10.09.2024

Flexibel in der Produktion, vielfältig in der Planung: Mit diesen Eigenschaften will Sachsenküchen Differenzierungspotenzial für seine Handelspartner schaffen. Basis ist eine hochmoderne Fertigung, die Robotik und Handwerk verbindet.

 

Elko Beeg, Geschäftsführer Sachsenküchen: „Der Appetit kommt beim Essen: Wer einmal den Einstieg mit Sachsenküchen gemacht hat, wird uns lieben.“ Foto: Biermann

Blick in die hochmoderne Produktion von Sachsenküchen am Standort Dippoldiswalde-Obercarsdorf. In die Losgröße 1-Fertigung hat das Unternehmen seit 2017 rund 20 Millionen Euro investiert. Foto: Biermann

Stapelweise Losgröße 1. Foto: Biermann

Mit dem „Edge-Konzept“ können verschiedene Kanten zur Front gewählt werden. So wird jede Kombination zum Händler-Unikat. Hier abgebildet ist die Lackfront „Lara“ mit einer Nussbaumkante. Foto: Biermann

Elko Beeg wirkt kurz überrascht. Dabei war es doch nur die Frage nach den Korpushöhen, die Sachsenküchen im Unterschrankbereich anbietet. „Ja“, sagt er dann und lächelt. „72, 78, 85“, fährt er fort, „aber eigentlich bauen wir jede Höhe, die der Händler bestellt.“ Im 13er Raster oder als noch individuelleres Sondermaß. Die kurze Verständnispause des Geschäftsführers ist der Tatsache geschuldet, dass bei Sachsenküchen seit Ende 2022 die Fertigung in Losgröße 1 Alltag ist. Und zwar zu 100 Prozent. Was definierte Standardmaße aber nicht ausschließt.
Mit umfangreichen Investitionen in modernste Fertigungstechnologien und neue Produktionsflächen hat sich der Hersteller am Standort Dippoldiswalde bei Dresden von der seriennahen Fertigung komplett verabschiedet und fertigt Schränke für Küche, Bad, Wohnen, Hauswirtschaftsraum und neuerdings auch Ankleide exakt nach Kundenwunsch. Große Zwischenlager sucht man bei der Betriebsbesichtigung daher vergeblich. Wenn die aktuellen Planungen Ende 2024 vollständig umgesetzt sind, hat das Unternehmen in etwa acht Jahren rund 20 Millionen Euro in den Standort und die erwähnte Losgröße 1-Fertigung investiert.

Im laufenden Betrieb runderneuert
Wobei der Begriff Investition den umfassenden Modernisierungs- und Restrukturierungsprozess der letzten Jahre nur unvollständig beschreibt. Im Grunde hat sich Sachsenküchen zu großen Teilen neu erfunden und stellt sich mit einer der modernsten und effizientesten Fertigungsstrukturen der Branche (Elko Beeg: „Bezogen auf die Unternehmensgröße“) völlig neu auf. Ab 2017 wurde mit der Umstrukturierung begonnen, eine Vielzahl von Einzelmaschinen ersetzt und automatisierte Fertigungslinien installiert. Das alles bei laufendem Betrieb. „Ich bin unheimlich stolz auf unsere Mannschaft, dass wir das alles geschafft und dabei immer die gerade branchenüblichen Lieferzeiten eingehalten haben“, würdigt Elko Beeg den Einsatz der rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Im ursprünglichen Werk I ist heute die gesamte Fertigung von Fronten (inkl. Lackiererei für Mattlack-Produkte), Arbeitsplatten sowie Lang- und Umfeldteilen zusammengefasst. Der Hersteller setzt dabei auf eine besonders hohe Fertigungstiefe. Bis auf Furnierfronten, Hochglanzlack und Linoleum stellt Sachsenküchen nahezu alle Fronten mit den Optionen Laserkante und PUR-Verleimung selbst her. Das sind in Summe rund 80 Prozent. Die gesamte vorkonfektionierte Ware wird intern in das neu umstrukturierte Werk II geliefert. Dort werden die Zulieferteile auf zwei Produktionslinien („Flex-Line“ und „Vario-Line“) weitgehend vollautomatisch zu Schränken verarbeitet. Lediglich bei der Endmontage ist menschliche Arbeitskraft gefragt. Auch im Sonderbau kommt qualifizierte Handarbeit zum Einsatz. So stehen bei Sachsenküchen Robotersägen neben einzelnen Hobelbänken. Bis zu 1.000 Schränke könnten pro Tag produziert werden, die Auslastung lässt derzeit noch 30 Prozent Luft nach oben. Aktuell verlassen jährlich rund 15.000 Küchen den Warenausgang. Beide Werke erstrecken sich über eine Fläche von jeweils rund 10.000 Quadratmetern.

