Besonderes hebt ab
Der Trend zur noch intensiveren Individualisierung von Wohnwelten dokumentiert sich bei den Arbeitsplatten durch neue Farben, neue Dekore und insbesondere Oberflächen-Strukturen. Ein Großteil der Neuerungen bewegt sich dabei Richtung Natur: Weiche Nuancen aus dem Spektrum der Erd- und Schlammtöne bedienen das zunehmende Interesse an Wohnambiente in geschlossenen Küchen und der Einbindung der Küche in offene Raumkonzepte. Andere Erweiterungen des Farbspektrums fügen bei Schichtstoff und Quarzwerkstoff metallische Schimmer-, Glitzer- und Glanzeffekte in kühlen wie warmen Ausdrucksformen ein. Marmorierte und fein verzweigte, organisch fließende Dekore ergänzen die Palette. Im Vordergrund stehen Grau- und Beige-Schattierungen, sanft-verwischtes Braun – vorwiegend mit Touch ins warme Farbenspiel der Natur. Mit dem Namen „Herbstlaub“ ist eines der Quarzstein-Dekore von AKP getauft.
Fühlbare Strukturen
Analog zu sehen ist der Zuwachs an strukturierten Dekoren, mit denen bei Schichtstoff Naturstein-Oberflächen und fühlbare Holzmaserungen nachgebildet werden. Im Segment Quarzwerkstoff ergänzen täuschend echt wirkende Stein-Dekore die Gestaltungspalette. Im Zusammenhang explizit erwähnt: Die holz- und steinartigen Oberflächen sind unter anderem dann ein Thema, wenn eine kostengünstige Alternative zum natürlichen Rohstoff gefragt ist. Sowohl bei Naturstein als auch bei Quarzwerkstoff sind antike, raue Oberflächen im Kommen.
Gläserne Ansichten
Das Premium-Produkt Glas-Arbeitsplatten wird Thema bleiben, erwartet werden Zuwächse. „Wir bewegen uns nicht mehr in der ganz kleinen Nische“, kommentiert Heiko Gütschel von Sprinz. Eine Neuheit bei Magna Westfalia ist Plattenmaterial aus recyceltem, eingeschmolzenem Flaschenmaterial. Damit fließt der Begriff Nachhaltigkeit auch beim Werkstoff Glas in die Arbeitsplatten-Argumentation ein, vergleichbar mit der Eco-Linie von Cosentino aus dem Vorjahr. „Marmorglas“ hatte bei AKP Premiere: Kein Glas, sondern reinweißer Quarzwerkstoff mit einer Glasschmelze zur Oberflächen-Veredelung, die besonderen Glanz und eine edle Optik hervorruft.
Bebilderte Rücksichten
Vermehrt ins Blickfeld rücken Nischen-Verkleidungen mit Digitaldruck-Motiven, die material- und dekorgleich an die Arbeitsfläche angepasst oder kontrastiv eingesetzt werden können. Originalgetreue Motive von der Flaschenbatterie bis zum Frosch am Grashalm nehmen zu, weiterhin behaupten sich grafische sowie frei gestaltete Dekore, und schließlich stehen vielfältige Stein- und Holzdekore neu zur Verfügung. Die schicke Rückwandgestaltung ist Trend.
Reinweißer Quarzsand plus Glas als Finish: Die Neuheit „Marmorglas“ von AKP bei ihrem glanzvollen Focus-Auftritt.
Ansehnliche Konzepte
Die Küche als Lebensraum erschließen: Von Quirrenbach festgemacht wird diese Entwicklung an einer gestiegenen Nachfrage zu Gesamtkonzepten, die neben der Arbeitsplatte Boden- und Wandbeläge aus Grauwacke einschließen. Sprinz dokumentierte seine Glas-Kompetenz auf dem Wohnsektor über Arbeitsplatten und Fronten hinaus mit Schiebetür-Systemen für die Küche und im Digitaldruckverfahren gefertigten Heizkörper-Verkleidungen, die Dekore erhältlich auch für Nischenrückwände. Stone.de, vom Ursprung her Anbieter von Bodenplatten, stellte in Zusammenarbeit mit Schock eine farblich treffsicher gestaltete Einheit aus Arbeitsplatte mit eingebauter Spüle vor – Basis für harmonische Gestaltungen von Bodenbelag und Arbeitsebene. Als Studie in Naturstein brachte AKP die Idee Arbeitsplatte und aufgesetzter Spülen-Trog aus identischem Material zur Messe mit.
