Weiter so
Konkret bedeutet das: 1. berbel positioniert sich weiterhin mit einem differenzierten Produktsortiment im Premiumbereich des Marktes. 2. Das Unternehmen konzentriert sich weiter auf seine Kernkompetenz im Bereich des Dunstabzugs nach oben und nach unten. 3. Alleinstellungsmerkmale wie das berbel-Prinzip und der wartungsfreie Umluft-Permalyt-Filter werden weiter forciert. 4. Bestehende Märkte werden weiter fokussiert bearbeitet.
Die Häufung des Wortes „weiter“ kommt nicht von ungefähr. Robert Brandon setzt mit klaren Aussagen auf Kontinuität und Fokussierung. Das heißt im Umkehrschluss: keine Ausweitung der Produktpalette auf zusätzliche Gerätesegmente, keine Aufweichung der Premiumstrategie und kein kurzfristiger Exportaktionismus. „Ich bin ein großer Freund davon, Dinge gut zu durchdenken“, sagt der CEO. Dass die Exportquote mit 9 % übersichtlich ist, stört ihn nicht. Natürlich soll sie wachsen, und natürlich verschließt sich das Unternehmen nicht neuen Chancen im Export, aber zunächst sollen die Potenziale in den Märkten genutzt werden, in denen das Unternehmen bereits aktiv ist. Neben dem Heimatmarkt Deutschland sind dies die Schweiz, Luxemburg, Österreich und die Niederlande.
Bis in die Haarspitzen motiviert
Kurz nach Pfingsten 2024 hatte Robert Brandon seinen ersten Arbeitstag als neuer berbel CEO. Der gebürtige Niederländer trat die Nachfolge von Dr. Patrick Jung an, der im Sommer 2023 als Interims-CEO von der Muttergesellschaft Wesco AG (Schweiz) entsandt worden war, um das Unternehmen durch eine wirtschaftlich schwierige Zeit mit überdurchschnittlichen Umsatzrückgängen zu manövrieren. Schmerzliche Einschnitte mit betriebsbedingten Kündigungen waren im vergangenen Jahr notwendig, um Erlöse und Kosten in Einklang zu bringen. Denn wie alle Hausgerätehersteller hatte auch berbel unter den Auswirkungen der Pandemie zu leiden. Die herausfordernde Dynamik ist bekannt: Lieferengpässe, Hamsterkäufe, extreme Nachfrage gefolgt von starken Einbrüchen, schlagartig nachlassende Bautätigkeit. „Dieser Ausnahmezustand hat sich normalisiert“, betont Brandon, der bei seinem Amtsantritt in Rheine auf ein „bis in die Haarspitzen motiviertes Team“ traf. „Die Leidenschaft für das Miteinander im Unternehmen und für das Thema Dunstabzug ist überall spürbar“, so der neue Chef.
Von der Heizung zur Küche
Für ihn selbst ist die Küchenbranche Neuland. Robert Brandon kommt vom Heizungshersteller Vaillant. Dort war er in den vergangenen 16 Jahren im General Management und Vertrieb sowie als Geschäftsführer der Vaillant Group Niederlande und der Vaillant Group Belgien tätig. Trotz des Themenwechsels sind ihm die Grundstrukturen vertraut: „Im Grunde ähneln sich das Heizungsgeschäft und das Küchengeschäft“, sagt der Vertriebs- und Marketingexperte. „Es handelt sich jeweils um langfristige Investitionsgüter, die von den Kunden im Rahmen von Neubauten oder zyklisch gekauft werden. Und in beiden Märkten braucht man vertrauensvolle Kontakte zu den Partnern im Handel.“ Bei Vaillant sind das die Installateure, bei berbel die Geschäftsführer, Verkäufer und Monteure im Fachhandel. An dieser Stelle des Gesprächs betont Brandon ein weiteres „Weiter so“. „Der Fachhandel ist und bleibt unser erster und wichtigster Partner“.
Schulungen für Verkäufer
Dass dieses Bekenntnis mehr ist als eine schnell dahingesagte Absichtserklärung, zeigen auch die umfangreichen Aktivitäten der berbel Akademie. Unter der Leitung von Daniel Bischoff (zusammen mit Patrick Bauschulte) können Verkäuferinnen und Verkäufer aus dem Küchenfachhandel sowie Monteure ein umfangreiches Schulungsangebot rund um den Dunstabzug nutzen. Dazu gehören auch Kompetenzthemen wie „Brandschutz in der Küche“. Diese Verkaufs-, Produkt- und Montageschulungen werden an den beiden Standorten Rheine und Laichingen als Präsenzveranstaltungen sowie digital als Webinar durchgeführt. Dafür hat das Unternehmen in Rheine eigens ein technisch hochwertig ausgestattetes Studio eingerichtet, aus dem Akademieleiter Daniel Bischoff regelmäßig auf Sendung geht. Ein weiteres Serviceangebot für den Fachhandel ist der „Showtruck“, den Händler vor Ort nutzen können. Ob stationär, digital oder mobil: Mit dem breit gefächerten Schulungsprogramm will berbel sowohl erfahrene Fachhändler als auch Quereinsteiger in die Branche ansprechen.
