Meilensteine im turbulenten Umfeld gesetzt
Der Umsatz ist zwar eine wichtige Kenngröße, aber allein darauf will sich der Holzwerkstoffhersteller nicht reduzieren lassen. Denn in einem „turbulenten gesamtwirtschaftlichen Umfeld“ habe man strategische Meilensteine in Wachstum und Klimaschutz setzen können. „Unser Blick ist klar nach vorne gerichtet und wir freuen uns, dass wir strategisch weitreichende Entwicklungen auf den Weg bringen konnten. Dank unserer sehr soliden finanziellen Basis und unserer langfristigen Strategie gelingt es uns, auch in schwachen Marktsituationen Wachstumsschritte zu setzen und gegen den Markt zu wachsen“, so Thomas Leissing, Gruppenleitung Finanzen/Verwaltung und Sprecher der Gruppenleitung, bei der Jahrespressekonferenz am Stammsitz in St. Johann in Tirol (AT). So wuchs die Gruppe um das 22. Werk in Markt Bibart (DE), ging eine Minderheitsbeteiligung am thailändischen Holzwerkstoffhersteller Panel Plus ein und begründete mit dem Bekenntnis zum Net Zero Ziel bis 2050 eine richtungsweisende Klimastrategie.
Die Zahlen auf einen Blick
Egger erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023/2024 einen gruppenweiten Umsatz von 4.132,5 Mio. EUR (–7,1% zum Vorjahr). Das EBITDA belief sich auf 493,6 Mio. EUR (–18,1% zum Vorjahr) und die EBITDA-Marge betrug 11,9% (Vorjahr 13,5%). Die Eigenkapitalquote liegt mit 43,5% weiterhin auf einem hohen Niveau.
Entwicklungen in den Produktbereichen
Der Hersteller produzierte im Geschäftsjahr 2023/2024 in der Gruppe 10,4 Mio. m³ Holzwerkstoffe und Schnittholz (Vorjahr 9,6 Mio. m³). In den einzelnen Produktbereichen waren die Effekte der gesamtwirtschaftlichen Eintrübung in leicht unterschiedlicher Ausprägung spürbar.
Im Bereich Decorative Products (Produkte für den Möbel- und Innenausbau) konnten die Werke in West- und Osteuropa gut ausgelastet werden. Die Lage in den Kernmärkten in Mitteleuropa gestaltete sich allerdings herausfordernd, insbesondere der deutschsprachige Raum wies einen äußerst hohen Markt- und Preisdruck auf. „Seit Jahresbeginn 2024 sorgt die Einführung der neuen Kollektion „Dekorativ 24+“ für positive Impulse und gute Auftragseingänge“, erläutert das Unternehmen. So erwirtschaftete der Bereich Decorative Products im Geschäftsjahr 2023/2024 einen unkonsolidierten Umsatz von 3.629,0 Mio. EUR (–3,8% zum Vorjahr).
Der Markt- und Preisdruck war hingegen im Bereich Building Products (Produkte für den konstruktiven Holzbau und Fußboden) erheblich. Der unkonsolidierte Umsatz fiel in diesem Produktbereich um –22,0% auf 704,9 Mio. EUR.
„Die Menschen in den allermeisten unserer Märkte leiden unter der hohen Inflation, den höheren Lebenshaltungskosten und auch den erschwerten Bauvoraussetzungen. Dies alles führte zu einer schwachen Konsumneigung und einem deutlichen Rückgang der Baugenehmigungen – und damit letztlich zu schwacher Nachfrage nach unseren Produkten“, so Michael Egger jun., Gruppenleitung Vertrieb/Marketing.
Nachhaltigkeit als Treiber
Ein wichtiges Momentum im abgelaufenen Geschäftsjahr stellte die Verabschiedung einer zukunftsweisenden Klimastrategie dar. Egger verpflichtet sich, seine klimawirksamen Treibhausgas-Emissionen im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen zu reduzieren, und bekennt sich klar zum Net Zero Ziel bis 2050. Das Familienunternehmen wird nicht nur die Treibhausgase im eigenen Wirkungsbereich, also Scope 1 und 2 reduzieren, sondern bezieht auch die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette mit ein (Scope 3). 69% der eingesetzten Energie werden schon jetzt aus erneuerbaren Quellen bezogen. „Wir haben uns viel vorgenommen, unser Net Zero Ziel ist ambitioniert. Als Meilensteine haben wir richtungsweisende Klimaziele bis 2030 festgelegt. Die Umsetzung erfolgt Schritt für Schritt und in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern“, so Hannes Mitterweissacher, Gruppenleitung Technik/Produktion.
