11.09.2023

Sie rollen der Küche den roten Teppich aus: Gérard Alsdorf und Sascha Wollschläger, die Initiatoren des Podcasts Küchenliebe. Im Interview erzählen die beiden Branchenkenner, wie es zum Podcast kam, was es damit auf sich hat und warum der Geschirrspüler besondere Aufmerksamkeit verdient.

Foto: Küchenliebe

Gérard Alsdorf. Foto: Privat

Sascha Wollschläger. Foto: Privat

Die Auflösung zu den Gefahren der grünen Putzschwammseite und des zu großzügigen Geschirrmittelkonsums bei der Reinigung von Oberflächen gibt es im Podcast gleich in mehreren Folgen, ausführlich in Folge 9 mit dem Titel „Die Pflege“.

„Herzlich willkommen liebe Küchenliebenden.“ So beginnt jede Folge von Küchenliebe, dem Podcast rund um die Küche. Die beiden Köpfe dahinter sind versierte Branchen- und Produktkenner, die seit November 2022 alle 14 Tage informativ und unterhaltsam über die Küche, die Küchenplanung und die Ausstattungsoptionen plaudern. Meist zu zweit, manchmal auch mit prominenten Interviewgästen. Dabei werden bei aller Neutralität gegenüber Handelsformen, Herstellern und Produkten auch heiße Eisen benannt und Wege aufgezeigt, wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht. Für das Interview sind wir zum Du übergegangen.

Hallo Gérard, hallo Sascha. Bitte formuliert aus diesen Begriffen jeweils eine kurze Geschichte. Du, Gérard, zuerst: Geschirrspüler, Verzweiflung, Corona, Zärtliche Cousinen.
Gérard: Das sind die Schlagwörter, wie es überhaupt zur Küchenliebe kam. Es war Corona-Zeit und durch die Empfehlung meines Onkels bin ich auf den Podcast ‚Zärtlichen Cousinen‘ mit Atze Schröder und Till Hoheneder gestoßen. Und zu ‚Betreutes Fühlen‘ mit Atze Schröder und Dr. Leon Windscheid. Diese Podcasts habe ich während der Pandemie rauf und runter gehört. Dann stand ich eines Tages mal wieder verzweifelt vor dem Geschirrspüler. Nach Programmende waren noch Pfützen auf einzelnen Gefäßen und ein Becher war umgekippt. Das Spülergebnis war Grütze. Und da habe ich mir gedacht: Man muss den Leuten doch mal sagen, wie das richtig geht. Wie man so eine Geschirrspülmaschine richtig einräumt. Das kann doch nicht ein Phänomen sein, das nur bei Familie Alsdorf vorkommt. Und dann kam eins zum anderen. Der Funke sprang bei einem weiteren Podcast über, den ich inzwischen gerne höre. Ein echter Herzenspodcast: „Musik ist Trumpf" von Till Hoheneder zusammen mit Maximilian Conrad. Max weiß alles über Musik, absolutes Nerdwissen. Und ich dachte: So ein Herzensthema habe ich auch. Die Küche! Daraus kann man doch auch einen Podcast machen. Und dann war da noch die ungeklärte Sache mit der Spülmaschine. Also habe ich mir überlegt, wer als Mitstreiter gut dazu passen könnte. Und da kam Sascha ins Spiel.

Dein Einsatz, Sascha, hier sind deine Stichworte: Entspannung am Pool, WhatsApp, Fragezeichen.
Sascha: Als die WhatsApp von Gérard kam, war ich gerade im Familienurlaub und lag am erwähnten Pool. Die Nachricht lautete: ‚Hab da eine Idee... lass uns nach dem Urlaub mal schnacken‘. Ich dachte: Was will der denn von mir? Außerdem kannten wir uns damals noch gar nicht so gut. Aber ich bin ein neugieriger Mensch, also habe ich Gérard sofort angerufen. Er erzählte mir zwei, drei Dinge über seine Idee und ich fragte mich: Was genau ist eigentlich ein Podcast? Ich hatte null Ahnung. Natürlich habe ich das erst einmal gegoogelt. Eine Woche später musste ich beruflich nach Kassel und habe im Auto auf Gérards Hinweis hin die ‚Zärtlichen Cousinen‘ eingeschaltet und mir gleich vier Folgen am Stück angehört. Und habe gedacht: Das machen wir auch.

