06.12.2017

Zwei Tage, drei Länder, vier Unternehmen: 23 Medienvertreter und Multiplikatoren verschafften sich aus erster Hand Informationen über den internationalen Küchen­markt. Alle zwei Jahre findet so eine begleitete Informationstour der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK) statt. Jetzt zum vierten Mal. In diesem Jahr ging es zu Schmidt Küchen, Franke, V-Zug und Blum. Die besuchten Unternehmen empfingen „die Presse“ mit bemerkenswerter Auskunftsbereitschaft.

AMK-Geschäftsführer Kirk Mangels (Foto) moderierte die Informationstour für ausgewählte Journalisten souverän und unterhaltsam. Unterstützt wurde er dabei von Achim Hannott, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des VDM (Verband der Deutschen Möbelindustrie). Das große Foto auf dieser Seite zeigt eine Spülenpresse der Franke-Produktion in Aarburg/Schweiz.

Kleines Bauteil mit reichem Innenleben: Aus 58 Einzelteilen besteht das Blum-Scharnier mit integrierter „Blumotion“-Dämpfung (hier im aktuellen Onyxschwarz).

700 Küchen jeden Tag: Die Schmidt-Gruppe fertigt an fünf europäischen Standorten in Frankreich und Deutschland. Hinzu kommen die Platten-Bauteile für die Wohnwände.

Seit gut drei Jahren präsentiert sich Franke nach innen und außen bewusst lebendig und kundennah. Der Slogan „Make it Wonderful“ ist das Fundament dieses Selbstverständnisses.

V-Zug unterstützt den Fachhandel mit exklusiven Beratungszentren (Foto). Hinzu kommen in Deutschland diverse Aktivitäten, damit Kunden die Premium-Geräte live erleben können.

Wunderwerke der Technik
Die edel schimmernde Möbeloberfläche wird bestaunt, die Technik des Backofens bejubelt und die Spülen-Armaturen ob der schicken Funktionalität geschätzt. Was aber alles zusammenhält in der Küche, ist das Scharnier. Und doch wird dies selten gebührend wahrgenommen. Das gewöhnliche Topf-Scharnier ist zwar längst zum Wunderwerk der Technik mutiert, zählt aber noch immer zu den am meisten unterschätzten Bauteilen in der Küche. Die Blum-Version mit integrierter Dämpfung zum Beispiel besteht aus 58 Einzelteilen. Das berichtet André Dorner, Geschäftsführer Blum Deutschland, den Teilnehmern der AMK-Presseveranstaltung und präsentiert zur Bestätigung einen Schaukasten, der das veranschaulicht. Die Journalisten, für die Bewegungssysteme nicht zum Redaktionsalltag gehören, sind beeindruckt.
Der „perfekten Bewegung“ immer näher zu kommen, ist der Antrieb des Unternehmens. Aber nicht zum Selbstzweck. Dahinter steht das Ziel, Küchennutzern die Arbeit zu erleichtern und die Freude am Wirken in der Küche zu erhöhen. Gleichzeitig geht es aber auch um die Interessen von Verkäufern, Küchen­möbel­her­stellern und Monteuren. „Globaler Kundennutzen“ heißt das bei Blum. Oder wie es Marketing-Mitarbeiter Andreas Lubetz ausdrückt: „Welche Bedürfnisse haben Menschen, die mit unseren Produkten in Berührung kommen?“ Um dafür ein Gefühl zu erhalten, investiert das Vorarlberger Unternehmen seit vielen Jahren in die Bedürfnisforschung. Unter anderem schaut Blum Küchennutzern in der ganzen Welt bei der Arbeit in ihren Küchen über die Schultern. Wie sind die Laufwege? Was wird wo verstaut? Die Erkenntnisse aus diesen Beobachtungen fließen auf kurzen Wegen in die Ent- und Weiterentwicklung der Produkte ein. Was auch für weitere Instrumente der Bedürfnisforschung gilt wie das „Testkochen“ (Prototypen werden eine Woche lang im Kochalltag auf Stärken und Schwächen geprüft) oder die „Küchenexperten“ (was sagen Fokus-Zielgruppen zu neuen Ideen?). Und nicht zuletzt dient der „Age Explorer“ (ein Anzug, der die sinnliche Wahrnehmung im fortgeschrittenen Alter simuliert) dazu, Produkte zu ent­wickeln, die allen Menschen nutzen.

