21.12.2022

Wieso vor ihr noch niemand auf die Idee zum Food-Podcast „Toast Hawaii“ gekommen ist? Das fragt sich Bettina Rust noch heute. Für unsere Serie offenbart sie ihren persönlichen Blick auf Küche.

Macht auch gerne mal „Toast Hawaii“ in der eigenen Küche. Bettina Rust, Rundfunk-Moderatorin und Erfinderin des Podcasts „Toast Hawaii“. Foto: Marcel Schwickerath

Jede Woche interviewt Bettina Rust in diesem unterhaltsamen Format Prominente zum Thema Essen (und Kochen), das vielfach mit tiefen Einsichten ins Leben im Allgemeinen verbunden ist. Sie selbst isst sehr gerne und führt beim Videocall durch ihre cleane, sehr durchdacht eingerichtete Küche. Im Gespräch bietet sie schnell das Du an. Es geht um „Toast Hawaii“, die ­Küche ihrer Eltern und Haushaltsgeräte mit Persönlichkeit.

Küchenplaner: Dann fangen wir doch gleich beim Eingemachten an: Kochst du gerne?
Bettina Rust: Ja, ich koche sehr gerne. Aber ich bin keine so passionierte Köchin, wie man von jemandem erwarten könnte, der einen Food-Podcast macht. Ich bin einfach niemand, der morgens schon überlegt, was er abends kocht. Da liege ich eher so im guten Mittelfeld. Es gibt Tage, da habe ich große Lust, etwas auszuprobieren. Und dann fällt mir ein, dass ich die vielen Kochbücher habe, die mit ihren zarten Stimmchen rufen: „Klapp mich doch mal auf. Lies mich doch mal.“ Aber sie liegen gerade nicht in meiner optischen Einflugschneise und daher vergesse ich sie gerne und suche dann im Internet nach Rezepten.
Wenn ich koche, dann wird es schon mal total chaotisch. Aber da ich lange in der Gastronomie gearbeitet habe, beherrsche ich auch das nötige Multitasking, um nach dem Kochen schnell wieder aufzuräumen.

Was bedeutet die Küche für Dich?
Für mich gilt wie für viele Menschen: Eine Küche ist das Herz eines jeden Zuhauses. Und wenn die Wohnung der Spiegel der Seele ist, dann sagt auch die Küche ganz viel über eine Person aus. Bei mir öffnet sich die Küche zu einem Wohnraum, der Wohn- und Arbeitszimmer ist. Ich arbeite aber auch viel in der Küche selbst, hier findet am meisten statt. Und deshalb brauche ich hier Ruhe und Klarheit. Ich fühle mich zwar auch in gemütlichen, vollgestellten Küchen total wohl. Aber für mich selbst benötige ich klare Oberflächen, weil meine Gedanken sonst zu unruhig sind.

Was war Dir bei der Einrichtung Deiner Küche wichtig?
Meine Küche ist eine einfache Küche, die kein Fass aufmacht. Ich habe keine Oberschränke, der Stauraum steckt in ganz vielen Schubladen. Geräte, die ich nicht immer brauche – etwa eine Heißluftfritteuse – kann ich z.B. in meine Waschküche stellen. Über dem Herd ist ein Regal mit Beleuchtung. Das dient aber eher als Lampe denn als Stauraum.
Die Küche habe ich zusammen mit einer Freundin sehr genau und nach meinen Bedürfnissen geplant. Es ist eine schlichte weiße Ikea-Küche, die nach praktischen Kriterien zusammengestellt wurde. Und wenn etwas Vorgegebenes nicht passte, dann habe ich es passend gemacht, habe z.B. andere Griffe gekauft, geschliffen und angebracht. Aufgebaut wurde die Küche von der Firma, die auch meine Wohnung renoviert hat.

Was hatte die Küche bei Deiner Familie für einen Stellenwert?
In meiner Familie war die Küche das Herzstück der Wohnung. Ich erinnere mich sehr gut an diese Küche. Die war vielleicht 12 m2 groß. Es gab eine Sitzecke, eine Stofftapete und ein großes Fenster. Die Küche war gemütlich und dort fanden die wichtigen Gespräche statt – von Liebeskummer bis hin zu „Was wünscht Du Dir zu Weihnachten?“. Meine Mutter hat übrigens ziemlich gut gekocht. Sie konnte improvisieren, hatte aber nie wirklich Spaß daran. Was daran liegen könnte, dass sie sich immer für zu dick gehalten und Diäten gemacht hat.

