18.07.2019

Haubentrends 2019: Ab in die Platte

Die Trends im Markt für Dunstabzugshauben zeigen derzeit eine Verschiebung der Technik in die Arbeitsplatte. Sprich: Muldenlüfter, die Kombination von Kochfeld und Dunstabzug, oder andere Downdraft-Systeme begeistern immer mehr Planer und Kunden. Allerdings sind dem Abzug der Kochwrasen nach unten physikalische Grenzen gesetzt. Das dokumentiert eine aktuelle Studie.

Die Kombination von Kochfeld und Dunstabzug wird immer beliebter und sorgt auch dafür, dass die Durchschnittserlöse pro Küche im Premiumsegment des Marktes weiter steigen. Abgebildet ist hier das Modell „­Mythos2gether“ von Franke. Foto: Franke

Kochwrasen sollten nie direkt in den Küchen­schrank gepustet, sondern stets über ein Luftkanalsystem abgeleitet werden. Sonst drohen Schimmelschäden. Foto: Naber

Laut Naber-Studie ist die Wandhaube mit schräggestellter Haubenfront (hier: „Ergoline 2“ von berbel) die effizienteste Art der Wrasenerfassung. Foto: berbel

Marktzahlen zu den Entwicklungen im Segment des Dunstabzugs sind stets unter Vorbehalt zu betrachten. Denn je nach Quelle der Statistik stellt sich die Frage nach der Vollständigkeit. Von wem stammt die Statistik, wer hat seine Zahlen dafür gemeldet, wer nicht? Dennoch gehen verschiedene Branchenexperten davon aus, dass 2018 in Deutschland etwa 130.000 Kochfeldabzüge verbaut worden sind. Ein Jahr zuvor waren es geschätzt „etwas weniger als 100.000“. Das entspräche einer Steigerung von mehr als 30%. Ein echter Karrieresprung. Betrachtet man den Erfolg des Abzugs nach unten aus Sicht des Kochfelds lässt sich sogar feststellen: Rund ein Viertel aller Kochfeldumsätze in Deutschland werden inzwischen mit der Kochfeld-Hauben-Kombination generiert. Diese Zahl teilte Monika Sedlmaier im Rahmen der AMK-Wirtschaftspressekonferenz Mitte Mai in Köln mit.
Dennoch: Trotz dieser beachtlichen Wachstumszahlen für Kochfeldabzüge ist die Zahl der herkömmlichen Modelle für Wand, Schrank und Decke natürlich noch deutlich umfangreicher. Rund 1,25 Mio. dieser Dunstabzüge sollen im Jahr 2018 in Deutschland verkauft worden sein, wobei Vertikalhauben (Kopffrei-Hauben) sowie integrierbare Einbauhauben und „unsichtbare“ Lüfterbausteine zuletzt weiter an Bedeutung zulegen konnten. Auf Kosten der klassischen T-Haube für die Wand sowie der Inselhaube mit Kamin.

Schimmel vermeiden
Ein derzeit (wieder einmal) heiß diskutiertes Thema sind mögliche Feuchteschäden und Schimmelbildung – hervorgerufen durch einen fehlenden bzw. ungenügend konzipierten oder fehlerhaft montierten Dunstabzug. Dazu hat das Unternehmen Naber eine umfangreiche Studie in Auftrag gegeben und jetzt veröffentlicht. Einer der durchaus brisanten Ergebnisse lautet: „Systeme, die den Wrasen nach unten absaugen, benötigen deutlich höhere Luftleistungen als andere Bauarten.“ Zudem sei in den Messungen zu beobachten gewesen, dass Kochfeldabsaugungen bei hohen Töpfen den Kochdunst auch bei höchster Leistung nicht vollständig erfassen. Überschrieben hat Naber die Studienergebnisse mit dem griffigen Titel „Physik kann man nicht ändern – Bedingungen schon. Neue Fakten zum Thema Dunstabzug in der Küche.“ Durchgeführt wurde diese Studie vom Institut für Holztechnologie und dem Institut für Technische Gebäudeausrüstung, beide in Dresden, sowie dem Passivhaus Institut (Projektleitung). Als Technikpartner beteiligt waren der Küchen­zu­be­hör­her­steller Naber GmbH sowie Anbieter von Dunstabzugssystemen und ein Küchenmöbelhersteller. Gefördert wurde die Arbeit vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, welches zum Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung gehört. Hier einige ausgewählte Details, wie sie die Studie transportiert.