Umfangreiche Investitionen
Die Egger Gruppe befindet sich bereits in der Umsetzung von Investitionsprojekten, die auf dieses Klimaschutzbekenntnis einzahlen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden insgesamt Investitionen inklusive Akquisitionen in der Höhe von 568,6 Mio. EUR (Vorjahr: 540,6 Mio. EUR) getätigt. „Neben Unternehmensakquisitionen verteilen sich diese Aufwendungen auf alle unsere Werke – zur Sicherung der besten industriellen Basis, um bestehende Kapazitäten zu erweitern und um möglichst ressourcenschonend in geschlossenen Kreisläufen zu produzieren. Wir haben etwa in deutlich mehr Kapazitäten zur Beschichtung mit dekorativen Oberflächen, in Möbelfertigteil-Linien und in die Schichtstoffproduktion investiert. Diese Kapazitäten eröffnen uns neue Möglichkeiten am Markt“, so Frank Bölling, Gruppenleitung Logistik.
Internationales Wachstum
Wesentlich voran kam das Unternehmen in der Umsetzung der eigenen Wachstumsstrategie. Im November 2023 übernahm der Holzwerkstoffhersteller das Spanplattenwerk in Markt Bibart (DE), seither zählt die Gruppe offiziell 22 Produktionsstandorte. Umfassende Investitionen in diesen jüngsten Standort, die den Einsatz von Recyclingholz sowie die Veredelung zu beschichteten Spanplatten ermöglichen werden, befinden sich bereits in Umsetzung.
Mit dem Ziel, die eigene Marktposition im asiatischen Raum weiter zu stärken, beteiligte sich die Gruppe Anfang des Jahres 2024 mit 25,1% am thailändischen Holzwerkstoffhersteller Panel Plus Co., Ltd. Asien als bedeutender Wachstumsmarkt spielt in den strategischen Überlegungen eine gewichtige Rolle.
Weitere Recycling-Standorte
Auch das Netzwerk der internationalen Recycling-Sammelstandorte, die Egger unter dem Namen Timberpak betreibt, erhielt Zuwachs um weitere Niederlassungen. Der Holzwerkstoffhersteller investierte in seine Recycling-Sammelstandorte in Polen, Italien, Deutschland, Großbritannien und den USA. Diese Standorte stellen die wertvolle Ressource Recyclingholz bereit, die in den eignen Werken für die Produktion hochwertiger, neuer Holzwerkstoffe eingesetzt wird. Schon jetzt stammen 65% des von Egger in seinen Holzwerkstoffen eingesetzten Holzes aus Recycling oder Nebenprodukten der Sägeindustrie, heißt es.
Gedämpfter Ausblick
Mit Blick auf das für das Geschäftsjahr 2024/2025 kommentiert die Gruppenleitung: „Die gesamtwirtschaftlichen Aussichten bleiben äußerst verhalten, bestimmende Elemente sind die schwachen Märkte, der daraus resultierende Preisdruck und geopolitische Krisen wie der anhaltende Russland-Ukraine-Konflikt, die Hyperinflation und der drastische Markteinbruch in Argentinien sowie der Konflikt im Nahen Osten.“ Die Umsatz- und Ergebniserwartungen fallen entsprechend gedämpft aus. „Dennoch sind wir auch für diese Flaute-Phase sehr gut aufgestellt. Wir haben eine solide finanzielle Basis, eine langfristige, nachhaltige Strategie, erfolgreiche Partnerschaften mit unseren Kunden und Lieferanten und vor allem die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unser großer Dank gilt unseren über 11.000 Mitarbeitenden, deren täglicher Einsatz den entscheidenden Unterschied macht. Unser globales Team weiß die Krise auch als Chance zu nutzen“, so die Gruppenleitung geeint.
Alle Details zum Geschäftsjahr 2023/2024 können im Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht unter to.egger.link/credit-relations eingesehen werden.