Hersteller mit Tradition
Sachsenküchen ist einer der ältesten Küchenmöbelhersteller Deutschlands. Das Unternehmen wurde 1908 gegründet und produziert seit 1920 Küchen. Zu DDR-Zeiten (1949 bis 1989) gehörte Sachsenküchen zum Möbelkombinat Radeberg. Nach der Wende erfolgte die Privatisierung. Damals suchten Hans-Joachim Ebert (seit den 1960er-Jahren als Betriebsleiter im Unternehmen) und Inge Köhler einen Investor und Mitgesellschafter. Sie konnten einen bekannten Küchenunternehmer aus Ostwestfalen gewinnen. Heinz-Erwin Ellersiek, auch Inhaber von Ballerina-Küchen, stieg als Privatperson bei dem ostdeutschen Traditionshersteller ein und sorgte dafür, dass sich das Unternehmen in den schwierigen Nachwendejahren behaupten und später kontinuierlich weiterentwickeln konnte. Die heutige Gesellschafterstruktur setzt sich aus Heinz-Erwin Ellersiek, Matthias Schmidt (Enkel von Inge Köhler) und den Brüdern Ralf und Alexander Ebert (Söhne von Hans-Joachim Ebert) zusammen.

Den Umsatz verdoppelt
Das Führungsteam besteht neben dem Geschäftsführer Elko Beeg aus den Vertriebsleitern Andreas Schmidt (deutschsprachige Länder) und Ingo Joran (Export). Elko Beeg ist seit 2007 im Unternehmen. In dieser Zeit hat er das Unternehmen „runderneuert“ und den Umsatz verdoppelt. Von 24 Millionen Euro Umsatz (erwirtschaftet von 170 Mitarbeitern) ist Sachsenküchen in diesen 17 Jahren auf rund 52 Millionen Euro Holzumsatz gewachsen. Der Geräteumsatz spielt bei Sachsenküchen eine eher untergeordnete Rolle. Rund 50 Prozent des Umsatzes werden im Export erwirtschaftet, vor allem in Frankreich, Belgien, Holland, Österreich und Großbritannien. Hinzu kommen Länder wie die Schweiz, Spanien, Polen und Tschechien. Aber auch in weiter entfernten Märkten wie China und den USA gibt es Vertriebsaktivitäten mit Partnern. Elko Beeg sieht das Unternehmen dafür bestens aufgestellt: „Wir können uns aufgrund unserer Flexibilität auf alle Gegebenheiten des jeweiligen Marktes sehr gut einstellen.“

