Es muss immer aufgeräumt sein
Auf ihrem Blog und in den sozialen Medien ist sie mit Trendberichten, Interviews oder Interior-Tipps unterwegs und dreht für ihre Social-Media-Kanäle auch regelmäßig zusammen mit dem Koch Tobias Wulffmeyer, Trainer für Koch- und Gerätepraxis bei Miele, kleine „Koch-Shows“. Sie ist lebendig, sympathisch und bietet im Interview schnell das Du an. Dass sie für das Thema Küche brennt, wird schon am Anfang des Gespräches deutlich.
Was bedeutet die Küche für Dich?
Die Küche ist der Ort, der das Haus mit Liebe erfüllt. Sie ist der „place to be“ für die meisten Menschen, die ich kenne. Und das zu gestalten ist eine absolut wertvolle Aufgabe. Kurz gesagt: Der Küche gehört meine ganz große Leidenschaft.
Wie sieht Deine eigene Küche aus?
Wir haben vor 12 Jahren gebaut. Damals habe ich die Küche in einem Sonderfarbton mit dem Namen „Schwarz“ lackieren lassen. Ich war meiner Zeit also maximal voraus. Wir haben keine Oberschränke, die restlichen Schränke sind grifflos. Eine breite Fensterfront wurde mit Highboards verbaut, um einen Sichtschutz zu haben.
Unsere Küche ist etwa 25 Quadratmeter groß mit Kochinsel. Weil es bei mir aber immer aufgeräumt sein muss, haben wir eine „Back-Kitchen“. Die Küche geht in einen komplett offenen Wohnraum über. Ich möchte als Gast und als Gastgeberin nicht vom Esstisch ständig auf das benutzte Geschirr und die Töpfe schauen oder das Gefühl haben, dass ich das jetzt sofort wegräumen muss. Für mich ist es wichtig, die Funktion von der Optik zu trennen.
Welche Geräte sind Dir in der Küche wichtig?
Also, erst einmal haben wir sehr gerne Gäste und kochen sehr viel. Daher haben wir – nicht nur berufsbedingt - viele Geräte. Am meisten nutzen wir den Dampfbackofen. Wir arbeiten viel mit Sous-Vide, benutzen aber auch die Vakumierschublade sehr oft. Die Armatur ist ein Quooker. Aber mein absoluter Favorit ist der Abfallzerkleinerer. Und bevor hier jemand protestiert: Die sind nicht verboten. Er hat unglaublich viele Vorteile und wird z.B. von der Firma Universal ganz normal in Deutschland vertrieben.
Nutzt Du Induktion oder Gas beim Kochen?
Auf jeden Fall Induktion, denn ich habe vor Gas echten Respekt. Obwohl ich mich, da wir vor Kurzem ein Wohnmobil gekauft haben, jetzt wohl damit anfreunden muss. Beim Kochen nutzen wir einen Muldenlüfter, mit dem ich auch sehr zufrieden bin.
Kochen oder Backen?
Backen ist gar nichts für mich. Zum einen habe ich keine Geduld und die braucht man zum Backen. Zum anderen bin ich totale Perfektionistin und meine Kuchen sollen aussehen wie die vom Konditor. Und weil das nicht klappt, lasse ich das Backen gleich bleiben. Ich koche einfach sehr viel lieber.
Du bist eine viel beschäftigte Frau. Bleibt da im Alltag überhaupt Zeit zum Kochen?
In der Woche bleibt bei mir meist die Küche kalt. Am Wochenende oder wenn wir abends Besuch haben, wird ausgiebig gekocht. Ich muss aber auch sagen: Wenn man intelligent kocht und alle Funktionen nutzt, dann braucht man für ein gutes Essen weniger Zeit, als man annimmt. Das beste Beispiel dafür ist Sous-Vide-Garen. Wenn man weiß, was die Geräte können, kann man aufwendig und trotzdem zeitsparend kochen. Ich habe aber auch einen Thermomix und mache damit gerne eine schnelle Suppe. Und ich koche gerne auf Vorrat. Wenn ich etwa eine frische Bolognese mache, dann bereite ich immer mehr zu als gerade benötigt wird und der Rest wird eingefroren. Ich bin einfach sehr spontan. Wenn zum Beispiel ein neues Heft mit Rezepten rauskommt, dann muss ich sofort etwas nachkochen. Ich liebe aber auch Raclette. Und im Sommer wird bei uns viel gegrillt.
Du drehst mit Tobias Wulffmeyer viele Videos für Deinen Instagram-Kanal. Verrät er Dir auch seine Tricks?