Was brauchst du in der Küche?
Die Geschirrspülmaschine ist mein süßer Schatz. Die ist so wunderbar leise, dass ich beim ersten Durchlauf gedacht habe, dass sie kaputt ist. Davor hatte ich eine sehr laute, die hat sich wichtig gemacht nach dem Motto „Ich mach den ganzen Abwasch. Ich brauche Eure ganze Aufmerksamkeit.“ Jetzt habe ich eine, die sagt „Ach, amüsiert Euch, ich kümmere mich gerne um das dreckige Geschirr.“ Ich hatte auch mal einen sehr lauten Kühlschrank. Der zählte zu den Geräten, von denen man sich wünscht, dass sie kaputtgehen. Auch wenn das ganz und gar nicht nachhaltig ist.  
Auf jeden Fall brauche ich einen Toaster. Ich verstehe Küchen ohne Toaster nicht, denn ich mag Brot wirklich am liebsten getoastet. Das bekommt mir besser und es gibt einem auch eine viel größere Flexibilität, weil man altes Brot zum Beispiel toasten kann und es nicht wegschmeißt, weil es labberig geworden ist. Und auf einen Kühlschrank kann ich auch nicht verzichten.
Auch Licht ist mir sehr wichtig, am liebsten Tageslicht. LEDs mag ich gar nicht. Aber Halogen, weil es so ein warmes, ehrliches Licht ist, das man zudem schön dimmen kann. Perfekt, um für eine schöne Atmosphäre in der Küche zu sorgen.

Kochst Du mit Gas oder Induktion?
Ich habe ein Gas-Kochfeld. Das habe ich gesehen und war hin und weg. Es ist zum einen größer und breiter als ein Standard-Kochfeld. Und zum anderen hat mich begeistert, dass ich die Topfhalter abnehmen und als Untersetzer nutzen kann. Optisch ist es also eine „1“.
Aber ich hasse es, dieses Kochfeld zu reinigen. Man kommt nicht in die Ecken und ich will ja nicht alles mit einem Wattestäbchen säubern. Und da ich viel Putzmittel benutzen muss, auf der Fläche dann Schlieren sind und ich nochmal mit anderen Mitteln nachputzen muss, ist es auch rein ökologisch nicht wirklich durchdacht. Wenn das Ding erstmal sauber ist, dann denke ich „Nö, jetzt koche ich erstmal nicht, denn es könnte ja wieder dreckig werden.“ Ich könnte es machen, wie in manchen asiatischen oder Profiküchen. Da ist alles mit Alufolie ausgelegt. Das ist nicht, was ich will und was gut aussieht, aber ich verstehe, warum sie es machen.
An solchen Dingen sieht man immer noch, wer die Produkte entwirft. Die Designer denken nicht an die Leute, die die Produkte saubermachen. In den meisten Fällen sind es immer noch Männer, die entwerfen, und zu 95% Frauen, die putzen.

Wie bist du eigentlich auf die Idee zu „Toast Hawaii“ gekommen?
Eher muss man fragen, warum nicht schon früher jemand auf die Idee gekommen ist. Ich bin – wie schon gesagt – jemand, der sehr gerne isst. Mit mir kann man zwar nicht gut auf Sternekoch-Niveau fachsimpeln, aber wir können z.B. gut durch Geschmackserinnerungen gehen. Essen vermischt sich immer mit Erinnerungen und es sagt so viel über die Leute aus, über Selbstdisziplin oder Laissez-Faire, über Momente von „Ich gönn mir mal“.
Als ich die Idee hatte, war mir sofort klar, das wird funktionieren. Zuerst wollten wir aus den Interviews ein Buch machen, aber ich fand es schade, die ganzen Interviews „nur“ für ein Buch zu verwenden. Und so entstand der Podcast – und das Prinzip geht auf. Das Buch kommt Anfang Dezember. Nach dem Kinderüberraschungs-Motto ist es „3 Sachen in einem“: unterhaltsam, biografisch und Rezepte gibt es auch noch. Wir haben uns auf 11 Leute aus der 1. Staffel konzentriert, u.a. Iris Berben oder Henry Hübchen.

Wie würde Deine Traumküche aussehen?
Die Küche, die ich jetzt habe, ist meine Traumküche. Im Idealfall hätte ich noch das Meer vor der Tür und würde dann am Fenster stehend vielleicht jeden Tag stundenlang Teig kneten.

Sybille Hilgert


Völlig subjektiv
Mit unserer Serie „Mein Blick auf Küche“ wollen wir in loser Folge Menschen vorstellen, für die der Lebensraum Küche eine besondere Bedeutung hat. Und dabei unterschiedlichen Perspektiven folgen. Je subjektiver, desto besser.



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