Differenziert, aber immer Premium
Die Konzentration auf den Premiummarkt ist angesichts des starken Wettbewerbs kein Selbstläufer. Das weiß auch Robert Brandon. Dennoch sind alle Produktlösungen des Unternehmens in diesem Segment angesiedelt. Allerdings mit Differenzierungen in der Modellpolitik, die innerhalb der definierten Strategie Flexibilität erlaubt, wie Vertriebsleiter Matthias Pieper erläutert. So gibt es in den Modelllinien jeweils ein Basismodell und ein Spitzenprodukt. Bei der Lift-Inselhaube „Skyline“ (mit insgesamt sieben Modelltypen) reicht die Bandbreite von „Skyline Base“ bis „Skyline Play“, beim Kochfeldabzug „Downline“ (mit drei Modelltypen) von „Downline Compact“ bis „Downline Infinity“ und bei der Kopffrei-Wandhaube „Ergoline“ von „Ergoline Base“ bis schlicht „Ergoline“. „Auch die Basismodelle sind immer typisch berbel mit allen bekannten Qualitäten“, betont der Geschäftsführer. Wobei für ihn die höhenverstellbare Lifthaube „Skyline“ ein Premium-Imageträger ist und der „Stern am berbel-Himmel“ und Modelle wie „Ergoline“ das starke Brot-und-Butter-Geschäft, in das gleichfalls viel Herzblut und Entwicklungsarbeit fließt. So ist die „Ergoline“ nach wie vor das umsatzstärkste Produkt im Sortiment, das aktuell insgesamt acht Modellreihen mit 27 Modellvarianten für Wand-, Insel- und Einbau umfasst.
Ausblick auf die area30
Ob Kochdünste nach oben oder nach unten abgesaugt werden: Als Spezialist für den Dunstabzug kennt sich berbel mit beiden Strömungsrichtungen aus und investiert kontinuierlich in die Entwicklung und Optimierung adäquater Modelle. Die seit einigen Jahren starke Nachfrage nach Kochfeldabzügen beantwortet der Hersteller wie erwähnt mit den differenzierten Modellvarianten der „Downline-Familie“. Für diese wird es auf der area30 im September weitere Neuheiten geben. Die Verantwortlichen in Rheine sehen den Dunstabzug nach oben aber für die grundsätzlich effektivere Variante. „Das ist unser Fokus“, sagt Robert Brandon und ergänzt: „Der Muldenlüfter ist für einige Einsatzgebiete eine hervorragende Lösung, aber er ist sicher nicht das Ende des Dunstabzugs.“
Dirk Biermann
Entwicklung auf kurzen Wegen
Beim Redaktionsbesuch in Rheine bot sich auch die Gelegenheit, das vor rund zwei Jahren neu eröffnete Entwicklungszentrum von berbel zu besichtigen. Auf einer Fläche von rund 2.000 Quadratmetern sind in diesem Gebäude alle Abteilungen untergebracht, die an der Entwicklung neuer Lösungen für den effizienten Dunstabzug beteiligt sind. Im Wesentlichen sind dies die Entwicklungsteams für Mechanik und Elektronik, aber auch Produktmanagement, Marketing und Patentwesen. „Das führt zu kurzen Wegen und einem direkten, fruchtbaren Austausch“, sagt Stephan Robusch, Technischer Leiter und Mitglied der Geschäftsleitung (mit Prokura). Bemerkenswert ist die Tiefe der Entwicklungsarbeit, die berbel im eigenen Haus leistet. Das beginnt beim Werkzeugbau für die Gehäuse der Prototypen, geht über die Entwicklung von elektronischen Steuerungen und Bedientechnologien (inklusive Apps) bis hin zu aufwendigen Prüfverfahren und Dauertests rund um die Aspekte Materialqualität, Volumenströme, Geruchsbindung, Fettabscheidung, Energieeffizienz und Beleuchtung. Lediglich die akustischen Messungen finden extern statt. Besser gesagt „halb extern“: im spezialisierten Akustiklabor der Muttergesellschaft Wesco AG in der Schweiz. (dib)