19.06.2024

Auch der erfolgsverwöhnte Küchenring musste im Geschäftsjahr 2023 ein Minus hinnehmen. Der zentralregulierte Einkaufsumsatz ging um 13,2 Prozent zurück. Umso wichtiger sind zukunftsfähige Konzepte. Ein wichtiger Baustein ist das neu vorgestellte Marketingportal. 

Jürgen Feldmann, Geschäftsführer: „Wir wollen den Prozess für Sie vereinfachen.“ Foto: Biermann

Michael Kramp, Vorsitzender des Beirats: „Wir konzentrieren uns weiter auf eine klare und schlanke Kostenstruktur.“ Foto: Biermann

Marko Steinmeier, Geschäftsführer: „Es wird nicht so schön die nächsten ein, zwei Jahre, die Küche bleibt aber attraktiv.“ Foto: Biermann

Die prämierten Küchenspezialisten des Jahres. Foto: Biermann

Tanz inklusive: Abendunterhaltung im Bootshaus. Foto: Biermann

Was die Lage aus Sicht des Küchenrings gerade so zäh macht.

Den Kopf in den Sand zu stecken und darauf zu warten, dass sich die Lage von selbst bessert, war noch nie die Strategie des Küchenrings. Panischer Aktionismus aber auch nicht. Und so passte das maritime Ambiente von Warnemünde an der Ostsee, dem Tagungsort der Jahreshauptversammlung 2024, perfekt zum gelassenen Auftritt der Führungsmannschaft der Verbundgruppe. Gelassen, aber nicht abwartend. Und schon gar nicht blauäugig. „Wir müssen was tun“, schwor Geschäftsführer Jürgen Feldmann die Gesellschafter im Tagungsraum des Hotels Hohe Düne ein und lenkte den Blick auf neu entwickelte Marketingdienstleistungen, die den Gesellschaftern künftig bei der Kundenakquise und in der Betriebsorganisation zur Verfügung stehen.

Kampagnen einfach planen
Kernstück der neuen Angebote ist ein Marketingportal, das Jürgen Feldmann gemeinsam mit Marketingleiterin Theresa Bois in Warnemünde vorstellte. Damit bietet die Verbundgruppe ihren Gesellschaftern die Möglichkeit, 360°-Marketingmaßnahmen über eine zentrale webbasierte Plattform zu steuern. Anzeigen für den Print- und Onlinebereich können hier auf Basis umfangreich aufbereiteter Vorlagen individualisiert und über integrierte Schnittstellen zu Verlagen, Online-Anwendungen und Druckereien direkt ausgesteuert werden. Was bisher eine eigene Marketingabteilung oder eine externe Agentur erforderte, kann nun mit wenig Aufwand selbst erstellt werden. „Wir wollen den Prozess für Sie vereinfachen“, erklärt Jürgen Feldmann.
Der Zugang zum Marketingportal ist für jeden Gesellschafter kostenlos, nur für gebuchte Leistungen fallen entsprechende Kosten an. Auf der Plattform können Kampagnen auf allen Kanälen vorbereitet, erstellt und gebucht werden. Online wie offline, von der klassischen Zeitungsanzeige bis zum Social Media Post, vom Großflächenplakat bis zur Fahrzeugbeschriftung.
Gut ein Jahr wurde hinter den Kulissen an dem neuen Portal gearbeitet. Aber nicht im Elfenbeinturm, wie der Geschäftsführer betonte. Bevor auf der Jahreshauptversammlung der offizielle Countdown für das Projekt gestartet wurde, gab es eine Testphase mit fünf Küchenhändlern. Dabei wurden alle Funktionen auf ihre Praxistauglichkeit getestet. In den kommenden Monaten wird das Angebot weiter mit Inhalten gefüllt. „Damit wird es noch individueller“, kündigte Theresa Bois an.

Rundum-sorglos-Paket fürs Social Web
Weitere Unterstützung erhalten Küchenring-Händler künftig auch beim Handling ihrer Social-Media-Kanäle. Neben den bereits seit einiger Zeit etablierten Anwendungen „Follow Me Basic“ und „Follow Me Pro“ ergänzt „Follow Me Smart“ das Serviceangebot. Als Rundum-Sorglos-Paket für Facebook und Instagram. Dazu wird ein monatlicher Redaktionsplan mit passenden Beiträgen unter Berücksichtigung der angegebenen Lieferanten erstellt und online gestellt. Auf Wunsch wird auch die Ersteinrichtung der Accounts organisiert.

Modernes Intranet
Eine weitere digitale Neuerung kündigte Jürgen Feldmann für den Sommer 2024 an. Dann soll die neue Plattform „mein.kuechenring.de“ online gehen. Sie löst das bisherige Intranet der Verbundgruppe ab. Jürgen Feldmann: „Diese Plattform vereinfacht die Administration und ermöglicht einen zentralen Zugriff auf viele wichtige Übersichten, Dokumente und Transaktionen.“ Die Benutzeroberfläche sei wie eine Website gestaltet und ähnlich intuitiv zu bedienen. In einem persönlichen Bereich können die Gesellschafter Verträge, Bonusabrechnungen und Abschlagszahlungen einsehen. Die neue Plattform ermöglicht auch den Zugriff auf alle Informationen der Lieferanten. Von den Kontaktdaten der jeweiligen Ansprechpartner über Sonderkonditionen bis hin zu Sortimenten und Verkaufshandbüchern ist alles zentral und übersichtlich gebündelt.

