Mehr Bewusstsein an Topf und Pfanne
„Corona verändert auch den Ernährungsalltag der Deutschen“, betont Bundesernährungsministern Julia Klöckner, bei der Vorstellung des Ernährungsreports. So erläuterte sie: „Lebensmittel aus der Region haben an Bedeutung gewonnen. Es ist ein neues Bewusstsein für Lebensmittel entstanden – und für die Arbeit derjenigen, die sie produzieren. Diese neue Wertschätzung gilt es, aufrecht zu erhalten.“ Diese zentralen Ergebnisse bietet die Zusatzbefragung „Ernährung in der Corona-Krise“
- Für 39% der Befragten hat durch Corona die Bedeutung der Landwirtschaft nochmals zugenommen.
- Besonders hoch fällt dieser Zuwachs bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus: Fast die Hälfte misst der Landwirtschaft eine höhere Bedeutung zu (47%).
- 30% der Befragten gaben an, dass sie in der Corona-Krise mehr kochen, als zuvor.
- 28% der Befragten nehmen Mahlzeiten häufiger als zuvor gemeinsam ein
- Beim Kochen werden mehr frische Zutaten verwendet.
Julia Klöckner weiter: „Nur 6% nutzen die klassischen Lieferangebote und nur 8% die etablierten Lieferdienste häufiger für fertige Mahlzeiten. Allerdings nehmen 21% der Befragten für den Einkauf von Lebensmitteln oder fertigen Mahlzeiten häufiger als zuvor Lieferangebote der örtlichen Gastronomen in Anspruch. Das ist auch ein Zeichen des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Denn unsere Gastronomie ist Teil unserer Ernährungskultur, sie spiegelt regionale Besonderheiten und Identität wider. Ob die neue Kochbegeisterung von Dauer sein wird oder lediglich den Einschränkungen in der Corona-Pandemie geschuldet ist, werden wir erst später beurteilen können.“
Geschmack ist beim Einkauf ausschlaggebend
Grundsätzlich sieht die Studie diese Entwicklungen:
- 98% der Befragten ist wichtig, dass es schmeckt.
- Es herrscht Vielfalt auf den Tellern: Gemüse und Obst sind bei 70% der Befragten täglicher Spitzenreiter.
- Milchprodukte werden von 64% täglich konsumiert.
- Bei Fleisch und Wurstwaren liegt der tägliche Konsum bei 26%. Das ist rückläufig.
- Neu ist: Über die Hälfte der Befragten, 55%, bezeichnen sich als Flexitarier, also Fleischesser, die gelegentlich bewusst auf Fleisch verzichten.
- Die Zahl der Vegetarier (5%) und Veganer (1%) in Deutschland ist gleich geblieben.
Ernährung soll gesund sein
Für 90% der Befragten muss Essen gesund sein. Dabei wird auch auf den Zusatz von Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln und Fertigprodukten vermehrt geachtet: 86% befürworten es, dass Fertigprodukten weniger Zucker zugesetzt wird, auch wenn die Produkte dann nicht mehr so süß schmecken. Deshalb hat das Bundesernährungsministerium Verbände der Lebensmittelwirtschaft im Rahmen der Reduktions- und Innovationsstrategie erstmals dazu verpflichtet, die Gehalte von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten zu senken. Erste Erfolge sind wissenschaftlich belegt. Zudem hat die Bundesministerin entschieden, den Nutri-Score als erweitertes Nährwertkennzeichen auf der Vorderseite von Verpackungen in Deutschland einzuführen.
Für mehr Tierwohl
81% der Befragten begrüßen laut Report ein staatliches, unabhängiges Tierwohlkennzeichen. Für mehr Tierwohl wären Verbraucher sogar bereit, mehr zu zahlen. So geben 45% der Befragten an, dass sie bereit wären, bis zu 15 Euro pro Kilo mehr zu zahlen. Für Bundesministerin Julia Klöckner ist diese verbale Bereitschaft erfreulich. „Leider sieht es an der Ladentheke oftmals noch anders aus“, fügte sie hinzu. „Aber wenn der Verbraucher mehr für ein Produkt zahlen soll, dann will er auch verlässliche und transparente Angaben, dass tatsächlich auch ein Mehr an Tierwohl gegeben ist. Deshalb ist eine entsprechende Kennzeichnung so wichtig.“
Gegen Lebensmittelverschwendung
Die Konsumenten sind bei der Wertschätzung von Lebensmitteln und Ressourcenverschwendung sensibler geworden: 91% der Befragten verlassen sich auf ihre Sinne und prüfen ein Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums und werfen es nicht direkt weg. 2016 taten dies nur 76%.
Zur Studie
Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat das Meinungsforschungsinstitut forsa von Dezember 2019 bis Januar 2020 rund 1.000 Bundesbürgerinnen und -bürger ab 14 Jahren telefonisch zu ihren Ess- und Einkaufsgewohnheiten befragt – bereits zum fünften Mal seit 2015.
Zusätzlich hat forsa im April 2020 rund 1.000 Bundesbürgerinnen und -bürger in einer repräsentativen Umfrage gefragt, welchen Einfluss die Corona-Krise auf ihr Einkaufs-, Koch- und Essverhalten hat.
Den gesamten Ernährungsreport 2020 gibt es unter www.bmel.de/ernaehrungsreport2020