So war die Idee für einen eigenen Podcast geboren. Wer ist auf den Titel Küchenliebe gekommen?
Sascha: Beim Brainstorming erinnerte ich mich an den Titel „Ich liebe meine Küche“ von Reinhard Mey. Ein Supertitel. Und der hat uns irgendwann zu „Küchenliebe“ gebracht. Ein eingängiger Begriff, den sich jeder merken kann. Und dann konnten wir Martin Hecht als Sprecher für das Intro gewinnen. Seine Stimme kennen 70 Prozent in der Branche. Da fühlt man sich gleich zu Hause.
Gérard: In dieser Phase hatten wir auch Till Hoheneder mit dabei. Er hat uns am Anfang wichtige Fragen beantwortet und war ein wichtiger Motivator. Till ist Musiker, Schriftsteller, Autor und Podcaster. Er schreibt u.a. für Lisa Feller, Mike Krüger, Atze Schröder, Nelson Müller und Horst Lichter.

Für unsere Leserinnen und Leser, die euch noch nicht kennen: Erzählt uns doch bitte kurz, was ihr mit Küche zu tun habt.
Gérard: Nach meiner Ausbildung in einem Möbelhaus habe ich zwei, drei Jahre Küchen verkauft, dann war ich zwei Jahre bei Lechner als angestellter Reisender im Außendienst in Norddeutschland, im Raum Bremen, Cuxhaven bis nach Schwerin. Seit 2002 bin ich bei Häcker Küchen als Handelsvertreter im Außendienst. Zuerst in Teilen Niedersachsens und in Sachsen-Anhalt und seit 2010 im Gebiet ‚alles südlich der A8‘. Also Teile von Oberbayern und Schwaben von München bis zum Bodensee. Außerdem vertrete ich den Massivholzspezialisten Wagner & Schönherr.
Sascha: Meine Eltern hatten hier in Heide ein Elektrofachgeschäft mit Küchenstudio betrieben. Damals noch mit Elektroinstallationen. Ich habe also noch das klassische Handwerk gelernt. Ich bin früh in den elterlichen Betrieb eingestiegen und habe parallel dazu studiert. Ab 1998 war ich dann zumindest in Teilzeit im Betrieb. Wir haben den Küchenbereich im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut und hatten irgendwann 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Das Thema Küche hat sich sehr dynamisch entwickelt und wäre für mich ausfüllend gewesen. Aber ich bin ein neugieriger Typ, der gerne Neues ausprobiert. Als mich 2013 ein befreundeter Rechtsanwalt anrief und mich um eine Einschätzung in einem Streitfall um eine Küchenplanung bat, war das der erste Schritt in die Sachverständigentätigkeit. Es folgte eine Reihe von Aus- und Weiterbildungen. An der Möbelfachschule in Köln, dazu einige private Fachseminare. Im Oktober 2015 habe ich dann die Prüfung bei der IHK Bielefeld abgelegt. Seitdem bin ich ‚von der IHK öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Einbauküchen und industriell gefertigte Möbel‘. Beide Tätigkeiten, Sachverständiger und Küchenstudio, waren auf Dauer zu viel. 2020/2021 habe ich mein Küchenstudio an einen Nachfolger übergeben und konzentriere mich seitdem auf die Sachverständigentätigkeit. Das ist mittlerweile eine absolute Vollzeittätigkeit geworden. Außerdem bin ich als Dozent für einige Unternehmen und Verbände tätig.
Gérard: Der Mann hat Ahnung. Deshalb war es auch mein Wunsch, diesen Podcast mit Sascha zu machen. Ich kann zwar sabbeln, aber ich brauchte einen kompetenten Partner. Außerdem machen Podcasts zu zweit mehr Spaß.

In den Podcasts macht ihr einen vertrauten Eindruck und spielt euch die Bälle gut zu. Wie lange kennt ihr euch schon?
Gérard: Das ist ja der Witz, noch gar nicht so lange.
Sascha: Vor der besagter Pool-WhatsApp haben wir uns eigentlich nur einmal gesehen. Bei einem gemeinsamen Branchenfreund auf einen Kaffee und ein Helles.
Gérard: Und haben die Visitenkarten ausgetauscht.

