Fachkräfte anwerben und ausbilden
Neben den Auswirkungen der Coronapandemie, die bereits im Vorjahr zu Störungen der weltweiten Lieferketten sowie zu sich verknappenden Rohstoffen geführt hatte, verschärfte der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Rahmenbedingungen im vergangenen Jahr deutlich: Massiv steigende Preise beispielsweise für Energie und Nahrungsmittel, eine rasant zunehmende Inflation, die daraus resultierende Zinswende sowie der Absturz des Konsumklimas auf einen neuen historischen Tiefstand stellten Unternehmen aber auch Verbraucherinnen und Verbraucher vor neue Herausforderungen. Auch für die MHK Group AG ein schwieriges Umfeld. Dennoch konnte die europaweit agierende Einkaufs- und Dienstleistungsverbundgruppe rund um das Thema Haus und Wohnen wachsen. Die 3.877 Unternehmen (+244), die der Gruppe per 31. Dezember 2022 angehörten, erwirtschafteten einen Umsatz von 9,727 Mrd. Euro (+9,1 %).
Wachstum im In- und Ausland
Wachstumsimpulse kamen laut Unternehmen insbesondere aus dem Ausland. Während die Gruppe in Deutschland um 5,5 % auf 6,248 Mrd. Euro zulegte, trugen die europäischen Auslandsgesellschaften in Belgien, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und Spanien mit 3,479 Mrd. Euro und einem Umsatzplus von 16,4 % zum Gesamtergebnis bei. „Das Wachstum resultiert in erster Linie aus der gestiegenen Gesellschafterzahl“, resümierte Werner Heilos, Vorstandsvorsitzender der MHK Group, im Rahmen der Jahrespressekonferenz. Im Ausland konnten 36 Partner hinzugewonnen werden, in Deutschland stieg die Zahl der Gesellschafter um 208. Die guten Ergebnisse spiegeln sich auch in der Rekordsumme von 207,8 Mio. Euro (+14,9 %) wider, die die MHK Group an ihre Gesellschafter ausschüttet.
75 Prozent mit der Küche
Rund zwei Drittel ihres Umsatzes generiert die MHK Group im Segment Küche. Ein weiteres Geschäftsfeld ist die SHK-Branche (Sanitär, Heizung, Klima) mit der Tochtergesellschaft interdomus Haustechnik (1504 Partner zum Stichtag 31.12.2022). Zwei weitere Verbände der Gruppe sind Deutscher Wohnbau Verbund und TOP Malermeister Deutschland.
Küchenverkaufspreise steigen
Einen wichtigen Erfolgsfaktor sieht Werner Heilos in der Diversifikation. Die galoppierenden Energiekosten hätten bei den Verbrauchern zu starken Verunsicherungen geführt, konstatierte der Vorstandsvorsitzende. Die Folge: Zum einen sei eine Verschiebung der Prioritäten zu beobachten gewesen, zum anderen ein Einbruch des Konsumklimas. Dieser habe, stellte Heilos mit Blick auf die Küche fest, gerade im Preiseinstieg zu einem sehr starken Nachfragerückgang geführt. Im mittleren bis gehobenen Segment, in dem die der MHK angeschlossenen Fachgeschäfte überwiegend positioniert sind, sei bis zum Sommer ebenfalls ein Rückgang sichtbar gewesen. Als Gründe benannte Werner Heilos auch hier die exponentiell gestiegenen Energiekosten, aber auch die zurückgewonnene Reisefreiheit nach den Pandemie-Jahren. In der zweiten Jahreshälfte habe sich die Nachfrage in den mittleren und gehobenen Marktsegmenten indes erholt und auf einem guten Niveau eingependelt.
Laut MHK hat eine Küche in den Fachgeschäften durchschnittlich 17.570 Euro gekostet (ohne Reddy). Das sei ein Anstieg um 16 %. In den Reddy Fachmärkten lag der Verkaufspreis demnach bei durchschnittlich 10.776 Euro (+19,9 %). „Die hohen Preissteigerungen resultieren neben der höherwertigeren Ausstattung der Küchen vor allem aus den gestiegenen Energie- und Materialkosten, die die Hersteller erstmals unterjährig an den Handel weitergegeben haben“, so der Verband. Dies sei eine Last, die der mittelständische Fachhandel nicht schultern konnte und ebenfalls weitergeben musste.
