betrug das Exportplus 2,1%. Allein die Möbelausfuhren in die USA konnten von Januar bis Oktober 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 15,1% gesteigert werden. Der Absatz deutscher Möbel in Russland erhöhte sich „nach längerer Schwächephase“ 2019 das dritte Jahr in Folge um aktuell 18,8%. Andere wichtige Wachstumsmärkte wie Japan, Kanada und Südkorea profitieren laut Verband von den jüngsten Freihandelsabkommen mit der EU und wiesen ebenfalls positive Vorzeichen auf. Lediglich China als Wachstumsmarkt der vergangenen Jahre fiel im vergangenen Jahr um 22,3% zurück. Unter anderem sei dies eine der Folgen der Handelsbeschränkungen in den USA, so Jan Kurth.
Frankreich weiter wichtigster EU-Markt
Auch innerhalb der EU habe die Möbelnachfrage in 2019 im Vergleich zu 2018 deutlich angezogen. Frankreich konnte sich als wichtigster Absatzmarkt für Möbel „Made in Germany“ behaupten, die deutschen Möbelausfuhren legten um 6,8% zu. Auch andere europäische Märkte wie die Schweiz, Belgien, Polen, Italien und Schweden entwickelten sich positiv. „Bremsspuren“ erzeugt hingegen vor allem der Brexit: Die deutschen Möbelexporte über den Ärmelkanal reduzierten sich das dritte Jahr in Folge. Jetzt um aktuell 3,2% auf jetzt knapp 700 Mio. Euro. Damit belegt UK aber immer noch Platz fünf im Ranking der wichtigsten Exportmärkte.
Küchenmöbel erneut Branchenprimus
Während die Möbelbranche in Summe 2019 leicht an Umsatz einbüßten, konnten die Küchenhersteller deutlich zulegen: mit einem Umsatzanstieg von 2,8% auf über 4,2 Mrd. Euro bis einschließlich Oktober. Dieser Effekt sei vor allem auf die sehr gute Auslandsnachfrage mit einem Plus von 5,9% im Vergleich zum Vorjahr zurückzuführen. Der Inlandsmarkt entwickelte sich mit einem Plus von 0,7%. „Aufgrund des branchenintern gemessenen Auftragseingangs von plus 5,1% bis Ende Oktober wird auch das Gesamtjahr 2019 entsprechend positiv abschließen“, so der VDM.
Andere Segmente im Minus
Zur Vollständigkeit: Das Segment der Büro-, Laden- und Objektmöbel erzielte nach amtlichen Angaben bei einem Plus von 0,7% einen Umsatz von knapp 3,5 Mrd. Euro und bei Matratzen schlug ein Umsatzminus von 2,3% auf rund 640 Mio. Euro zu Buche. Für die Polstermöbelindustrie weist die amtliche Statistik, die ausschließlich die Entwicklung an den deutschen Produktionsstandorten erfasst, einen Umsatzrückgang um 0,5% auf rund 760 Mio. Euro aus. Unternehmen mit eigenen Produktionsstätten im Ausland verzeichneten hingegen einen Anstieg des Auftragseingangs bis Ende Oktober um rund 4%. Das statistisch ausgewiesene Segment der „sonstigen Möbel“ zeigt ein Umsatzminus von 2,9% auf knapp 5,8 Mrd. Euro. Dieses größte Teilsegment der Branche umfasst in der amtlichen Auswertung nicht nur Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel, sondern auch Kleinmöbel, nicht gepolsterte Sitzmöbel und Möbelteile.
Gütezeichen „Made in Germany“
Mit dem Gütezeichen Made in Germany hat der VDM zusammen mit der deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM) ein Gütezeichen zur Herkunft von Möbeln definiert. Durch dieses Label erhofft sich der Verband im Inland wie auch im Export eine erhöhte Nachfrage. Das RAL-Gütezeichen „Möbel – Made in Germany“ soll die Aspekte Qualität, Innovation und Langlebigkeit hervorheben. Jan Kurth: „Im Inland müssen wir mit aller Kraft das Thema ‚Made in Germany‘ in den Vordergrund rücken und die Verbraucher auf unsere exzellente Qualität und den erstklassigen Service aufmerksam machen. Die Themenpalette Nachhaltigkeit, Klimaverträglichkeit und der Trend zur Regionalität müssen wir stärker spielen und für unsere Hersteller nutzen, da diese Themen wachsende Bedeutung bei den Endverbrauchern in ihrer Kaufentscheidung gewinnen.“ Der heimische Markt bleibt auch im Jahr 2020 mit zwei von drei abgesetzten Möbeln der mit Abstand wichtigste Markt für die deutschen Möbelhersteller.
#zuhausesein
Der Marktanteil der in Deutschland verkauften Möbel Made in Germany liegt aktuell bei 34%. Um diese Quote zu erhöhen, hat der VDM mehrere Initiativen gestartet. Die #zuhausesein Initiative auf den sozialen Medienkanälen Instagram, Facebook und Twitter zeigt, dass Möbel „Made in Germany“ sehr attraktiv auch für junge Menschen sein können. Hier kommen Experten und Designer zu Wort die etwas Interessantes über sich selbst oder ihre Möbel zu sagen haben. Bei dem im vergangenen Sommer durchgeführten Blogger-Wettbewerb wurden Endkunden aufgerufen, Fotos ihres Lieblingszimmers einzusenden. Die Vielzahl und Vielfalt der eingesendeten Fotos war so attraktiv, dass die Gewinnermotive auf dem VDM-Stand, Boulevard Nord, Stand 39, während der imm cologne ausgestellt werden.