www.blum.com

 

Neues Werk für Wohnmöbel
Mit Küchen hat alles angefangen. Dann kamen Möbel für das Bad hinzu, und seit Neuestem fertigt das Unternehmen Schmidt Wohnmöbelkollektionen mit 600 eigenständigen Typen, die nichts mit den Küchenprogrammen der beiden Marken „Schmidt“ und „Cuisinella“ zu tun haben. „Wir sind daran interessiert, den Kunden ein Leben lang zu begleiten“, bringt Christian Kockler, innerhalb der französischen Schmidt Groupe Geschäftsführer der Tochter Schmidt Küchen GmbH, die Firmenphilosophie auf den Punkt. Gefertigt werden die Produkte dafür in fünf Produktionswerken. Drei davon sind am Sitz der Firmenzentrale in Sélestat (Elsass) angesiedelt, hinzu kommen Werke in Türkismühle und Lièpvre. Die neuesten Anlagen entstehen derzeit im Werk U3 in Sélestat, wo die Plattenbauteile für die „Schmidt Wohnwelten“ gefertigt werden. Und das grundsätzlich auf Maß, wie Kockler betont. „Wir sind ein Industrieunternehmen, können aber fertigen wie ein Tischler, und wir unterstützen den Planer darin, dies reibungslos in die Praxis umzusetzen “, erläutert der Geschäftsführer. Dafür hat das Unternehmen Produkt und Vertrieb verzahnt und viele Abläufe bis hin zur Planungssoftware auf die eigenen Belange abgestimmt. In Deutschland agiert Schmidt fast ausschließlich mit eigenen Franchise-Betrieben, die unter „Schmidt ­Küchen und Wohnwelten“ firmieren. Aktuell sind es hierzulande 46 ­Franchise-Küchenstudios. International ist die Bedeutung ungleich größer. Mit fast 500 Mio. Euro Gesamtumsatz zählt die Schmidt Groupe zu den führenden Herstellern. In China betreibt das Unternehmen mit einem Partner schon seit mehreren Jahren ein Joint-Venture mit eigener Produktion und 700 eigenen Küchen­stu­dios. Schmidt ist für die Herstellung der Möbel verantwortlich, der chinesische Partner für den Vertrieb. Funktionieren die Pläne, sollen es schon bald 1200 Studios in ganz China sein. Die Schmidt Groupe hält 49 % an dem Gemeinschaftsunternehmen. Derweil steigt vor allem in den europäischen Märkten die Bedeutung der Wohnmöbelkollektionen. Knapp 30 Mio. Euro Umsatz gehen aktuell auf deren Konto, der Anteil soll aber mittelfristig deutlich ausgebaut werden auf 50 Mio. Euro.

www.schmidt-kuechen.de

 

