30.09.2020

Mancher schwört auf kabel­gebundene Werk­zeuge, andere können sich die Küchen­montage ohne Akku gar nicht mehr vorstellen. Jetzt hat sich ein zweites Bündnis gebildet, das ein Akku-System für die Werk­zeuge unter­schiedlicher Hersteller bietet. Das könnte die kabel­freie Zukunft vorantreiben.

Ganz neu im Reigen der mit dem 18-V-System betriebenen Werkzeuge ist die Tauchsäge. Foto: Bosch

Mit insgesamt sieben Partnern präsentierte Bosch sein geöffnetes Professional 18 V-System. Foto: Bosch

Mittlerweile sind es 17 Hersteller, die das auf den Metabo Akkus ­basierende CAS nutzen. Foto: Metabo

Das „ASC 145 Duo“ bietet eine praktische Lösung, um zwei Akkus aus dem CAS gleichzeitig nachzuladen. Foto: Metabo

Handwerker und Monteure greifen gerne zu Akku-Werkzeugen. Keine störenden Kabel, die mit der Stichsäge durchtrennt werden können, keine Suche nach Steckdose oder Verlängerungskabeln, um mit dem Bohrhammer ein Loch auch an schwierig erreichbarer Stelle zu bohren. Das sind einige von vielen Vorteilen des Akku-Betriebs. Andererseits stellen sich immer wieder Fragen wie diese: Sind alle Akkus geladen? Sind Reserve-Akkus für die am meisten genutzten Werkzeuge eingepackt? Ist zu jedem Werkzeug auch der passende Akku dabei?

Metabo macht den Anfang
Unter diesen Umständen wäre es ungemein praktisch, wenn Akkus kompatibel zu Werkzeugen verschiedener Hersteller sind. Ein Akkusystem, das auf die Werkzeuge unterschiedlicher Hersteller passt – was so einfach klingt wie ein Batteriewechsel, stellt sich in der Praxis deutlich komplizierter dar. Denn Akkus sind unterschiedlich aufgebaut, nicht nur hinsichtlich der Halterung. „Sie haben einen unterschiedlichen Zellenaufbau, verschiedene Platinen und Programmierungen“, erläutert Oliver Scherb aus dem Marketing von Werkzeug-Hersteller Metabo, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen. Dennoch wurde seitens Metabo an der Idee eines herstellerübergreifenden Akku-Systems gearbeitet. 2018 schließlich startete der Werkzeug-Spezialist das „Cordless ­Alliance System“ (CAS) mit acht weiteren Unternehmen an seiner Seite.

Bosch kooperiert ebenfalls
Mitte Juli 2020 verkündete nun Bosch Power Tools die Öffnung des eigenen Professional 18 V Akku­sys­tems und stellte sieben weitere Unternehmen vor, die ab sofort auf diese Akku-Kompetenz zurückgreifen. „Die kabellose Baustelle erhöht die Effizienz jedes einzelnen Handwerkers – und jedes einzelnen Betriebs. Mit Akku-Werkzeugen können Profis schneller und effizienter arbeiten. Unsere Vision ist es, Handwerk und Industrie das beste 18-Volt-System für sämtliche Anwendungen über alle Marken und Länder hinweg zu bieten – und damit maximalen Mehrwert zu schaffen. Viele Marken, viele Maschinen, ein Akku-System“, lautete die Intention des Unternehmens, wie Lennart de Vet, Geschäftsführer bei Bosch ­Power Tools, anlässlich der Vorstellung der Kooperation sagt.
„Manche Akku-Geräte sind teilweise heute schon leistungsstärker als das kabelgebundene Pendant“, sagt Stefanie Schäfer aus dem Bosch-Marketing. Sie verrät auch, dass die Kooperation von Bosch mit Partnern weiter ausgebaut werden soll. „Da sind natürlich ganz besonders Hersteller interessant, die Werkzeuge anbieten, die wir nicht im Portfolio haben, weil sie so speziell sind.“ Das lässt sich auch ganz gut an den sieben Partnern, die nun zum Start schon dabei sind, absehen: Da sind einige besonders im Bereich Be- und Ausleuchtung sowie bei Spezialwerkzeugen marktführend.