Fachkräfte anwerben und ausbilden
Im Rahmen der Jahrespressekonferenz präsentierte das Unternehmen das neue Programm „Internationale Fachkräfterekrutierung“. Ziel ist es, außerhalb Europas Fachkräfte zu rekrutieren und zu Fachmonteuren für industriell gefertigte Einbauküchen auszubilden. In einem Pilotprojekt wurden bereits im Sommer 15 Fachkräfte in Marokko angeworben. Diese sollen einen Deutschkurs erhalten, anschließend erfolgt die Ausbildung bei der MHK in Dreieich. Dafür hat die Verbundgruppe ein weiteres Konzept an den Start gebracht: einen eigenen Ausbildungs-Hub, die MHK Europa Akademie. Auf rund 800 Quadratmetern sind 15 professionell eingerichtete Werk- und Schulungsräume mit modernsten Technologien und Tools für die Qualifizierung entstanden. Die Schulungen erfolgen direkt an den aktuellen Produkten der am Markt am stärksten nachgefragten Hersteller der Küchenbranche. Mit dem Programm „Internationale Fachkräfterekrutierung“ sollen mittelfristig jährlich zwischen 150 und 250 Fachkräfte ausgebildet und an den Fachhandel weitervermittelt werden. Zusätzlich ist die Ausweitung der Rekrutierungs- und Qualifikationsmöglichkeiten auf die SHK-Branche geplant.
Kurse für Handel und Handwerk
Der neue Ausbildungs-Hub dient aber nicht ausschließlich der Ausbildung neuer Fachkräfte. „Wir haben ein vielseitiges Kursangebot geschaffen, mit dem wir auch unsere Partner in Handel und Handwerk sowie deren Mitarbeiter weiterbilden möchten“, sagte Vorstand Dr. Olaf Hoppelshäuser. Das Angebot reiche von Seminaren für Führungskräfte bis hin zur Nachwuchskraft, von der Beraterin / dem Berater bis hin zum Monteur.
Optimistischer Blick auf das Jahr 2023
Volker Klodwig, der zum 1. April 2023 die CEO-Funktion von Werner Heilos übernehmen wird, sieht trotz der aktuell angespannten Lage optimistisch nach vorne. In den ersten beiden Monaten 2023 konnte die Gruppe die Umsätze gegenüber dem Vorjahr erneut steigern. Sinkende Energiekosten, die Expertenmeinung, dass in Deutschland in diesem Jahr eine Rezession – wenn auch knapp – vermieden werden kann und ein sich weiter erholendes Konsumklima gäben mit Blick nach vorne Grund zu vorsichtigem Optimismus. Die Verbraucherstimmung sei aber fragil. Die aktuellen Diskussionen um die Sanierung von Bestandsgebäuden und den Austausch bestehender Heizsysteme beispielsweise durch Wärmepumpen und die damit zu erwartenden Kosten könnten erneut zu Unsicherheiten und einem Rückgang der Kauflaune führen. Auch der Krieg in der Ukraine gebe weiter Grund zur Sorge.
Neuer Geschäftsverteilungsplan
Wie bereits gemeldet hat sich der Vorstand der MHK Group neu aufgestellt. Der neue Geschäftsverteilungsplan der MHK Group AG sieht nun folgende Ressorts und Verantwortlichkeiten vor:
- Als Vorstandsvorsitzender wird Volker Klodwig ab 1. April 2023 die strategische Ausrichtung der MHK Group koordinieren sowie die Ressorts Marketing, Vertrieb, Kommunikation, Personal und Recht verantworten.
- Die wachsenden nationalen und internationalen regulatorischen Anforderungen sowie die zunehmende Komplexität der Marktaktivitäten der MHK Group unterstreichen die Bedeutung für die neue Funktion eines Chief Financial Officer. Diese Position – und damit das Ressort Finanzen inklusive des Controllings – hat zum 1. Februar 2023 Carolin Kronenberg übernommen.
- Bis zum 31. Dezember 2023 steht Wolfgang Becker mit seiner Expertise als Vorstand der Bank und Geschäftsführer der IHT Industrie- und Handels-Treuhand GmbH zur Verfügung. Die Funktionen der IHT werden ab 1. Januar 2024 in das Ressort von Carolin Kronenberg integriert.
- Frank Bermbach fungiert weiterhin als Vorstandsvorsitzender der Cronbank AG und Vorstand der MHK Group AG.
- Für die Konzeption und Operationalisierung weiterer Meilensteine der digitalen Transformation der MHK Group zeichnet das zum 1. Januar 2023 neu geschaffene Ressort von Thorsten Hallermeier (CDO) verantwortlich. In seinen Bereich fallen sowohl die Group IT als auch die Gesamtheit aller Digitalisierungsprojekte in den MHK Gesellschaften.
- Das Vorstandsressort von Dr. Olaf Hoppelshäuser fokussiert sich auf die Themen Beschaffungsmarketing, Logistik, Facility-Management und Handelsaktivitäten.