Holzwerkstoffe sind mehr als eine Kopie von irgendwas
Sonae Arauco ist ein international agierender Holzwerkstoffhersteller. Entsprechend entwickelt der Konzern dekorative Oberflächen für zahlreiche Märkte weltweit und lässt die relevanten gesellschaftlichen Veränderungen auf breiter Basis in diese Entwicklung einfließen. Die aktuelle Kollektion heißt „Innovus 2019“ und spiegelt dies vielschichtig wider. Gültig ist die Kollektion global für einen Zeitraum von vier Jahren. Vorgestellt wurde sie auf der interzum 2019.
Doch bei dieser Zusammenstellung will es der Holzwerkstoffhersteller nicht belassen. Zusätzlich veranstaltet das Unternehmen Trend-Workshops mit seinen Kunden aus der Industrie. Stets Anfang des Jahres und in verschiedenen Ländern. In Deutschland fanden diese Workshops in den letzten Wochen im Servicepoint A30 in Bünde statt. Dort ist Sonae Arauco einer der Netzwerkpartner der ersten Stunde.
Lebendiger Austausch
Die Bezeichnung Workshop ist dabei wörtlich zu nehmen. Denn es geht bei der Veranstaltungsreihe „Impulse“ um einen wechselseitigen Austausch und sich gegenseitig befruchtende Kreativität. „Wir erarbeiten zwar Vorschläge, wie wir die Oberflächen der nächsten Jahre sehen“, berichtet Dirk Eiynck, Global Design Manager von Sonae Arauco, „doch im Mittelpunkt steht der Dialog.“ In offenen Gesprächen tauscht der Holzwerkstoffhersteller Gedanken und Meinungen mit seinen Kunden, teilt Inspirationen und erhält konkrete Feedbacks zum bisher eingeschlagenen Weg. Die separat geladenen Kunden nehmen den kreativen Input gern auf. In den ersten Wochen des Jahres 2020 begrüßte das Sonae Arauco Team namhafte Unternehmen aus den Produktsegmenten Küche und Kastenmöbel, aber auch Konfektionäre und Produzenten von Halbfertigteilen. Hinzu kamen weitere Marktteilnehmer wie zum Beispiel Folienhersteller. Sich gegenseitig befruchten und miteinander lösungsorientiert wachsen lautet das Motto. Entwicklungspartnerschaften inklusive.
Aktuelle Kollektions-Updates
Die Workshops haben ein konkretes Ziel. Und das trägt den Titel „Innovus Artwork“. Denn final münden die Ergebnisse des aktuellen Austauschs in einer Produktserie für Industriekunden. Damit dient die Veranstaltung auch als wichtige Grundlage für Kollektions-Updates der kommenden zwei bis drei Jahre.
Für dieses Jahr zieht Dirk Eiynck eine rundum positive Bilanz. Insbesondere die neuen Oberflächenstrukturen „Cosmos“, „Spirit“, „Flow“, „Fusion“ und „Stucco“ seien bei den Industriekunden „sehr gut angenommen worden“. Zur Diskussion standen 20 komplett neue Dekor-Drucke als Prototypen und 20 Produktvarianten aus der aktuellen „Innovus“-Kollektion von Sonae Arauco, davon 15 Uni-Töne.
Sehen und fühlen ist eins
Die nähere Beschäftigung mit den gezeigten Oberflächen offenbart: Die Einheit von Sehen und Fühlen wird immer wichtiger und erreicht immer neue Spitzen in der technologischen Umsetzung. Der Nutzer fühlt, was er sieht. Exemplarisch sei dafür die Oberfläche „Flow“ genannt. Eine sanfte Wellenstruktur fördert die derzeit beliebte Matt-Optik und schafft zusätzlich beim Darüberstreichen ein Überraschungsmoment. Das ist gewollt und gleichzeitig eine Sache der Ausgewogenheit. Denn die Aufgabe bestehe darin, die optischen Erwartungshaltungen zu erfüllen und Überraschungsmomente fein zu dosieren, so Eiynck.
Neues Selbstverständnis
Die nun von Sonae Arauco präsentierten Prototypen und serienreifen Dekore lieferten hier teils beeindruckende Impulse. Ganz besonders gilt das für ein neuartiges textiles Dekor auf Basis der Oberfläche „Cosmos“. Diese Betonung der Materialität zieht sich wie ein roter Faden durch die Exponate und gilt für Stein, Metall und Holz gleichermaßen. „Mit einer kunststoffbeschichteten Spanplatte haben diese Umsetzungen nichts mehr zu tun“, plädiert Design Manager Eiynck für eine selbstbewusste Neubewertung der Rolle von Holzwerkstoffen. „Es ist nicht der Anspruch, immer näher ans Echte zu gelangen, sondern einen stimmigen und ehrlichen Eindruck zu schaffen.“ Holzwerkstoffe wollen in diesem Verständnis also nicht länger als Kopien oder Reproduktionen von Natur gelten, sondern als ein eigenständiges Material, mit dem sich im stimmigen Zusammenwirken von Optik und Haptik schöne Möbel gestalten lassen.
