21.06.2023

Blick hinter die Kulissen (2): Schüller ist auf dem Weg

Bei Nachrichten muss es schnell gehen, bei Messebesuchen komprimiert. Auf den Pressereisen der AMK* bleibt mehr Zeit. Für Gespräche und für den Blick hinter die Kulissen. Die jüngste Veranstaltung führte auch zu Schüller Küchen.

Die Kernaussagen des Leitbildes rückte Schüller kürzlich auch auf der küchenwohntrends in den Mittelpunkt. Foto: Biermann

Schüller am Standort Herrieden aus der Vogelperspektive. Hier werden jährlich rund 170.000 Küchen produziert. Foto: Schüller

„Mut, Vertrauen, Verantwortung, Wertschätzung.“ Als der fränkische Küchenmöbelhersteller Schüller vor einiger Zeit diese vier Wörter zu Schlüsselbegriffen seines unternehmerischen Leitbilds erkor, registrierte die Belegschaft dieses mit einer gewissen Verwunderung. „Das machen wir doch schon immer so“, habe es geheißen. Was für die tiefe Verwurzelung der Unternehmenswerte zu sprechen scheint. Vor allem in Sachen Mut ließ das Unternehmen zuletzt aufblicken. Von 2019 bis 2021 investierte das Unternehmen enorme 140 Millionen Euro in den Standort Herrieden. In Gebäude, Maschinen und die Infrastruktur wie ein mehrstöckiges Parkhaus mit 1800 Stellplätzen. Die Produktionsfläche wurde von 120.000 m2 auf 180.000 m2 erweitert. Damit sieht sich das Unternehmen optimal aufgestellt. Inklusive einer flexiblen Reserve bei Montage und Logistik für weiteres Wachstum. „Wir sind auf dem Weg“, resümiert Firmenchef Markus Schüller und wählte damit eine direkte Übersetzung für den oft genutzten Begriff Transformation.
Dieser Weg begann 1966 in Herrieden mit 25 Mitarbeitern und der Produktion von Küchen-Buffets. Seitdem hat sich das Unternehmen kontinuierlich entwickelt, teilweise in bemerkenswerten Sprüngen. „Vor allem in den letzten zehn Jahren“, wie Markus Schüller erläutert, und was die beiden weiteren Geschäftsführer des Familienunternehmens, Max Heller und Manfred Niederauer, mit Beispielen dokumentieren. Lag der Umsatz der Schüller Möbelwerk KG 2013 noch bei rund 300 Mio. Euro (davon 70 Millionen Euro im Export), beliefen sich die Erlöse im Geschäftsjahr 2022 auf 753 Millionen Euro (davon 280 Millionen Euro im Export). Weiteres Wachstum? Gewiss gern und angesichts der gesteigerten Kapazitäten auch nötig, doch grundsätzlich belässt die Geschäftsleitung die Kirche in bester fränkischer Bodenständigkeit im Dorf. „Wir können in die Erweiterung hineinwachsen, ohne übermütig zu werden“, heißt es von Max Heller.

170.000 Küchen im Jahr
Aktuell produziert das Unternehmen rund 170.000 Küchen im Jahr. Das sind rund 750 Kommissionen täglich. Etwa 20 Prozent des Umsatzes (gemessen am Wert) gehen auf das Konto der Premiummarke next125, die im Jahr 2000 mit Rastermaßen eingeführt wurde und mit dem Claim „authentic kitchen“ den typischen Bauhaus-Stil verkörpert. Die Kernmarke Schüller positioniert sich in der Mitte des Marktes und wirbt folgerichtig mit dem Slogan „Mitten im Leben“. Neben Küchenmöbeln (inklusive Elektrogerätevermarktung und Arbeitsplatten über die Unternehmenstochter Sortimo) zählt auch Mobiliar für Hauwirtschaftsräume, Speisekammern und Garderoben zum Angebot. Ein kleines Wohnmöbelprogramm ebenfalls. „Es tut uns gut, dass wir beide Marken haben“, betont die Geschäftsleitung einstimmig. Wobei auch hier die Entwicklung des Unternehmens deutlich wird. Organisierte Annette Schumacher als Leitung Marketing die Aktivitäten für beide Marken anfangs noch in einer One-Woman-Show, zählen inzwischen 17 weitere Fachkräfte zu ihrer Abteilung. Im Gesamtunternehmen waren im Geschäftsjahr 2022 durchschnittlich 2.209 Personen beschäftigt, darunter 125 Auszubildende in 15 Berufen und vier dualen Studiengängen.

