Nahe der Null-Linie
Volker Klodwig, CEO der MHK Group, blickt derzeit verhalten optimistisch nach vorn. Obwohl man intensiv nach positiven Nachrichten suchen müsse, wie er bei einem Mediengespräch in Frankfurt sagte. Aktuell gebe es viele „wild cards“ – globale Krisenherde, nicht einschätzbare politische Entwicklungen und einen sorgenvollen Blick auf den 5. November angesichts des Risikos eines wieder erstarkenden Protektionismus in den USA. Ob wir eine „Delle“ bewältigt haben oder eine umfassende Transformation unserer Wirtschaft, werde man erst rückblickend interpretieren können, sagte Klodwig. Entscheidend sei, „dass wir mitgestalten“, so der CEO. Die Zinswende naht? Dann sollten Fachhändler und Fachbetriebe mit einem attraktiven Produkt- und Leistungsportfolio am Start sein. KI wird für Produktivitätsfortschritte sorgen? Dann sollte sie genau dort integriert sein, wo sie den Gesellschaftern echten Nutzen bringt.
„Wir verstehen“
Im Mittelpunkt des Mediengesprächs standen die Bilanz für 2023 und die Investitionen in die Zukunft rund um Digitalisierung, Markenpflege und Vertrieb. „Die marktbestimmenden Rahmenbedingungen haben es uns 2023 nicht gerade leicht gemacht“, fasste Klodwig das Geschehen zusammen. Umso wichtiger und entscheidend sei es gewesen, eine klare Haltung zu zeigen. „Und das haben wir getan. Wir haben unseren Gesellschafterinnen und Gesellschaftern in den Bereichen Küche und Handwerk nicht nur mit Worten, sondern mit sehr konkreten Leistungen deutlich machen können, dass wir ihr Tagesgeschäft verstehen und dass wir sie genau hier unterstützen.“
Starker Mitgliederzuwachs
Im vergangenen Jahr registrierte die Verbundgruppe den stärksten Mitgliederzuwachs innerhalb eines Jahres seit Bestehen der MHK Group. So konnte die Gruppe 2023 mit einer Rekordzahl an neuen Küchenfachhändlern und Fachhandwerksbetrieben wachsen. 4.233 Gesellschafter zählte die MHK Group zum Stichtag 31. Dezember 2023. Das sind 356 neue Gesellschafter, die die MHK Group unter schwierigsten Marktvoraussetzungen gewinnen konnte. Ohne diese neuen Gesellschafter hätte es die Bilanz nach vielen Rekordjahren in Folge verhagelt. So aber konnte die schlechte Konjunktur in Deutschland sogar „an der Null-Linie“ abgefangen werden. Im Inland sank der MHK-Umsatz um -0,08% auf 6,243 Mrd. Euro. Die europäischen Standorte verloren 1,75% auf 3,418 Mrd. Euro. Insgesamt erwirtschafteten die MHK Gesellschafter einen Bruttoumsatz in Höhe von 9,661 Mrd. Euro (-0,68%).
Das Fundament für diese „resiliente Umsatzsituation“ sieht Volker Klodwig zum einen im Mitgliederzuwachs von neun Prozent: „Wir konnten uns auf bestehender Fläche den Marktentwicklungen selbstverständlich auch nicht entziehen. Die MHK hat aber durch ihr Mitgliederwachstum die Negativeffekte in den Märkten fast vollständig kompensiert.“ Zum anderen habe auch eine hochwertigere Ausstattung der Küchen und damit verbunden der gestiegene Verkaufspreis dazu beigetragen. Die durchschnittlichen Kosten für eine Küche lagen 2023 im Fachhandel (ohne Fachhandelsmarke Reddy) bei 18.780 Euro (+6,72%). In den Reddy-Märkten betrug der Verkaufspreis durchschnittlich 11.067 Euro (+2,7%).
