15.04.2021

Farben können eine flüchtige Angelegenheit sein. Manchmal gar ein Saisongeschäft. In der Einrichtung von Häusern und Wohnungen hingegen ist Langlebigkeit gefragt. Das hat sich auch das COLORNETWORK auf die Fahnen geschrieben. Kreiert werden in diesem Netzwerk zeitlose Farben, die gut zu kombinieren sind. Aktuell sind fünf im Angebot. Ein Gespräch mit der Initiatorin Katrin de Louw.

Foto: Biermann

Trendexpertin Katrin de Louw. Foto: Biermann

be rooted! No. 1: Der sanfte, dunkelbraune Naturfarbton erdet und lässt innehalten. Er gibt Wurzeln und vermittelt Ruhe und ­Geborgenheit. Foto: Biermann

feel jade! No. 5: Sinnbild für Harmonie und Gleichgewicht. Jade symbolisiert Langlebigkeit, Weiblichkeit und steht als Sinnbild für die ­Natur. „feel jade!“ ist eine sanfte, natürliche Jadenuance, die erst auf den zweiten Blick ihre intensive, emotionale Wirkung im Raum entfaltet. Foto: Biermann

give warmth! No. 3: Ein Sandfarbton (Beige), der die Wärme eines natürlichen Lebensgefühls transportiert. Er entschleunigt, beruhigt und schafft eine naturverbundene Atmosphäre. Vergraute Hölzer und sandfarbener Marmor sind zeitlose Partner. Foto: Biermann

pay attention! No. 4: Wenn Ruhe eine Farbe wäre, so wäre sie Grau. Sie drängt sich nicht auf, bleibt im Hintergrund und fokussiert Aufmerksamkeit: auf ein Designmöbel, eine schöne Pflanze oder auf uns selbst. Das dunkle Grau wirkt wie eine Bühne, es fokussiert. In Kombination mit warmen, goldigen Hölzern und Metallen gewinnt es Natürlichkeit und Herzlichkeit für ein zeitloses Interior. Foto: Biermann

stay together! No. 2: Ein Teamplayer und flexibler Begleiter im Interior. Inspiriert von Beton steht der hellgraue Ton sinnbildlich für Stärke und bleibende Werte und verspricht eine Vielzahl an Möglichkeiten, unter anderem im Zusammenspiel mit Grünpflanzen und Naturmaterialien wie Holz oder Kork. Foto: Biermann

Raum für die nächste „Sustained Color“. Fortgesetzt wird die Reihe im ­Januar 2022. Foto: Biermann

Ziel des Colornetwork ist es, Farben zu definieren, die von zeitloser Bedeutung sind. Für Produkte jeglicher Art aus den Bereichen Interior und Lifestyle. Kern des Konzepts ist auch ein umfassender Nachhaltigkeitsansatz, bezogen auf die Langlebigkeit der Produkte der Netzwerkpartner sowie auf die transparente Prozesskette jedes Produktes. Das Stichwort lautet Cradle-to-Cradle. Damit ist eine möglichst durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft gemeint.
In Zusammenarbeit mit einem wechselnden Expertengremium aus namhaften Designern und Architekten entstehen im Netzwerk sogenannte „Sustained Colors“, also Farben, die einen langzeitgültigen Anspruch verfolgen. Dabei werden die Farben auch auf die Kombinationsfreude mit Materialien und Hölzern geprüft. Daraus entstehen Kombinationsempfehlungen, die moderne Strömungen in den zeitlosen Grundansatz einfließen lassen (Accessory References). „Trotz ihrer Gültigkeit von mindestens zehn Jahren, sind unsere Farben auf der Höhe des Zeitgeistes und spiegeln die gesellschaftlichen Bedürfnisse der nächs­ten Jahre wider“, erläutert das Netzwerk auf seiner Internetseite. Das soll Küchenplanern und Einrichtern aller Art aber auch Investoren und Bauherren, Industrie und Verarbeitern Sicherheit in der Farbwahl geben.
Aktuell sind fünf dieser „Sustained Color“ definiert. Sie unterstützen den Planer in der Innenraumgestaltung, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu spielen. Das sind:

  • be rooted! (Erdbraun)
  • stay together! (Beton Grau)
  • give warmth! (Sand)
  • pay attention! (dunkles Grau)
  • feel jade! (zartes Grün).