Mit den Möglichkeiten beschäftigen
Flexibilität ist quasi die Kernkompetenz einer Losgröße-1-Fertigung, wie sie Sachsenküchen betreibt. Sie führt zu den Vorteilen der Individualisierung aus Kundensicht und der Differenzierung aus Händlersicht. Doch die umfassenden Möglichkeiten erschließen sich nicht von selbst. „Wer sich nur an der Oberfläche mit uns beschäftigt, wird unsere Potenziale nicht voll nutzen können“, sagt Elko Beeg, „wer sich aber tiefer mit uns auseinandersetzt, wird die vielen Differenzierungsmöglichkeiten erkennen und planerisch - auch bei anspruchsvollen Küchenprojekten - selten in einer Sackgasse landen.“
Die Bandbreite der Beispiele für mehr Differenzierung, die er zur Verdeutlichung anführt, ist lang, aber sicher nicht abschließend. Sie reicht vom „Edge-Konzept“ (damit können verschiedene Kanten auf eine Front aufgebracht werden) bis hin zum optional erhältlichen, besonders stabilen Tischlerkorpus. Weiter geht es über die Echtholz-Kompetenz (Furniere und Massivholz) und die Vorreiterrolle bei anderen natürlichen Materialien (z.B. Linoleum seit 2022) bis hin zu individuellen Planungskonzepten wie dem „Face-Line“-Konzept, das mit unterschiedlichen Korpustiefen und Frontüberständen spielt. Weiteres Differenzierungspotenzial versprechen die individuellen Beleuchtungskonzepte, welche nach Kundenmaß ins Möbel eingefräst werden, oder das flexible Schubkastensystem „AccuraBox“ (ebenfalls mit optionaler integrierbarer Beleuchtung). Oder das bereits vor 15 Jahren entwickelte Hubsockelsystem „Ergomatic“ zur elektrischen Höhenverstellung von Unterschränken und ganzen Kücheninseln. Hinzu kommen weiterhin die 25 Korpusdekore sowie Möbelfronten mit bildgesetzten Holzdekoren (horizontal und vertikal), wie man sie sonst nur aus dem Furnierbereich kennt.
„Flexibilität ist unsere Kompetenz, aber sie ist kein Selbstzweck“, betont Elko Beeg. Unstrukturiert führt Vielfalt und Individualität zu unüberschaubarer Komplexität. Damit der gewünschte Nutzen auch beim Endkunden ankommt, forciert Sachsenküchen die Schulung der Handelspartner. Dafür wurde vor zwei Jahren Ingo Gottschalk als Schulungsleiter eingesetzt. „Seine Aufgabe ist es, die Leistungsfähigkeit des Sortiments an den Handel zu vermitteln, damit die Partner diese Leistungsfähigkeit und die vielen Alleinstellungsmerkmale besser nutzen können“, so Beeg.

Ausblick auf die Küchenmeile
Die nächste Gelegenheit, diese USPs zu erleben, bietet sich im Rahmen der KM Küchenmeile im Kitchen Center Löhne (KCL). Die dortige Ausstellung wurde für die Messe im September erneut komplett umgestaltet und bietet einen tiefen Einblick in die Besonderheiten des Sortiments. Neuheiten inklusive. Gezeigt werden unter anderem ein neues Planungskonzept („Soft-Line“), welches besonders gut bei solitären Möblierungskonzepten eingesetzt werden kann, und ein exklusives Prägelinoleum mit geflochtenen und floralen Ornamenten. Außerdem neue Holzfurniere, die den Trend zu warmen (Rüster) bzw. hellen (Esche) Optiken aufnehmen, sowie eine mit dem Zulieferer Rehau entwickelte Steinoberfläche, welche auf Basis mineralischer Bestandteile eine sehr natürliche Haptik bietet. Hinzu kommen neue Dekore in den Preisgruppen 1 bis 3, die ebenfalls durch sehr authentische Oberflächenstrukturen in Holz und Stein auffallen. Ergänzt und zur Serienreife gebracht wurde auch das im letzten Jahr noch als Preview gezeigte Konzept „Face-Line“ (Stichwort: Frontüberstände). Lösungen für den begehbaren Kleiderschrank sind ebenfalls zu sehen. Bei der Möbeltechnik sind die Falt-Einschubtüren von Hawa neu im Programm. Ebenfalls in die Schrankseite integrierte Klappenbeschläge auf Basis des „FreeSlim“-Beschlags von Kesseböhmer, welche besonders gut für Anwendungen hinter Glas geeignet sind. Diese Technik wird von außen in den Möbelkorpus eingefräst und bleibt damit unsichtbar. Liefert Kesseböhmer nun im großen Stil Oberschrankklappen an Sachsenküchen? „Nein“, sagt Elko Beeg ohne zu zögern. „Über diese Sonderlösung hinaus bleibt Blum unser Hauptlieferant.“ Noch mal ließ er sich nicht überraschen.
Dirk Biermann

www.sachsenkuechen.de

 



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