Poggenpohl wird nun doch chinesisch
Neuer Eigentürmer wird Jomoo Deutschland, Tochterunternehmen der chinesischen Jomoo Group. Insolvenzverwalter Manuel Sack stellt das Unternehmen als strategischen Investor vor. Das Unternehmen sei inhabergeführt und in China führend bei Sanitärarmaturen und Keramiken. „Und auch bei Küchen“, heißt es weiter. Der Vertrag mit Jomoo zur übertragenden Sanierung wurde laut Insolvenzverwalter am 10. Juli 2020 notariell beurkundet. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Bis der Vertrag wirksam wird, führt Insolvenzverwalter Manuel Sack die Geschäfte von Poggenpohl für den Käufer fort. Mit der Erfüllung von „mehreren aufschiebenden Bedingungen“ werde in den nächsten Wochen gerechnet.
Neue Pläne vereiteln Übernahme
Die Einigung mit Jomoo kam überraschend. Eigentlich galt die englische Lux Group im Verbund mit der deutschen Unternehmerfamilie Wolf als fest gebucht. Die Partner formulierten schnell forsche Pläne und sprachen davon ähnlich wie Tesla den Automarkt mit Poggenpohl den Küchenmarkt aufmischen zu wollen. Mitte Juni meldete der Insolvenzverwalter den scheinbar erfolgreichen Vollzug. Doch wie die in Bielefeld erscheinende Tageszeitung Neue Westfälische berichtet, sei es wohl zu weiteren, nicht erfüllbaren Forderungen der designierten Neu-Eigentümer gekommen. Dem Vernehmen nach soll es unter anderem an der Zahl der Stellenstreichungen gescheitert sein. Erst hieß es, dass die Mitarbeiter am Produktionsstandort Herford überwiegend ihre Jobs behalten werden, die aktuellen Lux/Wolf-Pläne sahen dann wohl offensichtlich anders aus.
Am Standort Herford festhalten wolle auch Jomoo. „Während des M&A-Prozesses haben wir bereits intensive Gespräche geführt und das Unternehmen als ambitionierten und zuverlässigen Interessenten kennengelernt“, so Manuel Sack von der bundesweit tätigen Kanzlei Brinkmann & Partner über „die nun abgeschlossene Investorensuche“.
Küche und Bad aus einer Hand
Auch unter Jomoo-Flagge wird der bisherige Geschäftsführer Gernot Mang den Küchenmöbelhersteller leiten. „Aus der Verbindung des Know-hows der deutschen Premiumküchen-Spezialisten und der asiatischen Bad-Experten könnten sich neue Geschäftsfelder für Poggenpohl ergeben“, zeigt dieser Zuversicht. So soll gemeinsam mit Jomoo das internationale Projektgeschäft weiter ausgebaut werden. Gernot Mang: „Dort werden interessante Synergien zwischen den Bereichen Küche und Bad möglich, denn wir können Projektentwicklern in Zukunft ein Design aus einer Hand für beide Räume anbieten. Poggenpohl unternimmt damit über die Küche hinaus einen Vorstoß in den erweiterten Wohnraum. Gleichzeitig werden wir noch weiter in den Bereich der Luxusküchen vorstoßen und dazu die Stückzahlen unserer in Herford produzierten Küchen erhöhen. Dem Fachhandel kommt dabei eine Schlüsselrolle für die Premium-Marke Poggenpohl zu.“
Auf der Suche nach einer Spitzenmarke
Xiaowei Lin, Geschäftsführer Jomoo Deutschland, erklärt: „Für Jomoos langfristige, nachhaltige Markt- und Produktstrategie ist es wesentlich, das Spitzen- und Premiumsegment abzudecken. Wir haben uns seit Längerem mit der Möglichkeit auseinandergesetzt, mit einer etablierten Marke, die für hohe Qualität und großes Design-Renommee steht, zusammenzuarbeiten oder eine solche Marke zu erwerben. Idealerweise sollte sie rund um die Welt bekannt sein sowie eine lange Tradition und einen guten Ruf für ausgezeichnetes Handwerk besitzen. All diese Kriterien treffen auf Poggenpohl zu, so dass das Unternehmen gut zu Jomoos Strategie passt, das eigene Küchenportfolio zu erweitern.“
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