Unsere Gesprächspartnerin Katrin de Louw ist studierte Innenarchitektin und zählt in Deutschland zu den führenden Trendexperten für Materialien und Möbeldesign. 1997 gründete sie das Unternehmen „Trendfilter – Designzukunft für Möbel und Materialien“. Sie ist Initiatorin des Trendforums servicepoint A30 mit Standort in Bünde/Ostwestfalen und jüngst (2019) des Colornetwork, das sich unter dem Trendfilter-Dach gebildet hat.

Frau de Louw, Sie sprechen von „Sustained Color“, also von nachhaltigen Farben. Farben sind in meiner Wahrnehmung aber eher der Mode unterworfen. Beziehungsweise über die Farbe werden wechselnde Moden überhaupt erst transportiert. Siehe die Textil­branche. Oder die Pantone Farbe des Jahres. Unter diesem „­Label“ werden ganze Sortimente im Jahrestakt durchgeschleust. Wo ist aus Ihrer Sicht der nachhaltige Effekt beim Thema Farbe?
Das ist durchaus richtig, was Sie sagen. Modefarben und Trendfarben kommen natürlich aus der Textilmode und sind oft zeitlich begrenzt. Dabei handelt es sich aber meistens um ausdrucksstarke Farben. Wir hingegen denken wie Architekten. Wenn Sie sich ein Haus bauen, dann wählen Sie für die Tür meistens kein Rosa oder Lila, sondern Sie suchen sich einen zeitlosen Grauton aus. Wenn ich mir eine Küche kaufe und dafür vielleicht einen fünfstelligen Betrag in die Hand nehme, habe ich ähnliche Vorstellungen. Ich will auch keine rosafarbene Küche haben, sondern ich möchte eine Küche, die mir in zehn Jahren immer noch gefällt. Auch wenn ich die Wand dann vielleicht mal rosa streiche.
Wir sind mit dem Colornetwork auf der Suche nach Farben, die sich nicht in die Mode drängeln, sondern die wie eine Architektur zeitlos schön bleiben. Solche Farben zeichnen sich als dezente Beifarben aus, statt sich in den Vordergrund zu spielen. Solche Farben braucht man im Interiordesign und bei der Gestaltung von Innenräumen immer.
Unser Expertengremium testet unsere „Sustained ­Colors“ auf ihre Flexibilität in der Kombination. Zum Beispiel mit Hölzern, mit besonderem Augenmerk auf aktuelle Varianten. Wir schauen, was die Farbe damit macht. Und so kreieren wir Farben, die zum Teil zu allen Holzarten passen. Bei „be rooted!“ war das so. Dieses Dunkelbraun harmoniert mit nahezu allen Hölzern und jedem Holzfarbton. Und das sehr flexibel gerade auch in modischen Umsetzungen. Das ist ein konkreter Service des Netzwerks: Wir bieten Empfehlungen an, Farben modern zu kombinieren. Diese Empfehlungen werden wir wahrscheinlich in drei, vier Jahren aktualisieren, um folgende Entwicklungen des Zeitgeists mit einfließen zu lassen. Genau diese flexible Langlebigkeit machen die „Sustained Color“ aus. Hersteller, die Haustüren produzieren, Fensterbänke oder Fliesen kennen diese Farben schon länger. Also diese etwas ruhigeren Töne, die einfach gute Zusammenspieler sind.

Ganz praktisch gefragt: Wer mischt den Farbton an, sodass daraus eine „Sustained Color“ wird?
Am Anfang definiert ein unabhängiges Expertengremium die Farbe. Wir laden jedes Jahr wechselnde Designer und Innenarchitekten in unser Gremium ein. Wichtig ist, dass die Zusammenstellung interdisziplinär ist. Ebenfalls ist es uns wichtig, dass dieses Gremium unabhängig ist. In diesem Jahr haben wir zum Beispiel die vielfach ausgezeichnete Innenarchitektin Prof. Sabine Keggenhoff dabei, sowie Claudia Miller, Inhaberin des renommierten Innenarchitekturbüros Linie2 aus Stuttgart, die neben der Innenarchitektur auch viel Erfahrung in der Entwicklung von Materialien mitbringt. Und den bekannten Stoffdesigner und Consultant der Textilbranche, Eberhard Müller, der den jährlichen „Münchener Stoff Frühling“ verantwortet. Also eine Reihe toller Menschen, die sich mit mir als Trend- und Branchenexpertin mehrere Tage intensiv damit beschäftigen, welche Farbe die nächs­te sein könnte.

Und dann wird diese Farbe am Rechner ­zusammengemischt?
Das machen wir anders und jedes Mal unterschiedlich. Für die erste Farbe, das dunkelbraune „be rooted!“, haben Surteco und Pfleiderer die Ur-Muster erstellt. Eine weitere Farbe hat Hohenberger Tapeten im Labor gemacht. Und aktuell ist es decor-metall. Wir binden die Netzwerkpartner ein, die jeweiligen Ur-Muster zu erstellen.

