„Sicherheit im Transporter kann man kaufen“
Am Anfang steht die rechtliche Norm. Paragraph § 22 (1) der Straßenverkehrsordnung (StVO) sagt: „Die Ladung einschließlich Geräte zur Ladungssicherung sowie Ladeeinrichtungen sind so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin und her rollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können. Dabei sind die anerkannten Regeln der Technik zu beachten.“
„Sicherheit im Transporter kann man kaufen“, kommentiert Dr. Klaus Ruff, stellvertretender Präventionsleiter der BG Verkehr, diese Anforderung. Denn diverse Hersteller bieten eine Vielzahl an Einbausystemen, die helfen, Werkzeuge und Materialien sicher verstauen zu können. Und für große Stücke gibt es verschiedene Hilfen, mit denen diese während des Transports gesichert werden. Dabei bietet eine ordentlich gesicherte Ladung einen weiteren nicht zu unterschätzenden Vorteil: Im Laderaum herrscht Ordnung.
Auf die Zugkraft achten
Unterschieden werden grundsätzlich zwei Arten der Ladungssicherung: die kraftschlüssige und die formschlüssige. Die kraftschlüssige Ladungssicherung besteht im Prinzip aus dem sogenannten Niederzurren. Dabei wird mithilfe von geeigneten Zurrmitteln wie Spanngurten die Ladung auf der Ladefläche niedergepresst. Hier ist besonders darauf zu achten, dass die genutzten Zurrmittel eine entsprechende Zugkraft besitzen. Befestigt werden die Zurrmittel an geeigneten Befestigungspunkten, die sich auf Transportern üblicherweise auf beiden Seiten der Ladefläche finden.
Auch beim formschlüssigen Sichern der Ladung spielen Zurrmittel und Befestigungspunkte eine Rolle. Allerdings wird hier Ladung, die sich nicht niederzurren lässt, mit den Ladungssicherungsgeräten direkt am Aufbau, also meist an der Seiten- oder Trennwand des Transporters, fixiert. Das kann durch Zurrgurte geschehen, oder aber es werden Spannstangen, Rungen oder Klemmbretter verwendet. Letztlich wird so ein Verschieben oder Verrutschen sowie auch ein Umkippen des Transportguts verhindert.
Übersicht wie in der Werkstatt
Wesentlich vielfältiger ist das Lösungspaket, das für Werkzeuge und kleinere Teile auf dem Markt angeboten wird. Diverse Spezialisten sind da aktiv, die im Prinzip Systeme anbieten, die zu allen gängigen Transportern und Lieferwagen kompatibel sind. Meist sind die Systeme so ausgelegt, dass sie sich, angefangen von einer Art Basis-Modul, in verschiedensten Größen und Tiefen anpassen lassen. So lässt sich eine Wandseite im Transporter zu einem regelrechten kleinen Materiallager verwandeln. So sind Frontanbindungen und Winkelbegrenzer, Dichtungen und Schrauben, Scharniere, Winkel, Knöpfe und sonstiges Zubehör übersichtlich und ordentlich wie in der Werkstatt selbst einsortiert.
Häufig in Unfälle verwickelt
Grundsätzlich ist eine einzelne Schraube, die ungesichert im Fahrzeug umherrollt, sicherlich kein Drama, aber aktuelle Zahlen belegen: Transporter sind über 14.000-mal im Jahr in schwere Verkehrsunfälle verwickelt. Nicht mitgezählt sind hier Arbeitsunfälle beim Be- und Entladen. Gerade für die Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen würde eine richtige Konfiguration beim Kauf diese Zahl schon wesentlich senken, heißt es seitens der BG Verkehr. Denn Fachleute sehen zwei Hauptursachen für die vielen Unfälle: Viele gelernte Pkw-Fahrer, die diese Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen ja führen dürfen, seien mit der „durchaus anspruchsvollen Fahrphysik der Transporter“ nicht ausreichend vertraut. Zum anderen seien nicht alle Transporter in der serienmäßigen Grundausstattung dem Stand der Technik gemäß ausgerüstet. Dies gelte auch für den Schutz des Fahrers vor nicht gesicherter Ladung, etwa bei starkem Abbremsen: Airbag, Sicherheitsgurt und Knautschzone nutzen wenig, wenn wegen fehlender oder mangelhafter Trennwand von hinten Gefahr durch die Ladung droht.
Die Fahrzeugbetreiber selbst können Abhilfe schaffen, wenn sie beim Kauf eines Fahrzeugs die Sicherheitsausstattung definieren. Das verteuert zwar die Anschaffung, ist aber gut angelegtes Geld. Denn Unfälle treiben die Kosten für die Kfz-Versicherung hoch und im Fall von Verletzungen der Beschäftigten auch die Mitgliedsbeiträge für die gesetzliche Unfallversicherung. Dazu kommen Ausfallzeiten für Personal und Fahrzeug, Schäden an der Ware und vieles mehr. Unter dem Titel „Sicherheit im Transporter kann man kaufen“, nennt Dr. Klaus Ruff zehn Features, die bei keiner Bestellung eine Transporters fehlen sollten:
- Rückfahrassistenzsysteme
- Brems- und Notbremsassistent
- Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP)
- Geschwindigkeitsbegrenzer
- Reifendruckkontrollsystem
- Heckseitiger Aufstieg mit Haltegriffen
- Navigationssystem
- Trennwand
- Zurrpunkte
- Laderaumboden mit Antirutschhemmung
Diese Sicherheitsausstattungen sind jedoch nur ein kleiner Ausschnitt der verfügbaren Möglichkeiten. Einen umfassenderen Einblick bietet die DGUV Information 214-083 – „Der sicherheits-optimierte Transporter“. Sie ist auf der Homepage der BG Verkehr (www.bg-verkehr.de) mit dem Webcode 11144964 erhältlich. „Allerdings“, so erinnert Dr. Ruff, „gilt auch für einen perfekt ausgestatteten Transporter: Letztlich entscheidend für die Sicherheit ist immer der, der hinter dem Lenkrad sitzt. Qualifizierungsmaßnahmen für den Fahrer in Sachen Sicherheit sind Investitionen, die sich immer rechnen.“
Camillo Kluge