Erwartungen an den Exportmarkt USA weiterhin hoch
Auf eine Bitte der Redaktion zur Einschätzung der Lage antwortete Alexander Oswald, Außenhandelsexperte beim Verband der Deutschen Möbelindustrie e.V. (VDM): „Angesichts der großen Bevölkerungszahl und der hohen Nachfrage nach hochwertigen Möbeln bleiben die USA der größte außereuropäische Exportmarkt für die deutsche Möbelindustrie. Noch steht nicht fest, auf welche Produkte der neu gewählte US-Präsident Zölle einführen wird und in welcher Höhe. Ob Möbel betroffen sein werden, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Wir bleiben daher zunächst unverändert bei unserer Einschätzung, dass sich für unsere heimischen Möbelhersteller Wachstumschancen in Nordamerika bieten.“
Wachstumsperspektiven skizziert
Die deutsche Möbelindustrie etabliert sich immer erfolgreicher auf dem nordamerikanischen Markt. Das wurde erst jüngst wieder deutlich in einer virtuellen Sitzung des Arbeitskreises Export der Verbände der Möbelindustrie. „Angesichts der aktuellen Konsumschwäche in Europa spielt der nordamerikanische Möbelmarkt für die deutschen Möbelhersteller eine immer größere Rolle“, stellte Alexander Oswald in seiner Begrüßung fest. Allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres habe die deutsche Möbelindustrie die Ausfuhren in die USA um 5,6 % steigern können, fuhr er fort. „Das bedeutet eine Steigerung auf über 158 Millionen Euro.“ Möbel „Made in Germany“ genießen bei den nordamerikanischen Verbraucherinnen und Verbrauchern weiterhin ein hohes Ansehen. So konnte die deutsche Küchenmöbelindustrie ihren Umsatz in den USA in den ersten sieben Monaten 2024 um 18,2 % steigern, die Polstermöbelindustrie immerhin um 14,6 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit stellen die Vereinigten Staaten den wichtigsten Exportmarkt der deutschen Möbelindustrie außerhalb Europas dar.
Messeteilnahmen unterstützen den Export
Aufgrund der großen Bedeutung des Exportgeschäfts – rund ein Drittel der Umsätze werden im Ausland generiert – setzen die Verbände der deutschen Möbelindustrie seit Jahren auf ein umfangreiches Auslandsmesseprogramm. Zum Teil wird dieses vom Bund gefördert. VDM-Außenhandelsexperte Alexander Oswald gab einen Überblick auf die Messebeteiligungen im laufenden Jahr. Unter Beteiligung der Möbelverbände wurden zwei geförderte Gemeinschaftsstände realisiert: Sowohl auf der Küchenmesse KBIS in Las Vegas als auch bei der Clerkenwell Design Week in London erreichten die „German Pavilions“ Kunden aus aller Welt.
Auf diesem Erfolg werde im kommenden Jahr aufgebaut, fuhr Oswald fort. 2025 sind neben Las Vegas (25.-27. Februar) und London (20.-22. Mai) weitere geförderte „German Pavilions“ auf der Index / Hotel Show in Dubai (27.-29. Mai) und auf der Orgatec in Tokio (3.-5. Juni) geplant. „Die Förderung kann von jedem in Deutschland produzierenden Unternehmen in Anspruch genommen werden“ führte Oswald aus. Die Mindestteilnehmerzahl eines „German Pavilions“ betrage 10 Aussteller, schon eine Standgröße von 9 Quadratmetern sei förderfähig. „Hier bietet sich den Unternehmen eine sehr gute Chance, ihr Exportgeschäft voranzutreiben und dabei die Kosten im Rahmen zu halten“, meinte der Außenhandelsexperte.
Regeln und Normen kennenlernen
Neben den Messen standen auch die gesetzlichen Regeln und Normen für den amerikanischen Markt auf der Agenda des Arbeitskreises. Hierzu gab der TÜV-Rheinland-Experte Stephan Pesch einen umfangreichen Überblick. Er gab auch Hinweise auf Fallstricke und Tipps, wie die Hersteller diese umgehen können. Das Kölner Unternehmen unterhält seit 2020 eine Prüfstelle für Möbel im US-Bundesstaat Michigan. Die Experten waren sich einig, dass nicht nur der stationäre Vertrieb, sondern auch besonders der Online-Handel weiterhin gute Möglichkeiten biete, Umsätze zu generieren. Wie das konkret funktionieren kann, erklärte Referent Justin Oakes von Walmart Marketplace.
Der Arbeitskreis Export wurde 2018 gegründet. Mit seiner Unterstützung wollen die Möbelverbände die Auslandsaktivitäten der Branche nachhaltig stärken. Als Schwerpunktmärkte gelten neben Nordamerika und China auch der Nahe Osten und wichtige europäische Exportmärkte.