Und dann wird es im Expertengremium weiter diskutiert?
Die Diskussion im Expertengremium ist zu diesem Zeitpunkt schon gelaufen. Wir haben den Farbton ja vorab anhand eines Musters definiert. Bei der Mustersuche lassen wir uns von vielen Quellen inspirieren. Das kann auch mal ein Schnipsel aus einem Magazin sein, von dem wir den Eindruck haben, dass es genau das ist, was wir wollen, und dann geht das Farbmuster zum Netzwerkpartner, der aus dieser Vorlage die Ur-Muster fertigt. Mit diesen Farbvorlagen, z. B. in Form von A4-Mustern, wird dann das gesamte Netzwerk beliefert. Die Mitglieder haben dann mehrere Monate Zeit, um sich zu überlegen, was sie mit der Farbe in ihrem Portfolio machen wollen.

Wer entscheidet darüber, welcher Partner dieses Ur-Muster für das gesamte Netzwerk erstellt? Können sich Mitglieder dafür bewerben?
Das entscheiden wir im Trendfilter, und ja, dazu kann man sich bewerben. Wir möchten jedem Partner die Chance geben. Unterschiedliche Produkt-Umsetzungen als Oberfläche, Teppich, Glasarbeitsplatte, Stoff oder Pendelleuchte zeigen schließlich auch die Vielfalt, die unser Netzwerk bietet. Dabei achten wir darauf, dass es sich um ein Uni handelt, um als Farbvorlage eindeutig zu sein. Und es lässt unsere Mitglieder noch enger zusammenwachsen.

Und das stärkt den Netzwerkgedanken zusätzlich.
Der ist jetzt schon riesig. Das merke ich bei den aktuellen Online-Meetings, bei dem inzwischen Teilnehmer aus verschiedenen Ländern zugeschaltet sind. Die Stimmung ist sehr gut. Inzwischen werden auch schon Projekte untereinander und ohne unser Zutun angestoßen. Das macht alles sehr viel Spaß.

Auf Ihrer Internetseite nennen Sie einen Zeitraum von zehn Jahren. Solange sollte eine „Sustained ­Color“ funktionieren. Das ist lang.
Vielleicht funktionieren sie sogar noch länger. Ich kann es aus eigener Erfahrung sagen. Architekten denken einfach in diesen Zeiträumen. Auch wenn es sich in der Umsetzung häufig um die bekannten Nicht-Farben handelt oder um Mischtöne – stets sind es Farben, die nicht modisch sind, sondern modisch kombiniert werden können. Immer wieder neu.

Was uns direkt zur Küche bringt. Dort ist Farbe ein altbekanntes Thema. Aber in der Vergangenheit oft eher im Einstiegsbereich umgesetzt mit teils schrillen Tönen in Gelb, Rot oder Blau. Das heißt, wenn es sich in den vergangenen Jahren überhaupt gegen Weiß oder Magnolie durchsetzen konnte. Bei den „Sustained Colors“ habe ich den Eindruck: Die sind gekommen, um zu bleiben.
Das freut mich, dass Sie das so sehen. Genau so soll es auch sein. Mit unseren wechselnden Material-Collagen werden wir auch zeigen, dass es so funktioniert.

Aufgefallen sind mir in Ihrem Konzept die Empfehlungen für Kombinationen.
Wir haben wirklich wunderschöne Collagen erstellt, die diese Möglichkeiten in Szene setzen. Mit Hölzern und Steinen. Damit haben wir bei den Präsentationen bei unseren Kunden einen großen Erfolg.

Auf Ihrer Internetseite schreiben Sie auch, dass sich die Arbeit des Colornetwork auf Interior und Lifestyle bezieht. Das scheint mir eine unglaublich gro­ße Bandbreite zu sein. Und ich frage mich, ob die Schnittmenge dieser beiden Bereiche genügend groß ist. Sprich: Kriegen Sie Interior und Lifestyle unter einen Hut? Vor dem Hintergrund, dass es um Farben geht, die zehn Jahre oder länger Bestand haben sollen.
Wir wollen mit diesem Projekt auch die Nachhaltigkeit fördern. Das ist mir persönlich ein Herzensanliegen. Dass wir alle mehr drüber nachdenken, was wir konsumieren, und ob es ratsam wäre, etwas mehr auszugeben für eine schöne Einrichtung oder eine Lifestyle-Lösung. Mit Lifestyle meine ich zum Beispiel das Thema Tischkultur. Im besten Fall also das hochwertigere Produkt zu wählen, etwa das Geschirr, das farblich zum Tisch oder den Stühlen passt. Und dann über Servietten modische Aspekte ins Gesamtensemble zu bringen. Das ist die Idee dahinter, deshalb die große Bandbreite an Themen aus Interior und Lifestyle.