Wie würdet ihr das Kernanliegen eures Podcasts formulieren?
Gérard: Jeder, der sich mit dem Gedanken trägt, eine Küche zu kaufen, hat unabhängig vom Preissegment das Recht auf eine kompetente Beratung und eine qualitativ hochwertige Planung. Und am Ende natürlich auch auf eine optimale Abwicklung und Montage.
Sascha: Mit Küchenliebe wollen wir aber auch den Handel ins Boot holen.

Funktioniert das?
Sascha: Wir bekommen das Feedback von Kolleginnen und Kollegen, die seit 20 Jahren und länger im Geschäft sind, dass sie durch den Podcast noch etwas lernen. Das ist eine tolle Bestätigung.
Gérard: Und aus der Elektroindustrie haben wir auch schon das Feedback bekommen, dass sie jetzt endlich verstehen, wie Möbel funktionieren. So wird Küchenliebe auch zu einem Bildungstool mit Unterhaltungscharakter.

Ihr wollt sowohl Küchenkäufer als auch Küchenprofis erreichen. Das ist thematisch und vom Vorwissen der Hörerinnen und Hörer ein großer Spagat. Wie schafft ihr das?
Sascha: Unser großer Vorteil ist, dass dieser Podcast ein Hobby ist, an dem wir sehr viel Spaß haben. Wir müssen damit kein Geld verdienen. Natürlich würden wir uns über Sponsoren freuen, um die Produktionskosten wieder reinzuholen. Die zahlen wir jetzt aus eigener Tasche. Aber wir erlauben uns, das zu machen, was uns Spaß macht. Und freuen uns, wenn Leute mitkommen. Wir wollen Informationen über Küchen, Küchenkauf und Küchenplanung vermitteln und dabei unterhaltsam sein. Und gleichzeitig seriös. Es ist uns wichtig, niemanden zu diskreditieren. Wir rollen sozusagen den roten Teppich nach allen Seiten aus: Zum Küchenkäufer, zum Handel und zur Industrie. Wir wollen unsere Freude teilen und weitergeben. Aber wenn jemand Mist baut, wollen wir das auch sagen. Denn wer Mist baut, muss auch dazu stehen. Aber unser ausdrückliches Ziel ist es, neutral zu bleiben. Wir sind keine Nestbeschmutzer. Das Feedback, dass uns das gelingt, bekommen wir auch vom Handel und von der Industrie.
Gérard: Wir sind keine Journalisten, wir plaudern aus dem Nähkästchen und geben unsere Erfahrungen weiter. Alles aus der Hüfte rauszuhauen, geht aber auch nicht. Wir recherchieren für jede Folge und lernen selbst jedes Mal dazu. Von der Grundidee her ist der Podcast aber mehr für den Endverbraucher gedacht. Der Fachhandel hört uns zu und kann sich mit dem Tool Küchenliebe die Arbeit erleichtern. Ein Planer oder eine Planerin könnte zum Beispiel zu seinem Kunden sagen: 'Hör dir das doch einfach mal an, dann bist du gut vorbereitet für unseren Termin.
Sascha: Oder wenn es eine Detailfrage zu einem bestimmten Produktthema gibt: ‚Hör Dir doch mal diese oder jene Folge von Küchenliebe an‘. Ich habe neulich von einem hiesigen Küchenstudio gehört, dass unser Podcast sogar zur Mitarbeiterschulung genutzt wird.

Seit wann seid ihr auf Sendung?
Gérard: Seit dem 11. November 2022. Der Titel der ersten Folge lautet: Küchenkauf ist Vertrauenssache.

Wie viele Folgen habt ihr bisher gesendet?
Gérard: 18. Wir produzieren nichts auf Vorrat, sondern warten immer die Resonanz auf die aktuelle Folge ab, um gegebenenfalls direkt darauf reagieren zu können.

Folge 12 war eine ganz besondere.
Gérard: Die war super. Da hatten wir Markus Miele als Stargast. Einen sehr sympathischen Stargast. Er hat den Küchenliebenden dann endlich auch erklärt, wie man die Spülmaschine richtig einräumt.
Sascha: Für ihn war es übrigens gar keine Frage, ob er bei Küchenliebe mitmacht. Es ging allein um den Termin, den wir finden mussten. Das hat etwas gedauert.

