Lebendige Akzente schaffen
In Österreich haben Natursteinplatten für die Küche häufig einen Namen: Strasser. Und das sogar per Markenemblem an der Kante dokumentiert. „Rund 70 Prozent aller Steinarbeitsflächen kommen von uns“, schätzt Johannes Artmayr, Inhaber und Geschäftsführer der Strasser Steine GmbH. Diese führende Marktstellung soll weiter ausgebaut werden. Im Heimatmarkt Österreich natürlich, ebenso in Zentraleuropa und damit auch in Deutschland. Dort ist Strasser zwar schon seit einigen Jahren bei ausgewählten süddeutschen Studios und Küchenhäusern im Programm, doch waren der Expansion bislang natürliche Grenzen gesetzt. Die Kapazitäten waren schlicht erschöpft – trotz Drei-Schicht-Betriebs.
Inzwischen hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Mitte April weihte das Unternehmen seinen rundum modernisierten Firmensitz ein; in St. Martin im oberösterreichischen Mühlkreis, rund 25 Kilometer von Linz entfernt. Ans Netz gegangen ist die „derzeit wohl modernste Natursteinproduktion in Europa“, berichtet der Inhaber stolz. 8,6 Mio. Euro hat Strasser investiert: in neue Produktionshallen und Anlagen sowie in ein neues Verwaltungs- und Schulungsgebäude – inklusive einer großzügigen Ausstellung samt Funktionsküche. Mit diesem Invest konnten die Kapazitäten glatt verdoppelt werden, bei gleichzeitiger Reduzierung der Arbeitsleistung auf zwei Schichten. Wöchentlich können nun 1900 Werkteile für 450 Aufträge bearbeitet werden. Seit Anfang Mai werden die Anlagen sukzessive hochgefahren.
Dreh- und Angelpunkt der Produktion
Logistisches Zentrum und Herz der gesamten Produktionsanlage ist ein 52 Meter langes und sieben Meter breites Hochregallager mit Platz für bis zu 2100 Arbeitsplattenteile. Die Ware wird dort zwischen den einzelnen Bearbeitungsschritten zwischengelagert und verteilt. Ein computergesteuertes Hochregallager zum Dreh- und Angelpunkt der Produktion zu machen, ist ungewöhnlich – hat aber gleich mehrere gute Gründe: „Wir sparen sehr viel Platz, der sonst für Dutzende der traditionellen Kommissionswagen gebraucht würde“, erläutert Johannes Artmayr den offensichtlichsten Vorteil der systematisch angelegten Abläufe. Denn: „Das schafft Raum für Kapazitätsausweitungen.“ Hinzu kommt, dass die Arbeiten für einen Steinmetzbetrieb vergleichsweise gesundheitsfreundlich sind.
Der gesamte Produktionsprozess wird über das Regalsystem mit seinen 28 Etagen gesteuert. Alle anderen Maschinen sind rund um das Lager angeordnet und werden computergesteuert mit den nötigen Werkteilen versorgt. Sind die Platten auftragsbezogen in ihren Grundmaßen gesägt, die Kanten laut Kundenwunsch bearbeitet und die Ausschnitte für Kochmulde oder Spüle passgenau ausgefräst, werden die Teile immer wieder eingelagert und bei Bedarf der nächsten Station zugeführt. „Mit dieser Anlage ist es uns gelungen, den Automatisierungsgrad auf eine für die Branche einzigartige und unübliche Perfektionsstufe zu steigern“, betont der Geschäftsführer. Den Mitarbeitern ermögliche dies ein wesentlich ergonomischeres Arbeiten. Zudem werden sie weniger durch Staub und Lärm belastet. Und nicht zuletzt: „Den Kunden bringt der hohe Automatisierungsgrad neue Möglichkeiten der Bearbeitung und noch mehr Präzision.“
Ehrgeizige Pläne
Das Unternehmen hat sich viel vorgenommen und seine Ziele klar definiert. „Wir wollen wachsen“, sagt Johannes Artmayr. Und zwar ordentlich. Von heute 20,1 Mio. Euro Umsatz innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre auf 30 Mio. Euro. Treiber dieser Entwicklung sollen die Küchenarbeitsflächen sein: aus Naturstein, Quarz-Komposit und Keramik. Schon heute erwirtschaftet Strasser 12,2 Mio. Euro mit den hochwertigen Flächen für die Küche. Hinzu kommen Erträge aus den weiteren operativen Geschäftsbereichen Innen-/Außengestaltung und Grab- und Denkmal.