Die Farbhöhe entscheidet
Dieser Anspruch an Eigenständigkeit äußert sich in manchen Fällen auch in der Produktbezeichnung. Wenn Sonae Arauco zum Beispiel eine Oberfläche im Stil einer Esche zeigt, dann muss nicht zwingend Esche dranstehen. „Es ist die Farbhöhe einer Esche, aber es ist nicht wichtig, dass es Esche heißt“, erläutert Dirk Eiynck die Kommunikation. Er sagt auch: „Damit definieren wir Oberflächen nicht länger über die Materialität der Vorlage, sondern über die Farbhöhe.“ Was beispielhaft auch für die Neuheit „Elegance Brown“ gilt. Diese Oberfläche erinnert zwar an Nussbaum, weist aber schon über die Namensgebung auf den favorisierten Einsatzzweck hin. Bei „Elegance Brown“ handelt es sich um eine warme, dunkelbraune Oberfläche mit feiner Optik und Haptik, die sich besonders für exklusive und elegante Möbel in höherwertigen Segmenten anbietet.
Im Segment der holzähnlichen Oberflächen ist auch für Sonae Arauco das Thema Eiche nach wie vor aktuell. Der Markt wünscht diese Holzoptik und er bekommt sie in diversen Variationen von dezent bis markant – und in immer neuen Umsetzungen im Zusammenspiel von Optik und Haptik.
Unis mit Struktur
So faszinierend die Themen Holz, Stein (Marmor Granit, Sandstein), Metall (Kupfer, Bronze), Glas und Textilien in der Oberflächenentwicklung auch sind – in der Küche kommt kein Möbelproduzent an den Unis vorbei. In der praktischen Umsetzung sind Weiß und Grau noch immer die Top-Seller, wenngleich eine Vielzahl von Braun-, Basalt-, Beige- und Schlammtönen nachrücken, begleitet von anderen wohnlichen Tönen. Bei Sonae Arauco aktuell besonders aus dem Spektrum Rot und Gelb. Doch auch bei der Betrachtung der sogenannten Unis ist ähnlich wie bei den Materialdekoren die Farbe längst nicht mehr das alleinige Gestaltungsmerkmal. Auch solche Oberflächen lassen sich über die Haptik differenzieren und gehen damit einen deutlichen Schritt über die herkömmliche Art der Gestaltung hinaus. Womit sich der Kreis schließt: Ähnlich wie bei den dekorativen Oberflächen skizziert, pocht die „beschichtete Spanplatte“ auch hier auf ihr neues selbstbewusstes Selbstverständnis als authentisches Holzwerkstoffmaterial, das mit nichts zu vergleichen ist.
Dirk Biermann
Was die Trends definiert
Globale gesellschaftliche Entwicklungen stehen im Fokus, wenn über Trendtendenzen gesprochen wird. Sonae Arauco sortiert das Erkennbare und definiert drei Themenwelten: „The Green Living“, „The Phygital Enviroment“ und „The Omni Generation“. Damit einher geht das Bewusstsein, dass keins dieser Themen eine Alleinstellung hat. Die Schwerpunkte beeinflussen und ergänzen einander und sind in vielen Fällen nur im Zusammenhang real. So stehen Leben und Wohnen im Wandel. Auf kleinstem Raum, mit den Möglichkeiten der Digitalisierung und generationsübergreifend, um hier einen Ansatz von vielen zu nennen. Und doch gilt übergreifend: „Was wir brauchen, ist ein Ort, an dem wir uns niederlassen können, wo wir Sicherheit, Gelassenheit, Harmonie und Ruhe finden.“ Sonae Arauco interpretiert diese Anforderungen und kreiert dekorative Antworten. Authentisch im optimalen Matching zwischen optischem Erscheinen und haptischem Erleben.
Darauf basierend präsentierte Sonae Arauco auf der „Impulse 2020“ auch neueste Entwicklungen aus der F&E Abteilung. Stichworte sind allen voran dreidimensionale Oberflächengestaltungen und der industrielle Digitaldruck. So war der Trend-Workshop mit der Überschrift „Matching The Future“ auch ein Blick über den Tellerrand aktueller Produkt- und Produktionsthemen.