09.12.2021

Hettich testet die Praxistauglichkeit von grünem Stahl. In einem Pilotprojekt hat das Unternehmen in diesem Sommer Kaltband-Coils mit reduziertem CO2-Fußabdruck aus deutscher Herstellung bezogen. Für Komponenten seiner Topfscharnierserie „Sensys“. Die ersten Qualitätsprüfungen seien positiv.

Hettich-Pilotprojekt „CO2-armer Stahl”: Die ersten Kaltband-Coils, die im September an Hettich geliefert wurden, haben gegenüber konventionell erzeugtem Stahl einen deutlich reduzierten CO2-Fußabdruck. Foto: Hettich/Bilstein

Jan Hobert, Lead Buyer Stahl bei der Hettich Management Service GmbH in Kirchlengern, hat das Hettich-Pilotprojekt „CO2-armer Stahl” betreut. „Die ersten drei Kaltband-Coils, die wir im September von der Bilstein Group bezogen haben, weisen gegenüber konventionell erzeugtem Stahl einen deutlich reduzierten CO2-Fußabdruck auf. Über den gesamten Fertigungsprozess sind über 70 Prozent weniger CO2-Emissionen angefallen.” In absoluten Zahlen heißt das: Nur 630 kg/t CO2 gegenüber 2.190 kg/t. Allein mit diesen drei Coils wurden also rund 90 Tonnen CO2 eingespart. Dies entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von 50 PKW bei einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung von 15.000 km pro Jahr. In der gesamten Hettich Gruppe liegt das Vermeidungspotential durch den Einsatz des klimafreundlicheren Materials bei über 450.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Aber auch das zweite Ergebnis dieses Testlaufs ist für Hettich zukunftsweisend, wie Jan Hobert erklärt: „Unsere internen Tests belegen, dass der CO2-arme Stahl dem konventionellen Material in puncto Qualität und Verarbeitbarkeit in nichts nachsteht.”

Der Kurs ist gesetzt
Das Pilotprojekt bei Hettich war zunächst auf ein ausgewähltes Scharnierbauteil begrenzt. Denn größere Mengen des CO2-armen Stahls seien kurzfristig nicht lieferbar und noch sei der Aufpreis pro Tonne erheblich. „Außerdem lässt sich derzeit nicht abschätzen, ob und wie die Serienherstellung von CO2-reduzierten Produkten künftig möglich sein wird“, so das Unternehmen. In jedem Fall werden weitreichende Umstellungen in Zulieferung und Produktion notwendig sein. Bei Hettich ist man dennoch entschlossen, diesen Kurs weiter zu verfolgen, betont Geschäftsführer Uwe Kreidel: „Das Pilotprojekt war nur ein erster, wichtiger Schritt dem Weg zur Verarbeitung von CO2-reduziertem Stahl in der Serie. Wir arbeiten weiter an neuen Lösungen und freuen uns über interessierte Kunden, mit denen wir über den Zwischenschritt der CO2-armen Produkte langfristig sogar CO2-neutrale Produkte entwickeln können. Es ist eine Zukunftschance, die wir unbedingt nutzen möchten.”

Am besten regional
Hettich möchte die Weichen rechtzeitig neu stellen – zumal die aktuellen Verwerfungen und Preisexplosionen auf den internationalen Stahlmärkten für große Unsicherheit sorgen. Jürgen Werner, Geschäftsführer Hettich: „Ein nicht unerheblicher Teil unserer Kunden ist regional in Ostwestfalen-Lippe angesiedelt. Auch aus diesem Grund sind wir bestrebt, die Supply Chain möglichst effizient und krisensicher zu gestalten. Die Perspektive, mittel- oder langfristig CO2-reduzierten Stahl aus deutscher Produktion beziehen zu können, wird ein wichtiger Faktor für mehr Planungssicherheit und mehr Nachhaltigkeit sein.”

www.hettich.com

 



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