Das Konzept des Colornetwork sieht vor, jedes Jahr eine neue Farbe präsentieren zu wollen. Sie sind 2019 gestartet. Jetzt sind es bereits fünf „Sustained Colors“. Habe ich falsch gerechnet?
Gestartet sind wir sogar erst 2020. Aber Ihr Einwand ist schon richtig. Wir haben Anfang des vergangenen Jahres, im Januar, mit ‚be rooted!‘ die erste Farbe präsentiert und waren damit auf der imm cologne auch erfolgreich unterwegs – und dann kam Corona und hat viele Prozesse gestoppt. Auch in den Unternehmen. Wir hatten den Eindruck, dass wir unter diesen Voraussetzungen mit nur einer Farbe zu wenig bieten. Wir wollen schließlich den Küchenhandel ansprechen, aber besonders auch Architekten und hochwertige Einrichter. Wenn Interessenten aus diesen Kreisen unsere Seite im Internet aufsuchen und dort lediglich auf ein einziges Braun stoßen, hatten wir die Sorge, dass die nicht wiederkommen. Also haben wir uns entschlossen, eine Auswahl zu kreieren, die sich erfolgreich am Markt bewähren kann. Unsere beiden Grautöne zum Beispiel laufen schon jetzt in hohen Mengen im Markt. Das erhöht natürlich die wirtschaftliche Sicherheit für unsere Mitglieder. Auf dieser Grundlage soll von nun an jedes Jahr eine neue Farbe folgen. Mit Potenzial für die Zukunft. Rückblickend betrachtet haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Unseren Kunden im Handel und in der Industrie konnten wir eine Auswahl konkreter Lösungen bieten und den Netzwerkpartnern die Gelegenheit, sich zu vernetzen und Bestehendes zu verknüpfen.

Wenn das Colornetwork Erfolg hat, also wenn viele Unternehmen im Netzwerk mitmachen: Müssen wir uns dann auf eine Art nachhaltigen Farbeinheitsbrei einstellen? Sprich, dass wir in unseren Häusern und Wohnungen jahrelang mit denselben Farben sitzen? Der Ansatz zielt schließlich auf viele Produkte und auf Langfristigkeit.
Das möchten wir auf gar keinen Fall. Und ich gehe davon aus, dass genau das Gegenteil geschehen wird. Mit dem Netzwerk fördern wir Individualität und wir fördern den Mittelstand. Auch wenn das im ersten Moment nicht so aussehen mag. Das neue „feel jade!“ zum Beispiel ist eine Farbe, die sich stark zurücknimmt. Grün, zart, fast schon Weiß. Und doch ist es eben kein Weiß. „feel jade!“ transportiert eine eigene, positive und beruhigende Stimmung. Der Netzwerkpartner Hera bietet Einbauleuchten in diesem Farbton an und damit passend zum Korpusmaterial von Egger. Im Küchen­umfeld erlauben derartige Kombinationen von Möbeln, Platten, Nischenverkleidungen und ­Accessoires eine Vielzahl individueller Umsetzungen. Damit arbeiten wir der Marktkonzentration und einer vereinheitlichenden Industrialisierung sogar entgegen und fördern individuelle Lösungen, die es sonst nicht gäbe auf dem Markt.

Gilt das auch für die beiden Grautöne?
Bei den Grautönen ist die Wirkung natürlich eher neutral. Das ist auch so gewollt, weil es unaufdringlich ist und anderen Ausstellungselementen eine Bühne bietet. Das „stay together!“ – inspiriert vom urbanen Thema Beton – ist ja nicht neu, aber mit unserer aktuellen Kombinationsempfehlung von hellem Holz und Kupfer oder Bronze wieder neuartig und absolut schick. Wir zeigen es anders, als es im Moment am Markt kombiniert wird. Mit dem jetzt neu vorgestellten Grün „feel jade!“ ermöglichen wir aber auch Lösungen, die es sonst so am Markt nicht gegeben hätte. Erst die Kraft des Netzwerkes macht es möglich, dass solche Farben mehr Umsatz generieren können.
Oder wenn Sie den Braunton „be rooted!“ betrachten. Zusammen mit hellen Hölzern oder Pastelltönen wird es typisch skandinavisch. Und zusammen mit Nussbaum, Gold und Blau italienisch. Wir haben viele unterschiedliche Kombinationen ausprobiert und fotografiert. Das bietet einen ungeheuren Fundus an Inspiration. Unsere Collagen zeigen das.
Um auf Ihre Frage noch konkreter zu antworten: Wir wollen alles, aber keinen Einheitsbrei.

