30.04.2015

„Boah, so was kannst Du? Das habe ich ja noch nie gesehen!“ Reaktionen wie diese gehen bei jeder Küchenbesichtigung runter wie Öl. Wenn man alles von eigener Hand konzipiert, geplant und getischlert hat, erst recht. KÜCHENPLANER-Leser Kai Messer durfte dies nun genießen.

KÜCHENPLANER-Leser Kai Messer und Ehefrau Petra Messer in der neuen, von Grund auf selbst geplanten und gefertigten Küche.

Vorher: Das Buche-Dekor hatte seinen optischen Reiz längst verloren. Fotos: Kai Messer

Prägende Gestaltungsmerkmale: Wandhängend, grifflos, flächenbündig und Schwarz-Weiß-Optik.

Die Nischenverkleidung wurde digital mit einem Weinberg-Motiv aus der Pfälzer Region bedruckt.

Auch der Hochschrank wurde wandhängend konzipiert und montiert.

Das warme Eichenholz der Möbel und die moderne Optik des Sichtbetons bilden einen harmonischen Kontrast. Die Tischplatte ruht auf einem Weinbergstein.

Die alten Möbel waren noch halbwegs fit, doch das Buche-Dekor war sichtbar in die Jahre gekommen. So fiel die Entscheidung von Kai und Petra Messer leicht: Wir wollen eine neue Küche. Für den Tischlermeister aus Kleinkarlbach in der Pfalz stand jedoch schnell fest: „Ich möchte eine Küche, die nicht jeder hat.“ Wandhängend sollten die Schränke sein, konsequent grifflos, flächenbündig und mit viel Glanz.
Für den Werkstattmeister der Schreinerei Weber in Kleinkarlbach sind Küchenmöbel das tägliche Brot. Doch die Recherche nach wandhängenden Modellen geriet schnell ins Stocken. Als er vor etwa drei Jahren erstmals danach geschaut hatte, sei ihm ausschließlich das Angebot der „Edition fly“ von Alno aufgefallen. Erhältlich waren diese aber lediglich in 40 cm Höhe. „Zu wenig“, entschied er. Wegen des ungenügenden Stauraums. 60 cm in der Höhe sollte es auf jeden Fall sein. Und da er einen wandhängenden Hochschrank für die Geräte schon gar nicht entdecken konnte, entschied er: „Dann baue ich die Möbel eben selbst.“

Mit Gespür für Details
Gesagt, getan. Aber mit Bedacht. Rund zwei Jahre hat der Tischlermeister recherchiert, mit viel Liebe für Details geplant und die Ergebnisse ins CAD-System übertragen. Schließlich ging es um die gesamte Innenraumrenovierung inklusive Elektroleitungen, Deckengestaltung und Bodenbelag. Da der Raum ohnehin entkernt werden sollte, konnten alle Elektroleitungen punktgenau neu verlegt werden. Zum Beispiel für die Anschlüsse der ServoDrive-Module von Grass, mit denen die Unterschrankauszüge automatisch auffahren und wieder zu. Auch die LED-Lichtbänder unter den Unter- bzw. Oberschränken haben exklusive Anschlüsse - damit kein herumhängendes Kabel den Eindruck stört.

Fest im Hohlziegel verankert
Intensiv beraten lassen hat sich Kai Messer bei der Auswahl der geeigneten Befestigungen für die wandhängenden Möbel. Jeder Schrank wird von zwei Beschlägen gehalten, jeweils mit acht Schrauben á 120 mm Länge in der Hohlziegelwand verankert. Unter dem Schrank fängt ein Winkel das Kippgewicht ab. Insgesamt beträgt die Traglast pro Beschlaggarnitur 250 Kilo. Inklusive Staugut, für das Kai Messer etwa 100 Kilo eingeplant hat. Jeder der 60 cm hohen, tiefen und breiten Schränke bringt etwas mehr als 100 Kilo auf die Waage, hinzu kommt die polierte Granitarbeitsplatte. Nachdem die Planung stand, tischlerte Messer die Möbel und ließ sie im Betrieb seines Arbeitgebers lackieren.

Wirkt wie schwebend
Das Gesamtergebnis ist nichts von der Stange. Die Möbel sind wie gewünscht wandhängend angebracht. Nur die Zeile am Fenster mit Geschirrspüler und Küchenspüle verfügt über einen schmalen Sockel. Aber auch diese Möbel wirken wie leicht über dem Boden schwebend. Bei der Geräteauswahl hat sich Kai Messer für Siemens (Kochfeld) und Miele entschieden, beim Spülcenter fiel die Wahl auf das Unterbau-Edelstahlbecken Claron und die Armatur Saga von Blanco.
Optisch auf die Granitarbeitsfläche abgestimmt - und passend zur Schwarz-Weiß-Optik – ist der Bodenbelag aus Feinsteinzeug Hochglanz poliert. Grundsätzlich würde Kai Messer seine Küche exakt wieder so planen, das sei „überhaupt keine Frage“, doch bei der Wahl des Fußbodens bleibt er ehrlich. „Der sieht super aus, macht aber Arbeit.“

Tischfuß aus Weinbergstein
Ein weiterer Hingucker ist die ebenfalls von Grund auf selbstkonzipierte und selbstgebaute Ess-Ecke. Hier hat sich Kai Messer für ein warmes Eichenholz entschieden. „Damit es nicht zu steril wird“, sagt er. Zwei Details lassen auch hier mehrmals Hinschauen. 1. Die Tischplatte thront auf einem Weinbergstein als Tischfuß. Und 2.: Die Sichtbetonplatten an der Wand. Eine moderne und gelungene Kombination.
Hinzu kommen die zwei individuell mit digitalem Fotodruck gestalteten Glas-Nischenverkleidungen. Das eine Motiv zeigt die bekannten „Drei Zinnen“ in Südtirol, das andere einen Weinberg aus der Pfälzer Heimat. Auch das kommt beim Küchegucken im Freundes- und Familienkreis richtig gut an.

Dieser Beitrag ist erschienen in KÜCHENPLANER, Ausgabe 3/4 2015.
Die gesamte Ausgabe gibt es auch als ePaper auf www.pressekatalog.de, Stichwortsuche Küchenplaner.