Am besten an die Wand
Um Gerüche, Fett und Feuchte, die beim Kochen entstehen, möglichst vollständig abzuführen, ist der Luftvolumenstrom, also die Menge der erfassten Raumluft ausschlaggebend für die Reinigungsleistung. „Diese Luftmenge hängt nicht ausschließlich von der elek­trischen Leistung des Dunstabzugs ab, sondern stark von seiner Position und Bauart“, betonen die Experten. So zeigen demnach an der Wand montierte Dunstabzugshauben in richtigem Abstand über dem Kochfeld die beste Leistung. Kopffreihauben und freihängende Inselhauben erfassen den Kochwrasen weniger stabil. Kochfeldabsaugungen, also Muldenlüfter oder Downdraft-Systeme, die den Wrasen nach unten absaugen, schneiden bei diesem Vergleich eher unterdurchschnittlich ab. Grundsätzlich bräuchte diese Technologie eine „deutlich höhere Luftleistungen“ als andere Bauarten. Zudem sei in den Messungen wie bereits erwähnt zu beobachten gewesen, dass Kochfeldabsaugungen gewisse Effizienzgrenzen zu haben scheinen. Bei hohen Töpfen soll der Kochdunst trotz höchster Leis­tung nicht vollständig erfasst worden sein.

Planung von Abluft- und Umluftsystemen
Aus der Studie entstanden ist ein ausführlicher Leitfaden für die Planung und Umsetzung Dunstabzugs­sys­temen in der Küche. Dieser Leitfaden enthält wichtige Grundlagen als Entscheidungshilfe für ein Abluft- oder ein Umluftsystem. Da bei Umluft keine Feuchtelasten abgeführt werden, der beim Kochen entstehende Wasserdampf also in der Wohnung verbleibt, empfehlen die Autoren die Kombination mit einer ausreichend dimensionierten Wohnungslüftungsanlage oder das zusätzliche Lüften über die Fenster.
Fakt sei aber auch: Die Filter eines Umluftsystems erhöhen den Druckverlust. Dadurch sind für die gleiche Erfassungsleistung höhere Luftleistungen notwendig, was in der Regel zu höheren Betriebsgeräuschen führt. Um vor allem den für die Geruchsminderung zuständigen Aktivkohlefilter zu trocken, benötigen Umluftsysteme zudem eine längere Nachlaufzeit.

Nicht einfach in den Sockel leiten
Die bei Kochfeldabsaugungen häufig realisierte Abführung des Wrasens in den Sockelbereich des Küchenschranks wird ausdrücklich nicht empfohlen. Sonst drohen Feuchte- und Schimmelschäden. Die Alternative seien Luftkanalsysteme, die die gefilterte Luft aus dem Sockelbereich herausführen. Möglich ist natürlich auch ein Abluftsystem. Für Abluftsysteme empfehlen die Autoren luftdicht abschließende Mauerkästen. Zudem gibt der Leitfaden Hinweise für die Dimensionierung der notwendigen Frischluftnachströmung.

Nicht an die Wohnraumlüftung anschließen
Energieeffiziente Gebäude werden regelmäßig mit Anlagen zur Wohnungslüftung ausgestattet. Hierzu gibt der Leitfaden ebenfalls konkrete Hinweise. So gibt es baurechtlich keine technischen Vorgaben, sowohl Abluft- wie Umluftsysteme können eingesetzt werden. Eine Einbindung des Dunstabzugssystems in die Wohnungslüftung wird aus Gründen des Brandschutzes, der Hygiene sowie der lüftungstechnischen Auslegung von den Autoren nicht empfohlen.

Dunstabzug in Passivhäusern
Der Leitfaden enthält auch detaillierte Hinweise für die Installation von Dunstabzugssystemen in Effizienzhäusern. Lediglich für die höchsten Standards (Passivhäuser und Effizienzhaus 40) wird vor allem bei kleinen Räumen die Umlufttechnik empfohlen. Im Bestand oder bei Neubauten nach Energieeinsparverordnung und einem Effizienzhaus 55 haben Planer und Käufer die Wahl.

Gefährliche Rauchgase ausschließen
Soll ein Kaminofen oder eine andere offene Feuerstelle gemeinsam mit einem Dunstabzug betrieben werden, empfehlen die Autoren generell raumluftunabhängig zugelassene Feuerstellen. Bei Abluftsystemen sind Fensterkontaktschalter oder automatische Zuluftkästen notwendig, um eine Gefährdung durch kritische Unterdrücke und Rauchgase auszuschließen.

Kostenfrei erhältlich
Der von Naber erbeitete Leitfaden, der die zahlreichen Detailinformationen aus der Studie anschaulich zusammenfasst, kann kostenlos heruntergeladen werden. Und zwar unter der Adresse: compair-flow.com.

Für die Kundenberatung
Und noch ein Dowload-Tipp: Die Initiative HAUSGERÄTE+ stellt in ihrer aktuellen Checkliste „Dunstabzugshauben“ hilfreiche Tipps für die Kaufentscheidung bereit. Sie kann unter www.hausgeraete-plus.de ebnefalls kostenlos heruntergeladen werden.
Dirk Biermann