Zeitnot im Bermudadreieck
Die „Tour de OWL“ im September mutet wie stets herausfordernd an und lässt im Vorfeld ausufernde Tankrechnungen und verwirrend anmutende Routenführungen vor dem geistigen Auge aufsteigen. Ins Bockshorn jagen sollte man sich von der „Zersiedelung“ des Messegeschehens jedoch nicht. Schließlich gibt es auch einen positiven Aspekt für die Besucher: Statt den ganzen Tag durch zunehmend stickige Messehallen zu pilgern, lockt zwischen den einzelnen Besuchen die entspannende Fahrt durch die idyllisch anmutende ostwestfälische Hügellandschaft. Und da die mobile Navigation längst zum Standard geworden ist, droht keiner der auswärtigen Gäste mehr verloren zu gehen im Bermudadreieck der Küchenbranche zwischen Verl, Löhne und Rödinghausen.
Im Mittelpunkt des Interesses stehen seit jeher bevorzugt die Hausausstellungen der Küchenmöbelhersteller. Die begleitenden Fachmessen haben jedoch an Bedeutung enorm gewonnen und beanspruchen selbstbewusst ihren Anteil am meist knapp bemessenen Zeitbudget der Reisenden. Die „area30“, das „house4kitchen“, die Designwerkstatt „Forum26“, das „MAZ“ sowie „Gut Böckel“ – allesamt „Hotspots“ des Messegeschehens und vorbehaltlos einen Besuch wert. Fast jeder Hersteller, der in Küchendeutschland auf sich hält, hat sich eingebucht. Temporär für die Messewoche oder als Dauermieter. Allein die BSH-Marken, allen voran Bosch und Siemens, verweigern sich standhaft. Kein eigener Auftritt, allenfalls die akzentuierte Präsenz bei Vertriebspartnern aus der Küchenmöbelindustrie. Aus der Münchner Markenriege schlägt nur Neff seine Zelte zur Küchenmeile offiziell auf – im Kurpark von Bad Oeynhausen.
„Industrial Style“ und viel „Skandinavisches Design“ werden die Ausstellungen prägen. So viel ist gewiss. Und natürlich immer mehr wohnliche Darstellungen mit weiterhin viel Eiche, einer Prise Buche (!), akzentuierten Farben aus der Palette der Aqua-Töne und wie gewohnt ganz, ganz viel Weiß. Und das in Glanz für die breite Masse und Matt fürs aufstrebende Segment.
Sich allein über das Frontdekor zu definieren, ist für die Hersteller jedoch nicht mehr zeitgemäß und scheint überhaupt grundsätzlich gewagt. Denn die Zeit der Besucher ist wie erwähnt knapp bemessen und der nächste Lieferant einen Steinwurf weit entfernt. Reine Marathon-Frontenführungen? Eine grauselige Vorstellung. Wir dürfen also im optimalen Fall auf zielgruppenorientierte Konzepte und deren Umsetzung gespannt sein.
Wenn man von Konzepten spricht, ist das Zubehör nicht weit – und spätestens dann studiert man die Ausstellerlisten der Fachmessen in Löhne und Rödinghausen. Das „house4kitchen“ hat sich nicht nur durch Schüller und Leicht einen Namen gemacht. Spülenspezialist Franke mit Armaturen-Tochter KWC sorgt ebenfalls für Frequenz. Was die Mitmieter zeyko und Erbi sicher freut. Ähnlich prominent geht es auf „Gut Böckel“ zu – wobei sich der Standort trotz der Publikumsmagneten Miele, Blanco und Bauknecht eine entspannte Grundruhe bewahrt hat. Einen Wechsel hat es im „MAZ“ gegeben: Gorenje ist raus und hat Platz für den neuen Dauermieter Sachsenküchen gemacht. In voller Blüte steht das erst vor einem Jahr reaktivierte „Forum26“. Mit Störmer und Gerätepartner Gorenje ist nun auch ins Erdgeschoss Leben eingezogen. In der zweiten Etage wird das Trendthema „Wohnküche“ wörtlich genommen. 38 Aussteller schaffen einen konzeptionellen Rahmen rund ums Wohnen. Noch einige Aussteller mehr sind es bei der „area30“ mit einem attraktiven Mix aus Küchen, Geräten, Zubehör und Verbänden rund um Unternehmen wie Naber, Systemceram und Lechner.
Eine erfolgreiche und angenehme Messewoche wünscht Ihnen
Dirk Biermann, Chefredakteur
d.biermann@kuechenplaner-magazin.de