Investitionen in die Eigenmarken
Ein Erfolgsbaustein in Deutschland und in allen Auslandsgesellschaften sieht die MHK in den Eigen- und Handelsmarken. Ihre Bedeutung wird beim Blick auf die Umsätze deutlich. Rund zwei Drittel werden im Segment Küche über die fünf Eigenmarken „Designo“, „elementa“, „neola“, „selektiv“ und „xeno“ erwirtschaftet. Die bei Konsumenten bekannteste Handelsmarke im Segment Küche ist „musterhaus küchen“. „Seit Anfang Januar zeigen wir gemeinsam mit unseren Testimonials Giovanni und Stefano Zarrella, welchen Sound die Marke draufhat“, berichtet Torsten Racky, Leiter Corporate Marketing. Die Kampagnen sind Omnichannel aufgesetzt. Mehr als 100 Mio. Kundenkontakte haben die ersten Ausspielungen bereits generiert. „Darüber hinaus haben wir mit dem digitalen Marketing-Portal dafür gesorgt, dass unsere Küchenstudio-Partner einen direkten und schnellen Zugriff auf alle digitalen Materialien und Print-Produkte haben.“
Handwerk ist der Wachstumsreiber
Positive Wachstumsimpulse kamen 2023 mit knapp 25% des MHK-Gesamtumsatzes aus dem Handwerk, insbesondere von interdomus Haustechnik. Befeuert wurde die Entwicklung durch die Klimapolitik der Bundesregierung und die mit dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine verbundenen, stark gestiegenen Energiepreise. So investierten die Verbraucherinnen und Verbraucher verstärkt in Wärmepumpen und Solaranlagen, um ein stückweit autark zu sein. Eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft sieht Stefan Ehrhard, Geschäftsführer interdomus Haustechnik, in der Digitalisierung. Dafür launcht interdomus Haustechnik ein neues, digitales Bestellportal: SHK.MARKET. „Die Plattform macht das Bestellmanagement in den Betrieben schnell, einfach, transparent und reduziert deutlich die heute bestehende Komplexität“, verspricht die MHK.
Cloudbasierte ERP-Lösung
Auch im Küchenfachhandel treibt die MHK Group die Digitalisierung weiter voran. Vor einem Jahr bündelten Carat und das auf ERP-Lösungen spezialisierte Berliner Unternehmen ametras GmbH ihre Kompetenzen und gründeten ein Joint Venture unter dem Namen athenix. Das Ergebnis: „CARAT kitchenstox“. Die 100 Prozent cloudbasierte ERP-Lösung bildet vom ersten Kundenkontakt bis zur Auslieferung den kompletten kaufmännischen Prozess ab und ist vollständig in die Planungssoftware integriert.
Mit dem „MHK Innovation Hub“ und dem „CARAT Lab“ hat die MHK zwei neue Units geschaffen, die Digitalisierung, Automatisierung und Künstliche Intelligenz im Hinblick auf „aktuelle Entwicklungstrends, echtes Innovationspotenzial und konkrete Chancen im betrieblichen Alltag des Fachhandels und Fachhandwerks analysieren“. „Hier beobachten wir genau, welchen konkreten Benefit beispielsweise KI für unsere Gesellschafterinnen und Gesellschafter bereithält, und sind in der Lage, schnell und zielorientiert Lösungen zu entwickeln, zu testen und zu pilotieren. Da haben wir bereits konkrete Projekte für 2024 in der Pipeline”, erläutert Thorsten Hallermeier, CDO der MHK Group.
„plan2order“ in der Testphase
Das im September 2023 vorgestellte Projekt “plan2order” ist technisch inzwischen so weit fortgeschritten, dass es im April bei verschiedenen Herstellern in eine Testphase geht. Die bisherige Resonanz auf die MHK-Initiative sei in vielen Gesprächen sehr positiv, so Thorsten Hallermeier. Allerdings gebe das konjunkturelle Umfeld im Moment nicht die nötige Schubkraft, um die angestrebte Marktdurchdringung zu erreichen. „Hier hätten wir uns mehr Entschlusskraft von der Industrie gewünscht, eine performante Branchenlösung aktiv mitzugestalten, von der alle, Hersteller- und Handelsseite, profitieren. Jetzt schauen wir nach vorne, wann der richtige Zeitpunkt ist, um alle Branchenpartner ins Boot zu holen. Zwischenzeitlich nutzen wir Elemente der technisch ausgereiften Plattform, um weitere digitale Produktinnovationen voranzutreiben”, erklärte Thorsten Hallermeier.