Ich verstehe, deshalb der „Geschirrspüler-Cliffhanger“ von Folge zu Folge.
Sascha: Wir hätten diese Folge gerne schon viel früher gemacht und mussten uns bis zum möglichen Termin für Folge 12 immer wieder eine neue ‚Ausrede‘ einfallen lassen. Das hat dann wie nebenbei diese besondere Cliffhanger-Dynamik entwickelt.

Das nennt man wohl einen gelungenen Spannungsaufbau. Ich kann euch verraten: Bei mir hat es funktioniert. In Folge 13 hattet ihr gleich den nächsten Stargast: Volker Irle von der AMK. Wird es in der Zukunft weitere Interviewpartner geben? Und wenn ja, nach welchen Kriterien wählt ihr sie aus.
Gérard: Ja.
Sascha: Aber wir achten darauf, dass wir ein Podcast für die Küche sind. Für die Möbel, die Geräte. Es soll nicht zu sehr ins Entertainment gehen. Aber wir können zum Beispiel mal einen Starkoch interviewen, wie aus seiner Sicht eine Küche ausgestattet sein sollte, wenn man gesund und leicht kochen will.
Gérard: Da haben wir schon einiges in der Pipeline.

Angefangen habt ihr mit dem Thema „Küchenkauf ist Vertrauenssache“. Dann ging es um die Preisfindung, die Montage und um das weite Feld der Reklamationen und Mängel. Gefolgt von der Pflege. Dann die Produkte: Backofen, Kochfelder und Dunstabzugshaube, Geschirrspüler und Kühlgeräte sowie Licht, Spüle und Wasserhahn. Was könnte jetzt noch kommen?
Gérard: Die Kochfeldabsaugung fehlt noch. Außerdem die Themen Kühlstandgeräte und die Weinlagerung.
Sascha: Wenn das umgesetzt ist, haben wir die Grundlagen komplett beleuchtet und können uns Einzelthemen zuwenden. Zum Beispiel der Pflege von Mattlack. Oder was die Hörerinnen und Hörer gerade beschäftigt. Zum Beispiel, welche Vor- und Nachteile die Kücheninsel als Planungsvariante hat. Oder die Vor- und Nachteile des Kochfeldabzugs.  
Gérard: Wir sind auch offen für Hersteller, die ihre Produkte und Lösungen in größerem Rahmen vorstellen möchten. Als Sponsor, der vor einer Folge genannt wird, oder auch als Werbepartner in einer kompletten Folge. Das wird natürlich vorher explizit betont, dass es sich dann um Werbung handelt.
Sascha: Wie gesagt, wir wollen mit Küchenliebe kein Geld verdienen, aber wenn die Produktionskosten gedeckt sind, wäre das schön.

Wo kann ich den Küchenliebe-Podcast bekommen?
Gérard: Überall, wo es Podcasts gibt.
Sascha: Auch bei YouTube und Apple Music. Unsere Produzentin Sophia von Murmel Productions sorgt dafür, dass wir 100 Prozent der Möglichkeiten belegen.

Vor der Küchenliebe wart ihr absolute Podcast-Anfänger. Wie seht ihr das Format heute? Was habt ihr durch die Küchenliebe gelernt?
Sascha: Es macht Spaß, ist unterhaltsam und wir lernen auch viel voneinander. Und es entstehen viele neue Kontakte in der Branche. Gestern war ich bei einem Termin in Leipzig und da hat mich jemand angesprochen: ‚Ach, Sie sind doch der vom Podcast‘.

Zwei Fragen zum Schluss. Die erste geht an Sascha. Was ist das größere Übel: Spülmittel oder die grüne Seite des Putzschwamms? *
Sascha: Die grüne Seite des Putzschwammes.
Gérard: Aber eine zu hohe Dosierung des Spülmittels als Putzmittel ist auch schlimm.

Und zu dir Gérard: Wird der Geschirrspüler bei dir zu Hause inzwischen ordnungsgemäß eingeräumt?
Gérard: Natürlich nicht!

Herzlichen Dank für dieses kurzweilige Gespräch. Ich freue mich schon auf die nächste Folge der Küchenliebe und auf viele weitere.

Dirk Biermann