Was haben Unternehmen davon, Teil des Netzwerks zu sein?
Es gibt verschiedene Vorteile. Einer davon ist: Die Partner haben für den Handel sofort ein weiteres Argument, das sie in der Planung und im Kundengespräch nutzen können. Zum Beispiel, dass sie sagen können: Zu unserem Produkt bekommst Du die passende Tapete. Oder die Pendelleuchte passend zur Arbeitsplatte. Das gibt es sonst ja gar nicht.

Und die Vorteile für den Handel?
Händlern, Innenarchitekten und Einrichtern nimmt es viel Arbeit ab. In der Suche, Dinge zu finden, die zueinander passen. Oder wenn es einfach die passende graue Leiste sein muss, die nicht mehr stundenlang zu suchen ist. Das spart eine Menge Zeit.
Das Feedback aus dem Markt macht deutlich, dass viele Händler bereits verinnerlicht haben, worum es dem Colornetwork geht. Denn wir liefern ja nicht einfach nur eine Farbe, sondern eine „Color Story“. Was kann diese Farbe? Was ist ihre Psychologie? Zum Beispiel das vorhin als eher neutral bezeichnete dunkle Grau. Wir haben es ‚pay attention!‘ genannt, weil es wie schon erwähnt wie eine Bühne wirkt. Egal, was ich drauflege oder davorstelle, diese Farbe nimmt sich zurück und lässt alles andere strahlen. Das andere wird der Eyecatcher im Raum sein. Diese Storys dahinter sind echte Verkaufsargumente im Handel. Deshalb hat auch jeder Partner etwas davon.

Was war Ihre persönliche Intention, das Colornetwork zu gründen?
Ich entwickle jetzt seit über 20 Jahren Materialien und Oberflächen für die Industrie. Kerngedanken dieses auf Nachhaltigkeit zielenden Ansatzes habe ich schon häufiger benannt und mit Firmen umgesetzt. Aber jetzt konzentriert und als Konzept. Das hat auch viel mit mir selbst zu tun. Als wir vor acht Jahren unser Haus gebaut haben, war klar, dass ich in der Küche große Fliesen haben möchte, die die gleiche Farbe wie die Arbeitsplatte haben sollen. Und weil die Arbeitsfläche ans Fenster heranreicht, musste auch der Fens­terrahmen diese Farbe haben. Vielen Kollegen geht es bei der Innengestaltung ähnlich. Sie wollen eine Farbe wiederholen und sie ein zweites Mal im Raum wiederkehren lassen.
Es geht aber auch um ein Statement zur Nachhaltigkeit, das ist eine Herzensangelegenheit für mich. Wir machen unsere Produkte transparent. Unsere Partner verpflichten sich, den Kreislauf ihres Produkts ein Stück weit offenzulegen. Woher kommen die Rohstoffe, mit welcher Art Strom produzieren sie, wie werden sie verpackt? Diese Informationen geben die Partner gerne, weil sie das meist ohnehin schon seit vielen Jahren tun. Jetzt haben wir diese Informationen zum Download gestellt: Architekten und Planer können jetzt sehen, wo das Produkt herkommt. Wir fördern dadurch kurze Lieferwege und den Standort Europa.

Jüngstes Mitglied im Netzwerk ist Blanco. Ein weiterer namhafter Zugang einer ohnehin schon prominenten Familie. Wen wünschen Sie sich noch als Partner?
Wir haben trotz der Wettbewerbssituation im Netzwerk keine Ausschlussklauseln und möchten die Vielfalt weiter fördern, da wir im Sinne des Kunden denken. Damit die Bandbreite an Produkten, die wir dem Handel und den Endkonsumenten bieten können, weiter wächst. Und das mit Fokus auf hochwertige Hersteller. Vorstellen könnte ich mir gut das Thema dekorative Stoffe, Anbieter zum Thema Tischkultur wären auch schön. Und natürlich Polstermöbelhersteller. Wir haben ja immer häufiger offene Küchen-Wohn-Situationen. Da muss doch auch mal das Sofa passen.

Ein schönes Schlusswort, vielen Dank für das ­Gespräch, Frau de Louw.
Ich danke Ihnen, Herr Biermann.



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