Viele wichtige Themen
Der Boom beim Cocooning und der gestiegene Stellenwert von Zuhause hat es auch mit Schüller gut gemeint. Dies belegt der rasant gestiegene Umsatz der letzten Jahre. Eines gewissen „Wachstumsschmerzes“ inklusive. Rückblickend kamen die Investitionen in die Erweiterungen jedoch genau richtig. Inhaltlich und aus Kostensicht. Inzwischen hat sich die Küchenkonjunktur bekanntlich abgekühlt und die besondere Fokussierung auf die Einrichtung von Häusern und Wohnungen lässt nach. Und so wächst auch bei Schüller die Liste mit den wichtigen Themen, die derzeit genau betrachtet werden. Dazu zählen Baukosten, Baukonjunktur, Zinsniveau, Fachkräftemangel, Inflation, Kaufkraftverlust, Energiepreise und Rohstoffkosten. Für weitere Beschäftigung sorgen Themenkomplexe wie Lieferantenstruktur und Strommangellage. In der Summe ergibt sich für Schüller diese Situation: „Gemessen an den Vorjahresergebnissen, die das Höchste der Firmengeschichte darstellen, normalisiert sich das Niveau des Auftragseingangs nach einem Rückgang wieder. Die Entwicklung der Mengenbetrachtung wird jedoch eher als rückläufig eingestuft. Weiterhin ist erkennbar, dass gerade Küchen im Preiseinstiegssegment deutlich stärker im Absatz stagnieren als hochwertige Einrichtung.“ Dieses Bild zeige sich ebenfalls im Export, wobei hier von Markt zu Markt deutliche Unterschiede erkennbar seien. Kernexportmärkte sind für Schüller derzeit die europäischen Nachbarlänger. Die Entwicklungen in den USA und auch Asien/China werden jedoch aufmerksam beobachtet.
Der Handel verzeichnet in den ersten Monaten 2023 eine geringere Frequenz, jedoch sei nach wie vor Nachfrage vorhanden. Bei Schüller ist die Lage weiterhin stabil: mit einer leichten Steigerung bei Stückzahlen und Umsatz. Mit einer durchgehenden Entspannung am Markt rechnet das Unternehmen frühestens gegen Mitte 2024. Für 2023 wäre ein Ergebnis im Wert wie 2022 ein Erfolg. „Alles darüber hinaus wäre genial, ist aber im Moment nicht greifbar“, so Markus Schüller.

Heute das Richtige tun
Die Unterstützung der Handelspartner im Planungsprozess und im Marketing, die Sachbearbeitung, die Schulung der Mitarbeitenden sowie das komplexe Feld der umgesetzten Nachhaltigkeit („Ökologie im Einklang mit Ökonomie“) sind weitere Themenfelder, in das Unternehmen derzeit viel Energie investiert. In Form von Aufmerksamkeit, Arbeitskraft, Expertise und finanzielle Mittel. Die Gründe dafür speisen sich ebenfalls aus dem eingangs erwähnten Unternehmensleitbild. Markus Schüller drückt es so aus: „Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun.“

www.schueller.de

www.amk.de

www.moebelindustrie.de


Dieser Beitrag ist in KÜCHENPLANER 5/6 2023 erschienen.