Zwei Blickwinkel zum Schluss
Gezeigt wurden während der Messeveranstaltung exquisite Materialien und Material-Varianten, jeweils ausgestattet mit den relevanten Arbeitsplatten-Eigenschaften. Die Verbraucher wollen eine leistungsfähige Arbeitsplatte, und sie wollen ihrer Küche mithilfe der Arbeitsplatte eine eigene Identität verleihen. „Beim Küchenkauf gewinnt die Arbeitsplatte an Bedeutung, sie wird nicht mehr als ‚Randprodukt’ gewertet“, so Stone.de-Geschäftsführer Heribert Flecke. Beides, Funktionalität und Emotionalität, beinhalten auch die Neuheiten. Diese wurden konsequent unter den Aspekten Hochwertigkeit und Wohnqualität entwickelt, inklusive neuer Farbigkeiten und taktiler Eigenschaften. „Auch der Händler“, so Thilo Koitsch von AKP, „sucht nach besonderen Materialien. Wir als Arbeitsplatten-Anbieter müssen uns auf Besonderes konzentrieren“. Solche Besonderheiten waren zu sehen. Sowohl der Handel als auch der Verbraucher hat zahlreiche Möglichkeiten, die Küche ästhetisch aufzuwerten; im Handel mit dem Zusatznutzen, sich abzuheben gegenüber dem Wettbewerb.
Nun könnte man annehmen, die Nachfrage sei als Auslöser für die innovativen Messe-Produkte verantwortlich. Verkaufstrends im Arbeitsplatten-Sektor sind Weiß, Schwarz, Grau. Oder Kombinationen daraus. Heike Jost konnte berichten, dass beim Begutachten der naturentlehnten, warmen Lechner-Keramikfarben auch die Nachfrage nach einem kalten Weißton zu verzeichnen war. Vielleicht bringt die LivingKitchen weiteren Aufschluss und erste Ergebnisse zur realen Akzeptanz der neuen Wohnkultur. (hb)
Gemeinschaftliches Projekt
Eine flächendeckende Arbeitsplatten-Kompetenz war während der ostwestfälischen Hausmessen auszumachen: Am zentralen Stammplatz im Forum 26 stellte Lechner die neue Kollektion „Ceramic by Lechner“ vor. Das niederländische Unternehmen Erbi war unter anderem mit aktuellen Natur-Dekoren im house4kitchen vertreten, darunter Echtstein-Nachbildungen von CaesarStone. Aus dem Bergischen Land war der Natursteinproduzent und -verarbeiter Quirrenbach Grauwacke nach Gut Böckel angereist – jedes Anschauungs-Objekt bis hin zu den Kanten eine Einladung zum Anfassen. Highlight darunter ein Koch- und Spülen-Modul, ein zur Messe kurz entschlossen zusammen mit den Standnachbarn Schulte Design (Möbelmanufaktur) und Jaksch (Hausgeräte) entworfenes und gebautes Gemeinschaftsobjekt: Ausdrucksstarke Hochwert-Antwort auf Anfragen an den Handel nach individuellen Gestaltungslösungen.
Spontanes Teamwork-Ergebnis und ihre Macher (Foto von links): Franz-Josef Schulte (Schulte Design), Sandra Kramhöller (Jaksch) und Hans Georg Meier (Quirrenbach) mit ihrem Funktionsmodul.
Zur Focus Küche & Bad waren in diesem Jahr weniger Arbeitsplatten-Anbieter vertreten als 2009. Mit AKP, Hündling Plattentechnik, Magna Westfalia inklusive Kooperationspartner Compac am selben Stand, Naturstein Strickmann in Kooperation mit Dunstabzugshauben-Anbieter Berbel, Sprinz und Stone.de hatten sich sechs Unternehmen zum Messeauftritt entschlossen, die zuvor schon präsent waren; fünf davon auch im Vorjahr, Glashersteller Sprinz hatte ein Jahr pausiert. Neu hinzu kam der Naturstein- und CaesarStone-Importeur Rossittis. Das Großhandels-Unternehmen fungierte als Schirmherr für 60 Partnerfirmen aus der Natursteinverarbeitung, die mit ihrem Gemeinschaftsstand ein interessantes Marketingkonzept präsentierten: ein bundesweites Netzwerk, über das der Küchenfachhandel in regionaler Nähe qualitativ hochwertige und hochwertig verarbeitete Naturstein- bzw. Quarzwerkstoff-Produkte für das Premiumsegment beziehen kann.
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