20.06.2024

Es gibt Ausnahmen. Aber für die meisten war der Bilanzbericht in diesem Frühjahr kein Vergnügen. Manchen verschlug es sogar die Sprache. Dafür informierten andere transparent und authentisch. Das Editorial aus KÜCHENPLANER 5/6 2024.

Dirk Biermann.

Kommunikation kann eine Krux sein. Besonders in Zeiten, wenn der Motor stottert. Dann muss in den Führungsetagen noch genauer entschieden werden, was und wie berichtet werden soll. Denn manche Sachverhalte sind vielschichtig und lassen sich mit wenigen Worten nur schwer nach außen vermitteln. Reden ist dennoch Gold. Wer nicht spricht, über den wird gesprochen. Und dann hat man keinen Einfluss auf die transportierten Zahlen und Zusammenhänge. Auf teils abstruse Vermutungen, fragwürdiges Insiderwissen und auf das Gesamtbild, das sich in zahlreichen informellen Gesprächen, in der Presse und in den sozialen Medien formt.

Mit dieser Situation sahen sich in diesem Jahr auch die Unternehmen der Küchenindustrie und des Küchenhandels konfrontiert. Nach Jahren des Wachstums und immer neuer Rekorde ging es mit dem Umsatz plötzlich bergab. Wie wir inzwischen wissen, muss sich niemand für ein Minus von 10 bis 15 Prozent schämen. Das ist mit Blick auf das Jahr 2023 fast schon so etwas wie der Branchendurchschnitt. Natürlich gibt es Unternehmen mit geringeren Umsatzrückgängen oder sogar Zugewinnen, doch in Summe ist die Küchenbranche nach dem Corona-High auf dem Boden der Normalität gelandet oder gleich eine Etage tiefer. Das ist nicht nur schade um das von vielen Menschen hart erarbeitete Wachstum der letzten Jahre, sondern führt im Einzelfall auch zu schmerzhaften betrieblichen Anpassungen. Dabei liegt es auf der Hand: Nicht jeder Arbeitsplatz, der in Zeiten extremer Nachfrage geschaffen wurde, kann erhalten bleiben, wenn die Nachfrage so abrupt und dauerhaft einbricht. Umsatzrückgänge in der genannten Größenordnung sind für jede Organisation und alle daran Beteiligten eine Zumutung.

Doch was nun? Wie gehen die Unternehmen mit der veränderten Situation um? Wie stellen sich die Lieferanten des Handels unter diesen Bedingungen auf? Wie stabil ist deren Lage? Viele Fragen stehen im Raum. Nicht jeder hat sie in diesem Jahr beantwortet. Das öffnet Spekulationen Tür und Tor. Geredet wird schließlich immer.

Eine andere Strategie wählten zuletzt (als exemplarische Beispiele) auch die BSH Hausgeräte GmbH und die Familienholding Blanc & Fischer, Muttergesellschaft u.a. von E.G.O. und Blanco. In beiden Fällen haben die verantwortlichen CEOs und CFOs auf den Bilanzpressekonferenzen versucht, mit Transparenz darzulegen, wie die aktuellen Herausforderungen genau aussehen und wie sie nach Ansicht der Vorstände am besten bewältigt werden können. Für die Interessen der Beteiligten und für ein stabiles Gesamtunternehmen
Diese Berichte waren selbstverständlich nicht frei von Reibung und kritischen Nachfragen, denn natürlich schaut die Öffentlichkeit zu Recht genau hin, ob mit einem Stellenabbau oder der Verlagerung von Teilen der Produktion nicht nur die Renditeansprüche der Anteilseigner befriedigt werden sollen. In beiden Fällen blieb trotz der schwierigen Zusammenhänge das grundlegend gute Gefühl zurück, dass hier jemand wirklich kommunizieren will und sich nicht nur auf die Bühne stellt, wenn der Motor schnurrt.

Dirk Biermann
Chefredakteur KÜCHENPLANER

 


Dieser Beitrag ist als Editorial in der Ausgabe KÜCHENPLANER 5/6 2024 erschienen. Abonnieren Sie unseren kostenfreien Newsletter und lesen Sie die jeweils aktuelle Ausgabe als E-Paper. www.kuechenplaner-magazin.de/newsletter/anmeldung/anmeldeformular/

 



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