Geringe Kosten, beste Konditionen
Trotz der neuen Dienstleistungen wird der Küchenring weiterhin auf eine klare und schlanke Kostenstruktur setzen. Das unterstrich der Beiratsvorsitzende Michael Kramp. „Wir prüfen genau, was eine neue Dienstleistung kostet“, betonte Kramp. Wenn nur ein Teil der Gesellschafter davon profitiere, werde sie nur gegen Gebühr angeboten. Denn nach eingehender Beratung habe der Beirat die bewährte Küchenring-Strategie bestätigt: „Wir wollen weiterhin die Verbundgruppe mit der besten Kostenquote und den besten Konditionen sein – und das mit größtmöglicher Transparenz.“ Was mit Blick auf die Ausschüttungen auch gelingt. Insgesamt wurden für das vergangene Jahr 81,483 Millionen Euro ausgeschüttet. Das ist zwar deutlich weniger als im Vorjahr (90,070 Mio. Euro), aber die durchschnittliche Ausschüttungsquote stieg auf den Rekordwert von 16,01 Prozent.

Umsatz wie im Jahr 2020
Maximale Transparenz wie bei keinem anderen Verband bietet der Küchenring traditionell auch bei der Präsentation seiner Geschäftszahlen. Diese stellte Geschäftsführer Marko Steinmeier den Gesellschaftern vor. Unter dem Strich meldet die Verbundgruppe einen Rückgang des zentralregulierten Brutto-Einkaufsumsatzes um 13,2% auf 604 Mio. Euro. Das sind 90 Mio. Euro weniger als im Corona-Boomjahr 2022 (694 Mio. Euro) und etwa so viel wie im Jahr 2020 (602 Mio. Euro). In der langfristigen Betrachtung wird der kontinuierliche Erfolg der Gruppe deutlich. Im Jahr 2013 lag der Einkaufsumsatz noch bei 358 Mio. Euro.
Analog zu den Rückgängen bei Der Küchenring ging auch der Küchenumsatz im Einkaufsverbund mit KüchenTreff und der Schwesterorganisation Alliance zurück. Konkret um 15,4% auf 1,158 Mrd. Euro. „Damit sind wir aber immer noch die Nummer 1 im Kücheneinkauf“, unterstrich Marko Steinmeier die Marktbedeutung.

Reger Zulauf
Positiv für den Verband entwickelte sich die Zahl der Mitglieder. Jürgen Feldmann: „Wir haben regen Zulauf.“ Aktuell (Berichtsjahr 2023) zählt die Gemeinschaft 723 Gesellschafter. Nach 667 Gesellschafter im Jahr 2022. Zehn Jahre zuvor waren es noch 475. Von den aktuell 723 Gesellschaftern kommen knapp 80 aus Österreich. Dort ist Der Küchenring mit einer eigenen Ländergesellschaft vertreten. Geleitet wird diese von Bernhard Achleitner. Im Beirat und in der Geschäftsführung wurde intensiv diskutiert, ob es ratsam sei, eine weitere Landesgesellschaft in Spanien zu gründen. Dies wurde laut Michael Kramp aber aus Kostengründen verworfen. Ein wesentlicher Grund: Die Anfangsinvestitionen wären zulasten der Gesellschafter in Deutschland und Österreich gegangen. Der Zeitpunkt der Amortisation bliebe angesichts der angespannten Marktlage aber ungewiss.

Blick auf die Lieferanten
Die größten Küchenring-Lieferanten im Bereich Küchenmöbel sind Häcker, gefolgt von Schüller, Baumann Group, Nobilia, Nolte, Ballerina und LEICHT. Bei den Geräten sind es Miele, Siemens, Bosch, Constructa/Neff, berbel, AEG/Zanussi und Liebherr. Bei den Spülen mit großem Abstand Blanco vor Franke, systemceram, Schock und Villeroy & Boch. Beim Zubehör sind es Naber, Strasser Steine, Lechner, Templer und Systemo. Alle Anbieter mussten im vergangenen Jahr Umsatzeinbußen in der Küchenring-Statistik hinnehmen. Besonders dramatisch war die Entwicklung bei den Elektrogeräten. Lediglich ein Unternehmen konnte mit den Küchenring-Händlern mehr umsetzen als im Vorjahr: Ballerina-Küchen mit einem Plus von 3,5%.

Die Planungen des Jahres
Rund 60 Planungsfachleute von Der Küchenring aus Deutschland und Österreich beteiligten am Wettbewerb „Küchenspezialist des Jahres“. Sieger wurden in drei Kategorien gekürt. Zu gewinnen gab es umfangreiches Marketingmaterial und je einen 250-Euro-Gutschein von Jochen Schweizer. Das sind die Gewinner:

  • bis 12 m2 Raumgröße: Thomas Ott, Ulm
  • bis 20 m2: Julia Krumme, Stadtlohn
  • bis 20 m2: Otto Lehr, Horn (Österreich)
  • ab 20 m2: Torsten Kölzow, Dessau-Roßlau

Nicht prickelnd, aber auch nicht aussichtslos
Die Einschätzung des Geschäftsführers Marko Steinmeier zur aktuellen Situation und zur möglichen mittelfristigen Entwicklung lautet: „Die Lage ist nicht so prickelnd und wird in den nächsten ein bis zwei Jahren auch nicht besser. Dafür ist der für den Küchenabsatz so wichtige Wohnungsbau zu schwach. Aber der Megatrend Homing ist nach wie vor da und die Küche bleibt attraktiv“. Geschäftsführer Jürgen Friedmann wird an dieser Stelle vielleicht in Gedanken ergänzt haben: „Aber man muss etwas dafür tun“.
Dirk Biermann


Erschienen ist dieser Beitrag in KÜCHENPLANER 5/6 2024. Abonnieren Sie unseren kostenfreien Newsletter und lesen Sie die jeweils aktuelle Ausgabe als E-Paper. www.kuechenplaner-magazin.de/newsletter/anmeldung/anmeldeformular/