20.10.2020

Von „kuechenherbst.online“ über „Innovations Tour“ bis „on.franke“: Ich bin beeindruckt, in welch kurzer Zeit zur Küchenmeile 2020 virtuelle Messepräsentationen realisiert wurden. Und wie professionell. Und doch ist nicht jede technische Möglichkeit sinnvoll, meint der Autor.

Dirk Biermann. Foto: Ostermann

Manche Umsetzungen trafen exakt den Nerv. Gut haben mir kurze Live-Veranstaltungen wie die von Miele und Blanco gefallen, ebenso Angebote mit hinterlegten Videos, in denen Menschen mir etwas erläutern. Wobei für mich gilt: Je prägnanter, desto besser. Denn das Angebot an digitalen Inhalten ist groß und die Geduld im Netz ein knappes Gut.

Auf den Prüfstand der Sinnhaftigkeit
Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass die Lernphase in Sachen Digitalmesse in der Industrie gerade erst beginnt. Vor allem müssen sich die technischen Möglichkeiten auf dem Prüfstand der kommunikativen Sinnhaftigkeit beweisen. Manche Schaltungen hakelten wahrnehmbar, andere krankten schlicht an viel zu vielen Informationen. Es ist wenig hilfreich, den Besuchern eines Messeportals das gesamte 1&1 des Unternehmens anzubieten. Dafür ist eine Unternehmenswebsite geeigneter, auf die gerne verwiesen werden darf. Auf der Seite eines Messeportals erwarte ich kurz und knackig, was es Wichtiges oder Neues gibt und eine kurze Erläuterung, warum dies so bedeutsam ist. Sonst klicke ich weiter.

Orientierung gesucht
Das unglücklichste Angebot ist für mich ein unbegleiteter 360°-Rundgang durch eine weitverzweigte Ausstellung. Das macht auf den ersten Metern Eindruck. Wegen der faszinierenden technischen Möglichkeiten. Auf Strecke kann dieser Effekt jedoch verpuffen. Denn die Computermaus neigt dazu, getrieben vom umfangreichen Angebot gar zu hurtig und etwas orientierungslos durch die Kojen zu huschen. Manche Neuheit bleibt dabei links des Weges liegen. Anfangs wird noch jeder Button neugierig erforscht, aber das Interesse daran erlahmt. Vor allem, wenn es zu viele davon gibt.
Oder wenn die Technik so sensibel reagiert, dass die Perspektive ungewollt Richtung Hallendecke taumelt, dort hängen bleibt und der Kontakt zur empfohlenen Streckenführung verloren geht. Wer solche Erfahrungen einmal gemacht hat, wird sich künftig nicht mehr unvoreingenommen und mit Vorfreude auf diese Touren einlassen.

Ausgewählte Inhalte
Besser für jeden digitalen Messeauftritt sind meiner Meinung nach klare Strukturen, ausgewählte Inhalte, nicht zu viele Buttons zum Draufklicken, kurze Informationen in Bild und Text – und dazu ein ebenfalls kurzes Video mit prägnanten Erläuterungen. Dann sehen wir uns auch im Netz gerne wieder.

Dirk Biermann
Chefredakteur KÜCHENPLANER online/offline

Was meinen Sie? Wie sind ihre Erfahrungen mit den ersten digitalen Messeangeboten? Was hat Ihnen gefallen? Haben Sie Anregungen? Gern berichte ich darüber. Schreiben Sie mir. Ihre Post erreicht mich per E-Mail unter:

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