Rekordjahr trotz Produktionsstopp
Das Geschäftsergebnis sei umso höher zu bewerten, als das zurückliegende Jahr auch für Miele massiv durch die Verwerfungen der Pandemie geprägt war, heißt es im Bilanzbericht des Hausgeräteherstellers, der sich auf den Zeitraum 1. Januar bis 31. Dezember 2020 bezieht. „Dank unserer starken Marke, einem hochwertigen Produktangebot und dem nachdrücklichen Ausbau der digitalen Vermarktung ist es dennoch gelungen, den Vorjahresumsatz deutlich zu übertreffen. Diesen Kurs werden wir fortsetzen und weiter forcieren“, so die Geschäftsleitung des weltweit aktiven Premiumanbieters von Haus- und Gewerbegeräten. Unter den Produkten haben Staubsauger und Kühlgeräte die höchsten Zuwächse erzielt.
Fast 30% des Umsatzes kommt aus Deutschland
In Deutschland hat Miele 1,33 Mrd. Euro Umsatz erzielt. Dies entspricht einem Plus von 8,8% und macht 29,5% vom Gesamtumsatz aus. Starke Zuwächse gab es laut Unternehmen zudem in den umsatzstarken europäischen Nachbarmärkten wie Benelux, Frankreich, Österreich und der Schweiz – aber etwa auch in den aufstrebenden Ländern Osteuropas und insbesondere in China. In anderen wichtigen Märkten konnte das Geschäft trotz schwerer Beeinträchtigungen durch die weiterhin alarmierende Ausbreitung von Covid-19 etwa auf Vorjahresniveau gehalten werden, darunter die USA und Großbritannien. Unter den Vertriebskanälen habe sich vor allem der Online-Umsatz positiv entwickelt.
Werke produzieren mit sehr hoher Auslastung
Bei den Stückzahlen haben im Berichtsjahr fast alle Produktgruppen Allzeithochs erreicht. Besonders hebt Miele den Akku-Handstaubsauger „Triflex HX1“ hervor. Begehrt waren aber auch hochwertige Bodenstaubsauger. Im Küchenumfeld prägte der Corona-bedingte Wunsch nach längerfristiger und zuverlässiger Vorratshaltung das Bild und führte zu einem Auftragshoch bei Kühl- und Gefriergeräten. Stark nachgefragt warten zudem die aktuellen Einbaugeräte-Generation 7000 sowie der Geschirrspüler G 7000. Auch die Wäschepflege legte weiter zu.
Wegen der historisch hohen Verkaufszahlen – und weil im Frühjahr die Produktion für mehrere Wochen ruhte – produzieren die Werke jetzt mit sehr hoher Auslastung. Zum Teil werden Sonderschichten gefahren und Kapazitäten dauerhaft aufgestockt. „Dennoch sind bei den Waschmaschinen, Trocknern und Geschirrspülern, je nach Modell, Lieferzeiten von mehr als sechs Wochen derzeit nicht zu vermeiden“, räumt das Unternehmen ein. Miele setze weiterhin alles daran, „die Wartezeiten möglichst gering zu halten und Lieferrückstände abzubauen, und steht hierzu auch im permanenten Austausch mit dem Handel“.
Miele Professional wächst im Klinikgeschäft
Im Geschäftsbereich Professional, der rund 15 Prozent vom Gesamtgeschäft ausmacht, hat Miele unter dem Strich 1,8% Umsatz hinzugewonnen. Hier ist eine deutliche Investitionszurückhaltung bei gewerblichen Zielgruppen zu verzeichnen, allen voran bei den Hotels und Gaststätten, deren Geschäft durch die Pandemie bekanntlich in besonderem Maße geschmälert wird. Wachstumsimpulse im zweistelligen Prozentbereich kommen demgegenüber aus dem Klinikprojektgeschäft, das die Miele Gruppe in ihrer Medizintechniktochter Steelco Group bündelt.
Geräte zur Luftreinhaltung
Seine über Jahrzehnte aufgebaute Hygienekompetenz überträgt Miele ab sofort auch auf den Bereich der Luftreinigung. Im Miele-Werk Lehrte startet die Produktion des Luftreinigers Miele „AirControl“, den der Gütersloher Familienkonzern zum Schutz vor Coronaviren neu ins Programm genommen hat. Konzipiert sind die neuen Geräte für den Einsatz in halböffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Kitas, Behörden, Ladengeschäften und Büros. Die Technologie basiert auf einer sechsmaligen Filterung der kompletten Raumluft und einer Filtrationswirkung „von jeweils mehr als 99,995 Prozent aller in der Luft enthaltenen Schwebstoffe, Bakterien, Pilze und Viren“.
Wachstum durch neue Geschäftsfelder
Um zusätzliches Innovations- und Wachstumspotenzial zu erschließen, forciert Miele eine mehrgleisige Strategie. Zur Unterstützung des Stammgeschäfts beteiligt sich der Konzern über die Miele Venture Capital GmbH an vielversprechenden Start-ups, etwa mit Blick auf smarte Services rund um das Geräteprogramm oder zur Unterstützung der (digitalen) Vermarktung. Ein aktuelles Beispiel ist die Rezepte-App „KptnCook“, wo Miele aktuell die Mehrheit der Anteile übernommen hat. „KptnCook“ gilt als eines der wachstumsstärksten Angebote seiner Art im deutschsprachigen Raum und setzt nun mit Nachdruck auf weitere Internationalisierung.
Business Units sind am Start
Zudem hat sich Miele im Berichtsjahr organisatorisch neu aufgestellt. Planmäßig gestartet sind eigenständig agierende Business Units für die Bereiche Wäschepflege, Kochen, Geschirrspülen, Kühlen/Gefrieren, Kleingeräte (z. B. Staubsauger, Kaffeevollautomaten), Service sowie Professional. Eine achte Business Unit („New Growth Factory“) erschließt neue Geschäftsfelder und bündelt zukunftsträchtige Miele-Töchter wie den Gourmet-Lieferservice MChef und den Vertical-Farming-Spezialisten Agrilution.
„Miele X“ wächst schneller als geplant
Zum Stichtag 31. Dezember 2020 beschäftigte die Miele Gruppe weltweit 20.944 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das sind 466 oder 2,3% mehr als 2019. In Deutschland sind es 11.066 Beschäftigte, was den Vorjahreswert leicht übersteigt.
Ein Meilenstein im Berichtsjahr ist laut Unternehmen der Start eines eigenen Standortes für das globale digitale Marketing und Sales in Amsterdam („Miele X“). Dessen Aufbau verläuft schneller als geplant. Aktuell seien bereits 40 Expertinnen und Experten aus 17 Ländern im Team. Dieses soll 2021 weiter ausgebaut werden soll. Zur Unterstützung der Digitalisierung bei Produkten, Services und Prozessen werden auch das Kompetenzcenter Smart Home/Electronics mit derzeit etwa 1.000 Beschäftigten sowie der Zentralbereich IT in den kommenden Monaten „deutlich weiter aufgestockt“.