27.02.2025

Der Spülenschrank ist die Blackbox der Küche. Er steckt voller systemrelevanter Funktionen, beherbergt nützliche Utensilien und nicht selten in Vergessenheit geratenes Zubehör.

 

Dirk Biermann, Chefredakteur KÜCHENPLANER.

Den wenigsten Nutzerinnen und Nutzern dürfte bewusst sein, was sich dort alles mit der Zeit ansammelt. Müllsäcke, Spüllappen, Spüli – klar, was täglich gebraucht wird, bleibt im Blick. Doch im Schatten des Abfalltrennsystems nimmt die Übersicht rapide ab. Das Gedränge ist groß und wächst mit den Jahren. Spezielle Putzmittel, besondere Lappen, exotisches Küchenzubehör, gleich mehrere angebrochene Flaschen Glaskeramikreiniger sowie ausrangierte Bürsten mit Borsten im 45°-Winkel. Platz beanspruchen auch diverse Schläuche für Ab- und Zuläufe und der sperrige Siphon. Nicht zu vergessen: das Spülbecken, das von oben drückt.
Der Wasserplatz ist bekanntlich der am meisten frequentierte Bereich der Küche – und der dazugehörige Schrank doch oft der am wenigsten beachtete. Darüber muss man sich wundern. „Und jetzt noch die Wassersysteme!“ Mit diesem Satz beginnt ein Artikel in dieser Ausgabe, der die Lebensrealität im Schrank unter der Küchenspüle ins Rampenlicht rückt. Genauer gesagt: die hausgemachte Platznot im 60-cm-Standardraster, wenn die Ansprüche an die Stauraumnutzung steigen. Großzügigkeit? Schwierig! Übersicht? Fehlanzeige! Doch genau das ist der größte Wunsch der meisten Küchenkäufer.

Und das gilt schrankübergreifend, wie eine aktuelle Verbraucherstudie eines namhaften Ausstatters dokumentiert. Auf die Frage, worauf sie beim Küchenkauf besonderen Wert legen, antworteten die Befragten in dieser Reihenfolge: 1. Funktionalität, 2. Stauraum, 3. Langlebigkeit, 4. Qualität und 5. Design. Die Frage nach dem Preis landete überraschenderweise abgeschlagen unter „Sonstiges“. Wer hätte das gedacht! 85,7 % der Befragten gaben an, mit der Stauraumorganisation ihrer Küche unzufrieden zu sein oder diese verbessern zu wollen. Das lässt aufhorchen, doch der kritische Geist rätselt, wie diese Aussagen einzuordnen sind. Eine bekannte Redewendung besagt schließlich, dass keiner Studie zu trauen sei, die man nicht selbst in Auftrag gegeben hat.

Doch die hier zitierte Befragung folgt nicht den ausgetretenen Pfaden der herkömmlichen Marktforschung. Sie geht neue Wege und verspricht Praxisrelevanz. Durchgeführt wurde sie auf der App-Plattform Appinio. Befragt wurden Menschen, für die das Thema Küchenplanung aktuell ist. Die entweder in den letzten zwei Jahren eine Küche gekauft haben oder planen, innerhalb der nächsten zwei Jahre eine neue Küche zu kaufen. Dabei ging es um Aspekte wie Budget, Inspirationssuche, Wünsche, Rolle des Stauraums und Verbesserungsmöglichkeiten. Über den Rahmen der Befragung und die Ergebnisse berichten wir in dieser Ausgabe unter der Überschrift „Stauraum ist das wichtigste Thema“.

Dass sich der besagte Schrankausstatter durch die Ergebnisse bestätigt fühlt, liegt auf der Hand. Doch von diesen Erkenntnissen können alle profitieren – sowohl die Möbelindustrie als auch der Handel. Denn sie zeigen das Potenzial für mehr Umsatz und zufriedene Kunden. Gerade in Zeiten, in denen der Küchenverkauf nicht wie geschnitten Brot läuft, kommt es umso mehr auf die Erfüllung persönlicher Bedürfnisse an. Farben mögen mit der Mode wechseln. Erfüllte Bedürfnisse wirken ein Küchenleben lang. Und ein Nutzen, der als persönlich relevant bewertet wird, macht viele Budgets flexibel. Besonders dann, wenn dieser im Verkaufsgespräch direkt erlebbar wird.

Dirk Biermann


Im Schatten des Abfalltrennsystems geht die Übersicht schnell verloren. Dabei wollen Menschen vor allem eins: Ordnung im Schrank