Wesco stellt Insolvenzantrag in Eigenverwaltung
Das Unternehmen begründet diesen Schritt mit verschiedenen externen Entwicklungen. Diese haben die wirtschaftliche Situation des Unternehmens massiv eingetrübt. So seien aufgrund des Ukraine-Kriegs sowohl die Beschaffungspreise für Material als auch die Energiekosten unerwartet stark gestiegen, was nicht vollumfänglich an die Kunden weitergegeben werden konnte. Im Absatzbereich erschwere die allgemeine Kaufzurückhaltung das Geschäft insbesondere im Geschäft mit hochwertigen Müllsammlern. Dabei handelt es sich um ein Spezialsegment von Wesco. „Bereits eingeleitete punktuelle Maßnahmen, wie die Optimierung des Lagermanagements sowie Anpassungen im Personalbereich, hatten bisher leider nicht ausgereicht, um die Probleme nachhaltig in den Griff zu bekommen“, berichtet das Unternehmen. Beantragt wurde der Antrag auf Eigenverwaltung am vergangenen Donnerstag, 30. November.
Verkaufsprozess eingeleitet
In einer Mitteilung heißt es: „Mit dem gerichtlichen Sanierungsverfahren ist beabsichtigt, die gegenwärtige Krisenlage zu bewältigen und sich für die Zukunft neu aufzustellen. Durch die jetzt vorliegende gerichtliche Anordnung kann die M. Westermann & Co. GmbH dabei die Instrumente der Insolvenzordnung nutzen, um dem eingeschlagenen Restrukturierungskurs fortzuführen.“
Unterstützt wird das Unternehmen bei diesem komplexen Verfahren mit seinen diversen rechtlichen Herausforderungen von Rechtsanwalt Prof. Dr. Dirk Andres aus der Kanzlei AndresPartner. „Die Eigenverwaltung ist ein effektives Instrument zur Restrukturierung von Unternehmen. In den kommenden Wochen und Monaten werden wir Gespräche mit allen wesentlichen Beteiligten aufnehmen und auf dieser Grundlage die Sanierung von WESCO vorantreiben“, erläutert der zum Generalbevollmächtigten berufene Restrukturierungsexperte Andres die anstehenden Schritte. Er wird jetzt kurzfristig einen geordneten Verkaufsprozess anstoßen, um einen Käufer zu finden, der in das Unternehmen investiert und das Geschäft weiterentwickeln will.
Bei ihrem Vorhaben wird das Unternehmen auch durch den gerichtlich bestellten vorläufigen Sachwalter, dem sanierungserfahrenen Rechtsanwalt Dr. Jan Janßen, begleitet. Seine Aufgabe ist es, die M. Westermann & Co. GmbH im gesamten Verfahren zu überwachen und die Interessen aller Gläubigerinnen und Gläubiger zu wahren.
Geschäftsbetrieb läuft weiter
In der Eigenverwaltung wird der Geschäftsbetrieb der Unternehmensgruppe vollumfänglich fortgeführt. Produktion, Termin- und Liefertreue seien weiterhin gewährleistet.
Die Eigenverwaltung wurde auch für die affiliierte (angeschlossene, d. Red.) H. Dedores & Co. GmbH aus Schwarzenberg beantragt. Sie ist als Produktions- und Zuliefergesellschaft Teil der Unternehmensgruppe. Die Tochtergesellschaften VILLA WESCO, S.L.U. (Spanien) sowie Wesco International BV (Niederlande) sind nicht vom Eigenverwaltungsverfahren betroffen.
Die Löhne und Gehälter der rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Arnsberg und Schwarzenberg sind im vorläufigen Eigenverwaltungsverfahren über das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit gesichert. Sie wurden heute von der Geschäftsführung und dem Generalbevollmächtigten über die aktuelle Situation und das weitere Vorgehen informiert.
Veränderungen in der Geschäftsführung
Die M. Westermann & Co. GmbH wurde 1867 als Familienunternehmen gegründet. Das Unternehmen ist in der Herstellung und dem Vertrieb von Metallhaushaltwaren, Einbauprodukten und Aluminium-Möbeln tätig. Outdoorküchen runden das Produktportfolio ab. Persönlich haftende Gesellschafter der übergeordneten Westermann KG (Arnsberg) sind laut Wirtschaftsinformationsdienst North Data Egbert Neuhaus und Marcus A. M. Westermann. Neuhaus ist auch Geschäftsführer der Firmen M. Westermann & Co. GmbH und H. Dedores & Co. GmbH. Marcus A. M. Westermann ist laut North Data zum 10. Oktober 2023 als Geschäftsführer der M. Westermann & Co. GmbH ausgeschieden.