04.11.2020

LEICHT startet modernste Korpusfertigung

Zwei Jahre Bauzeit, 90 Mio. Euro Investition: Nun wurde das neue Werk 2 von LEICHT im Industriegebiet Gügling offiziell in Betrieb genommen. Für das Unternehmen ist es eine Symbiose aus variantenreicher Losgröße 1–Fertigung und genormter Massenfertigung.

Am 27. Oktober 2020 wurde das Werk 2 von LEICHT feierlich eingeweiht und symbolisch unter Strom gesetzt. (Foto von links): Dr. Joachim Bläse (Landrat Ostalbkreis), Michael Rembold (Bürgermeister Waldstetten), Richard Arnold (Oberbürgermeister GD), Kathrin Erdmann (Aufsichtsratsvorsitzende Welle Holding), Karl-Andreas Tickert (Ortsvorsteher Bettringen), Ralph Glorim (Vorstand LEICHT Küchen), Jürgen Schmitt (Technischer Leiter LEICHT Küchen), Stefan Waldenmaier (Vorstandsvorsitzender LEICHT Küchen). Foto: LEICHT

Die architektonische Klarheit der Marke LEICHT spiegelt sich auch in der Erscheinung des neuen Werk 2 wider.

Auf einer Grundfläche von 80.000 qm und einer Hallenfläche von fast 40.000 qm wurde eines der aktuell modernsten Werke zur Fertigung von Korpussen erstellt. Inzwischen wurden die Dachflächen zu 50% begrünt und zu etwa 1/3 mit PV-Anlagen ausgestattet. Foto: LEICHT

Automatisierte Sortierung und Reihenfolgebildung: Nach einem definierten Optimierungsalgorithmus wird ein Korpusbauteil einem relevanten Roboter zugeführt, der dieses an einen optimal ermittelten Stellplatz in der Sortierwand steckt. Auch die weiteren Fertigungsschritte werden von Roboter-Anlagen ausgeführt. Foto: LEICHT

Integriert im System ist ein automatisch betriebenes Restelager von Formatplatten sowie ein leistungsfähiger Entkopplungspuffer zwischen Sägezentrum und dem Verbund von vier einseitigen Bekantungsanlagen. Foto: LEICHT

Plattenlager, Säge- und Bekantung sind über eine Zellensteuerung vernetzt und produzieren voll automatisiert die täglich benötigten Korpusbauteile. Foto: LEICHT

Sämtliche Bohr- und Fräsbearbeitungen an den Korpusbauteilen erfolgen automatisch in der Anlage. Mithilfe eines Robotik-Systems wird der Korpus dann teilautomatisch zusammengebaut. Foto: LEICHT

Am 27. Oktober 2020 erfolgte die Inbetriebnahme der neuen Korpusfertigung. Damit schafft die LEICHT Küchen AG eigenen Angaben zufolge die Voraussetzungen für weiteres Wachstum, da am langjährigen Standort in Waldstetten die Kapazitätsgrenzen ausgeschöpft waren und notwendige Folgeinvestitionen in neue Anlagentechnik nicht effizient hätten umgesetzt werden können.

Fast vollständig automatisiert
LEICHT gilt als einer der führenden Hersteller für Premiumküchen weltweit und ist bekannt für sein variantenreiches und flexibel planbares Produkt. Die Mengensteigerungen der letzten Jahre erforderten daher für das Fertigungslayout des neuen Werks innovative und zukunftsweisende Lösungen, um diese Vielfalt effizient produzieren zu können.
Ein leistungsfähiges Datenmodell in Verbindung mit modernster Anlagen- und Transporttechnik lässt die zigtausend täglich anfallenden Bauteile oder Bauteilgruppen fast vollständig automatisiert fertigen, so dass diese laut Hersteller immer zur korrekten Zeit an den jeweiligen Fertigungs- und Montageanlagen teilautomatisiert angeliefert werden. Dieser sequentielle Fertigungsgedanke sorge dafür, dass immer nur jene Ware in Bewegung oder im Fertigungsprozess ist, die in einer definierten Zeitzone benötig wird. Es werden keine Bauteile in klassischer Lagerfertigung produziert. „Die Durchlaufzeit wird damit deutlich minimiert und im Gegenzug wird die Effizienz des Anlagenverbunds optimiert, bei Bewahrung einer äußerst variantenreichen Produktion“, erläutert das Unternehmen.

Robotersysteme schaffen Ordnung
Ein für die Effizienz des Systems entscheidender Anlagenkomplex ist der Bereich der „Sortierung- und Reihenfolgebildung“. Die täglich zu produzierenden Korpusbauteile werden in zeitlich und inhaltlich chaotischer Reihenfolge im Säge- und Bekantungszentrum erzeugt. Diese Bauteile werden anschließend in einem vollautomatischen Sortierzentrum von Robotersystemen in die richtige Reihenfolge gebracht und zeitnah in mobilen Transporteinheiten gestaut. Jede dieser mobilen Transporteinheiten hat im Sinne des sequentiellen Fertigungsgedanken einen exakten Zielort und Zeitzone, da aus anderen Bereichen andere Bauteile nach gleicher Logik zugesteuert werden. „In der Möbelindustrie innerhalb Deutschlands ist dieses System das erste seiner Art und wird von einem führenden Hersteller für Robotik-Systeme im Automotivbereich hergestellt“, betont der Küchenmöbelhersteller und fügt an: „Deutschlandweit setzt LEICHT damit neue Maßstäbe für diesen Teilbereich.“

Fronten aus Waldstetten
Im Werk 1 am Firmenstandort in Waldstetten wird die Fertigung der Fronten und des gesamten Umfelds verbleiben und sukzessive zu einem Kompetenzzentrum für diesen Teilbereich ausgebaut. Die im Werk 1 produzierten Bauteile werden per Shuttle, nach sequenzieller Logik, ins 4 km entfernte Werk 2 verbracht und dort mit dem Korpus verheiratet.

Zahlreiche nachhaltige Projekte
Ebenfalls erfolgt der weltweite Versand vom Standort Gügling. LEICHT ist seit 2018 als CO2 neutraler Hersteller zertifiziert und wird nach eigener Aussage mit dem Werk 2 diesen Anspruch auch weiterhin erfüllen. Zur Reduktion der CO2 Emission wird beispielsweise etwa 1/3 der Dachfläche mit PV-Anlagen ausgestattet sein. Zur Verbesserung der Biodiversität sind fast 50% dieser Dachflächen begrünt und im Außenbereich sind weniger Flächen als zulässig versiegelt worden. Auch diese sind begrünt und zum Großteil als Blühwiesen (etwa 4.000 qm) angelegt. Weiterhin wird in einer ersten Phase ein Baumbestand von über 50 Bäumen angelegt.

Starkes Inland, Einbrüche im Export
Im Jahr 2020 wird die LEICHT Küchen AG einen Umsatz von etwa 143 Mio. Euro erwirtschaften. Dabei wird der inländische Markt ein Wachstum von weit über 10% erzielen, wohingegen einige wichtige Exportmärkte deutliche Rückgänge im zweiten Quartal verzeichnen mussten, die bis zum Jahresende nicht mehr ausgeglichen werden können. Kumuliert bleibt damit ein Rückgang zum Vorjahr von etwa 4%. Die Anzahl der Beschäftigten liegt bei etwa 670 Personen.

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