Die Nerds aus der Schweiz
In seiner ursprünglichen Bedeutung beschreibt der Begriff Nerd einen Menschen mit Spezialinteressen und sozialen Defiziten. Wenn Marketingdirektor Renato di Rubbo also scherzhaft von Franke als den „Nerds aus der Schweiz“ spricht, sollte dies nicht streng wörtlich interpretiert werden. Denn allzu ausgeprägte Extravaganzen stehen dem geschäftlichen Erfolg meist im Wege. Franke hat aber Erfolg. Zwei Milliarden Schweizer Franken Jahresumsatz sind ein deutliches Statement. ­Renato di Rubbo beschreibt mit seinem launigen Einwurf auch eher die auf eigene Weise gelebte Kundenorientierung. Diese drückt sich auch im Slogan „Make it Wonderful“ aus. Ein „Kundenversprechen“, wie di Rubbo betont. Und in einer Markendarstellung, die auf allen Kommunikationskanälen bewusst lebendig und sehr individuell inszeniert wird. Stets damit verbunden ist die Botschaft: Wir können alles herstellen, was in eine ­Küche reingehört – aber das nicht ziellos, sondern immer unter Systemgesichtspunkten in Technik, Design, Material und Formensprache. „Das hört sich einfach an, ist es aber oft nicht“, sagt di Rubbo und nennt den kürzlich eingeführten Farbton „Champagner“ als Beispiel. Denn diesen Ton für Kochfeld und Ofen auf optisch identische Art zu realisieren, hat in der Umsetzung Tücken. Zu verschieden sind die Materialien Glas und Metall. Und doch spricht das Ergebnis für sich und dokumentiert die Kompetenz, die sich der Hersteller über viele Jahre angeeignet hat. Während die Marke in Deutschland immer noch bevorzugt mit Spülen und Armaturen assoziiert wird, sieht das im europäischen Ausland ganz anders aus. Hier kennt man Franke wie selbstverständlich auch als Hersteller von Kochgeräten und Hauben (Faber). Über die deutsche Tochter Franke GmbH mit ihrem Geschäftsführer Stefan Kükenhöhner arbeitet das Unternehmen aber daran, dem Fachhandel den Systemgedanken immer näher zu bringen. Einen ähnlichen Weg geht aktuell die Armaturen-Tochter KWC. Neu im Programm sind Premium-Spülen von KWC. Die sind natürlich exakt auf die jeweilige Premium-Armatur abgestimmt. „Das perfekte Zusammenspiel“, sagt Adrian Hunn, zuständig für Marketing und Vertrieb, dazu.

www.franke.de

 

Mehr als eine Alternative
„Wir können nicht überall sein, wir wollen nicht überall sein, aber wir wollen in den richtigen Ländern bei den richtigen Kunden sein.“ Unter dieser Maxime hat V-Zug, Hersteller von Premium-Geräten aus der Schweiz, die Bearbeitung des deutschen Marktes personell, organisatorisch und kommunikativ auf neue Beine gestellt. Dafür konnte das Unternehmen mit Patric Schleicher als Vertriebsleiter einen erfahrenen Branchenfachmann gewinnen. Seit Anfang 2017 bringt Schleicher mit seinem Team das Selbstverständnis des Unternehmens über die Alpen. Das lautet: „Wir sind mehr als eine Alternative, wir haben Lösungen, mit denen sich der Fachhandel ein eigenständiges Profil geben und sich vom Wettbewerb abheben kann.“ Zu diesen Lösungen gehört unter anderem das 2015 als Weltneuheit auf den Markt gebrachte 3-in-1-Gerät „­Combi-Steam MLSQ“, eine Kombination aus jeweils vollwertigem Backofen, Dampfgarer und Mikrowelle. „Ein besonderer Meilenstein sind zudem unsere Geschirrspüler mit 11-Minuten-Partyprogramm“, berichtet Dieter Elmiger, Vertriebs- und Marketingleiter Europa, von einer Neuheit aus diesem Jahr. Die Nutzung von Dampf zählt zu den ausgewiesenen Stärken von V-Zug. Eingesetzt in den „Adora“-Geschirrspülern ist es eine Alleinstellung.
V-Zug produziert am Standort Zug in der Zentralschweiz ­Küchen-Einbaugeräte und Produkte der Wäschepflege. Zielgruppe sind anspruchsvolle Kunden, die das Markenversprechen „Swiss made“ zu schätzen wissen. Das soll auch in Deutschland kommuniziert werden. Aber beschränkt auf die Küchen-Einbaugeräte. Waschmaschinen und Trockner sind auf Wunsch zwar erhältlich, Vertriebsstrukturen dafür sollen aber nicht aufgebaut werden. Das hat seinen Grund im eingangs zitierten Grundsatz, den Dieter Elmiger so ergänzt: „Wir konzentrieren uns auf Partnerschaften und wollen mit unseren Partnern zusammen stärker werden – darauf fokussieren wir uns.“
In der Schweiz gilt V-Zug als unangefochtener Marktführer. Analog zum Premiumgedanken bei Produkt und Vertrieb lebt das Unternehmen eine bewusst anspruchsvolle Philosophie in puncto Nachhaltigkeit und Sozialengagement.

www.vzug.com

 

Texte und Fotos: Dirk Biermann