Bei unseren Videodrehs schaue ich mir jede Menge ab. Dieses intelligente Kochen macht das Leben einfacher. Ich schaue ihm gerne über die Schulter, das ist pure Inspiration für mich. Wir kochen nach dem Dreh immer auch noch privat zusammen.
Wo werden die Videos gedreht?
Die entstehen bei uns. Mittlerweile haben wir drei Fernsehstudios mit unterschiedlichen Küchen im Haus.
Wie kam es überhaupt dazu?
Es fing mit einer Online-Küchenparty an. Danach kam die Küchenbranche auf mich zu, weil sie eine Moderatorin für Veranstaltungen suchten. Im Laufe der Zeit ging es mit den Filmen los und wir haben das erste Filmstudio gebaut. Mittlerweile haben wir drei davon. Vor Kurzem haben wir eine Marketingagentur gegründet, die nicht nur meine Werbeunterlagen, sondern auch die für Kolleginnen und Kollegen macht. Mir macht das unglaublichen Spaß. Auch weil man dabei Erfahrungen über den Tellerrand hinaus macht.
Ich habe noch viele weitere Ideen, hätte hier auch gerne ein Café eröffnet. Das hat mir die Stadt leider verboten. Demnächst können Kundinnen und Kunden hier aber selbst kochen und die Küchen und Geräte ausprobieren. Ähnlich wie in der Badbranche, wo es das „Probebaden“ gibt und Wannen ausprobiert werden können.
Warum ist dir die Küche so wichtig?
Die Küche ist der zentrale Treffpunkt in jedem Haus. Man geht immer in die Küche. Und auch ich bin jemand, der gerne mit anderen zusammen am Tisch sitzt und Menschen um sich hat. Ich liebe Menschen und deshalb liebe ich Küche. Und das nicht nur im Haus. Wir haben uns letztens eine Outdoorküche angeschafft. Ich habe es nicht eingesehen, dass ich im Haus Gemüse schnippele und die Gäste draußen sitzen und ich keine Zeit mit ihnen verbringen kann. Eine Outdoorküche ermöglicht ein tolles Gemeinschaftserlebnis im Garten.
Haben Deine Eltern die Küche auch so sehr geschätzt wie Du?
Das Thema ist früher ganz anders behandelt worden, da ging es um Zahlen und Umsatz. Mir ist zum Beispiel ein Auto völlig egal, aber für die Küche habe ich eine wirkliche Leidenschaft. Ich möchte anderen das Thema Küche nahebringen. Auch mit meinem Blog. Ich brenne dafür, dass das Thema noch mehr Außenwirkung hat.
Wirkt sich diese Leidenschaft auch auf Deine Planungen aus?
Ich bin keine „an der Wand entlang-Planerin“ und will mit meinen Planungen schöne Situationen schaffen. Mir ist es wichtig, dass die Kunden sehen können, was wir aus diesem Raum herausholen können. Deshalb versuche ich in jedem Erstgespräch (das mindestens 1,5 Stunden dauert) herauszubekommen, wie die Kunden ticken, was sie mögen und was nicht. Ich möchte, dass sie sich in ihrer Küche einfach wohlfühlen.
Planen Frauen anders als Männer?
Ich kann da nur von mir sprechen, aber ich glaube schon. Ich gehe an jeden Raum heran, als handele es sich um meine eigene zukünftige Küche. Mit dieser ersten Version entstehen dann zwei, drei Varianten, die ich den Kunden vorstelle. Wenn sie gefallen, ist das optimal. Wenn nicht, muss man seine eigenen Ideen loslassen können. Auch das können m. E. Frauen besser als Männer. Mein persönlicher Tipp ist: „Gehe an die Planung, als wäre es Deine eigene Küche. Es geht nicht um schnellen Umsatz.“
Wir hatten trotz Energie- und anderer Krisen in der letzten Zeit keinen Umsatzeinbruch. Und in den letzten beiden Wochen hatte ich schon 15 neue Anfragen. Und ich denke, dass das meinen Planungsansatz bestätigt.
Was inspiriert Dich?
Ich gehe viel auf Messen, beschäftige mich mit Design und suche überall nach Inspiration.
Gibt es etwas, dass für Dich in der Küche überflüssig ist?
Unsere Geräte nutzen wir alle regelmäßig und viel. Überflüssiges befindet sich bei mir in den Schubladen, etwa ein Kühlstab für Wein oder eine Silikonmatte für Pancakes. Die finde ich total praktisch, nutze sie aber nie. Und für mich das Überflüssigste sind Backformen (s.o.). Allerdings ist meine Tochter gerade im Backfieber. Deshalb bleiben die Backformen!
Sybille Hilgert