04.08.2016

Extremes Wassersparen hat Nachteile

Mehr als Dreiviertel der Deutschen achten bewusst auf ihren Wasserverbrauch. Aus Umweltbewusstsein und wegen der Kostenaspekte. Knapp die Hälfte der Wassersparenden gibt an, dass sie es so gelernt hat. Dabei sind Frauen sparsamer als Männer. Doch wie sinnvoll ist Wassersparen wirklich?

Grafik: Blue Responsibility

Deutschland ist ein wasserreiches Land: Wir verfügen über eine sich jährlich erneuernde Wassermenge von 188 Mrd. Kubikmetern. Von diesen verfügbaren Ressourcen werden lediglich 17 Prozent tatsächlich verbraucht. 83 Prozent bleiben ungenutzt. Das liegt nicht nur an den innovativen Technologien der Sanitärindustrie und an der Tatsache, dass Deutschland über zahlreiche Wasserquellen verfügt, sondern auch an der Wasserspar-Mentalität der Deutschen. Im internationalen Vergleich gehört die Bundesrepublik mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 121 Litern pro Kopf und pro Tag zur Spitze der Wasserspar-Nationen. In einer aktuellen Umfrage der Nachhaltigkeitsinitiative „Blue Responsibility“ geben knapp drei Viertel aller Befragten (72,8%) an, dass sie im Alltag bewusst auf ihren Wasserverbrauch achten. Gerade Frauen sind Extrem-Sparerinnen: 29,7 Prozent sagen aus, dass sie sehr darauf achten, Wasser zu sparen, während es bei den Männern nur 21,6 Prozent sind. Nur ein Bruchteil der Deutschen (1,1%) schenkt dem Wasserverbrauch keinerlei Beachtung. Durchgeführt wurde die Befragung von der GfK.

Wasser satt
„Die Ressource Wasser ist in Deutschland ausreichend vorhanden, daher ist ein übermäßiges Sparen nicht notwendig“, heißt es von Blue Responsibility. Sinnvoll sei jedoch ein nachhaltiger Umgang, da die Einsparung von Warmwasser auch die Einsparung von Energie bedeuten kann. Das sehen auch die Deutschen so: Blue Responsibility hat die Beweggründe für Wassereinsparungen herausgefunden: Mehr als zwei Drittel (67%) der Wassersparer führen ihr Umweltbewusstsein ins Feld.  Auf Platz zwei folgt der Blick in das Portemonnaie, denn 58,8 Prozent der Befragten achten auf ihren Wasserverbrauch, um weniger Geld auszugeben. Darüber hinaus ist das Bewusstsein, Wasser zu sparen, fest in den Köpfen verankert. Knapp die Hälfte der Befragten (44,5%) gibt an, es „so gelernt“ zu haben. Besonders ausgeprägt ist diese Einstellung bei jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 19 Jahren, von denen 60,1 Prozent angeben, dass sie Wasser sparen, weil sie es so gelernt haben.

„Wasser muss fließen“
Was viele Deutsche nicht wissen: Trinkwasser hat, wie jedes andere Lebensmittel, ein Verfallsdatum. Stagnation in Rohrleitungen durch übermäßiges Wassersparen kann zu einer Verschlechterung der Trinkwasserqualität führen. Daher ist die Wasserspar-Mentalität der Deutschen differenziert zu betrachten. „Wasser muss fließen“, bestätigt Wolfgang Burchard, Sprecher der Initiative Blue Responsibility. Stagnation führt zu Verunreinigungen durch Keime. Folglich müssen die Wasserwerke Zwangsspülungen vornehmen, die das eingesparte Wasser nachträglich verbrauchen. „Sauberes Trinkwasser ist – als wichtigstes Nahrungsmittel – unser höchstes Gut. Wir müssen einerseits die negativen Folgen von unnötigem Wassersparen verhindern und die Trinkwasserhygiene gewährleisten. Andererseits sind wir einem verantwortungsvollen Handeln im Umgang mit Trinkwasser verpflichtet, das auch den Aspekt der Energieeffizienz – gerade bei Warmwasser – berücksichtigen sollte."  Daher ist ein bewusster Wasserverbrauch jederzeit nötig, aber ein extremes Wassersparen nicht sinnvoll. 

www.blue-responsibility.net