Wettbewerb belebt den Markt
Seitens CAS begrüßt man die Initiative. „Dass Bosch jetzt seine Akku-Technologie ebenfalls für andere Hersteller öffnet, ist für uns eine Bestätigung, dass wir mit unserem vor zwei Jahren vorgestellten, weltweit ersten herstellerübergreifenden Akku-System CAS auf dem richtigen Weg sind“, sagt Horst Garbrecht, CEO bei Metabo. Mittlerweile umfasst dieses System bereits 17 Hersteller, mit vier weiteren, laut Metabo sehr bekannten Herstellern, seien die Verträge bereits unterzeichnet. Denn „das ist es, was ein herstellerübergreifendes System ausmacht: Maximale Anwendungsvielfalt mit einem System abzudecken. Wir sehen uns als System der besten Elektrowerkzeug-Spezialisten am Markt – mit Maschinen, die exakt auf die Bedürfnisse der Handwerker zugeschnitten sind und deshalb die Produktivität und Qualität der täglichen Arbeit deutlich voranbringen“, erklärt Garbrecht.

Ansichten aus der Praxis
„Ich denke, wenn man ein Akku­sys­tem besitzt, schwenkt man nicht zu anderen Herstellern, selbst wenn die vereinzelt bessere Geräte haben“, sagt Ben vom Küchenstudio Timo Schwarz aus dem hessischen Hungen. Dieser stellvertretend für zahlreiche Handwerker formulierten Ansicht treten nun die herstellerübergreifenden Systeme entgegen. Mit CAS lassen sich über 160 verschiedene Maschinen in der 18-V-Klasse betreiben, bei dem Bosch-System sind es 180 eigene Produkte und die der Partner. Bohren, Schrauben, Schleifen, Sägen, Fräsen, Mischen, Verkleben und Beleuchten – alles ist mit nur einem Akku-System möglich. Nur noch einen Akku und ein Ladegerät mit sich zu führen, spart Platz, Zeit und auch Geld.

In Zukunft eher kabelfrei
Doch es scheint, dass sich diese Systeme eher mittel- oder gar langfristig durchsetzen werden. „Wir setzen noch viele kabelgebundene Geräte ein, wollen uns aber nach und nach umstellen“, sagt ­Andreas Winkler von Möbel Winkler aus Clausthal-Zellerfeld. Insbesondere Schlagbohrer, Schrauber, Messgeräte und auch Leuchten sollen nach und nach kabellos sein. „Da ist es dann schon einfacher, wenn man nur wenige Akkus benötigt. Aber wichtiger ist die Qualität des Werkzeugs und dass es seinen Nutzen erfüllt“, so Winkler, der zudem auch den Preis im Auge hat.
Auch Ulrich Kuipers, der für dk das küchenhaus Küchen montiert, sagt: „Ich nutze sehr wenig Akku, eigentlich nur die Schrauber, der Rest hat noch ein Kabel.“

Hauptsache kompatibel
Doch setzen auch schon reichlich Monteure auf Akku-Systeme. „Mir ist wichtig, dass alles so weit es geht kompatibel ist“, sagt beispielsweise Christian Radeke. Der selbstständige Küchenmonteur aus Wardenburg setzt bis auf die Makita-­Lamellofräse komplett auf Festool. „Ich finde auch, dass es professioneller aussieht, wenn alles schön kompatibel ist und man nicht mit zig verschiedenen Kisten auf der Baustelle auftaucht.“
Auf ein System setzt auch Kevin Vespermann vom gleichnamigen Montageservice aus Bad Essen. „Ich habe alles von Festool. Wenn bald meine Stichsäge und Tauchsäge mit Akku kommen, habe ich alles außer Staubsauger, Tischkreissäge und Baustrahler mit Akku betrieben.“
Ralf Treichel aus Isny im Allgäu sagt: „Ich habe alles außer Tauch- und Tischsäge von Makita mit gleichen Akkus. Ein Doppelladegerät, acht 5Ah-Akkus, das reicht. Ich bin zufrieden und möchte nichts anderes mehr.“
Auch Markus Schöckel von M. S. Küchenbau aus Schwarzenbruck setzt allein auf Makita: „Die Geräte sind unzerstörbar und haben ­Power ohne Ende.“

Fazit: eine spannende Variante
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass Küchenmonteure, so sie denn auf Akku-Systeme vertrauen, schon auf eine klare Linie setzen. Mancher ist von der Qualität oder auch dem Service seiner Werkzeug-Marke überzeugt. Diese Monteure werden sicherlich auch ihrem Hersteller treu bleiben. Doch für die Vielzahl der Handwerker und Monteure, die den Schritt auf Akku-Systeme noch nicht oder nicht komplett vollzogen haben, sind die beiden Systeme CAS und „­Professional 18V-System powered by Bosch“ sicherlich eine spannende Variante. Denn hier finden sich viele, auch spezialisierte Hersteller, die jeweils auf ein zuverlässiges gemeinsames Akku-System setzen.

Camillo Kluge