Die dynamische Entwicklung der jüngeren Vergangenheit des Unternehmens Strasser ist eng mit dem Namen Artmayr verknüpft. Zum 1. Januar 2005 übernahm der einstige Miele-Manager, in Österreich für den Vertrieb von Einbau-Geräten im Küchen- und Möbelhandel verantwortlich, das 1963 gegründete Unternehmen aus der Insolvenz, ordnete die Geschäftsbereiche neu und konsolidierte es. Die Mehrheit der Anteile halten er und seine Ehefrau Renate, 9,5% die Belegschaft. Etwa 170 Mitarbeiter sind derzeit in St. Martin beschäftigt. Davon rund 100 in der Produktion. Mit der beabsichtigten Expansion steigt auch der Bedarf an Fachkräften. Etwa 200 sollen es bis 2017 werden, die im Innendienst, der Produktion, der Montage oder im Außendienst für Strasser arbeiten. Denn das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, der marktführende Natursteinverarbeiter in Europa zu werden.
Steinmode machen
Das Unternehmen sieht sich als Steinverarbeiter, der modische Trends ins Leben ruft. Dafür werden die künftigen Design-Entwicklungen intensiv mit Küchenherstellern diskutiert. Einer dieser Strasser-Trends ist der 2010 eingeführte Leather Look, eine speziell gebürstete satinierte Oberfläche, die wie Wildleder wirkt und den natürlichen Charakter des Steins zusätzlich betont. Für die Markteinführung von Leather Look erhielt Strasser sogar den Marketingstaatspreis Österreich.
Das Sortiment enthält immer wieder Steinoberflächen, die das Unternehmen für mehrere Jahre exklusiv vermarkten darf. Um stets am Puls der Zeit zu sein und seinen Kunden außergewöhnliche Exponate bieten zu können, arbeitet Strasser mit ausgewiesenen Steinexperten zusammen, die als Scouts auf der ganzen Welt geeignete Rohware aufspüren. „Ein guter Stein muss für etwas stehen“, schwört Artmayr neben der passenden Dichte es Materials besonders auf eine charaktervolle Ausstrahlung. Denn in den modernen Küchen mit ihren oft uniformen Einheitsfronten kann eine Arbeitsfläche aus Naturmaterial für ein optisches Glanzlicht sorgen. Insbesondere wenn der Flächenanteil hoch sei wie bei vielen Inselplanungen. Wobei es die Küchenkäufer in Deutschland in diesem Sprachgebrauch eher mäßig hell lieben. Sprich: Dezent in grau-braunen Farbtönen. Dafür hat Strasser Oberflächen im Programm wie „Coffee Brown“, „Silver Pearl“, „Manhattan Grey“ oder „Tundra Brown“. Langweiliger Einheitsbrei in Stein? Keineswegs. „Denn diese Töne passen alle ganz wunderbar zu weißen Fronten“, schwärmt der 55-jährige Unternehmer. Magnolie und Kaschmir gehen natürlich auch.
Die Rohware bezieht Strasser zumeist aus Indien. Aber auch in Südafrika und Brasilien werden die Scouts fündig. Oder vereinzelt in China sowie der näheren österreichischen Umgebung. Die besonders lebendigen Steine stammen häufig aus Brasilien. Bei allen Angeboten sei die Reichweite oberstes Gebot. Ein einmal eingeführter Stein muss in vergleichbarer Optik viele Jahre verfügbar sein. „Darauf können sich Küchenkäufer verlassen“, so Artmayr. Wer es besonders exklusiv und sicher mag, sucht sich seine neue Küchenarbeitsfläche in St. Martin direkt vor Ort aus. Bis zu 3200 Platten hat das Unternehmen ständig vorrätig. „Das dürfte das größte Lager dieser Art in Europa sein.“
Keramik und Quarzsteine
Das Unternehmen Strasser hat sich mit Haut und Haaren den Natursteinen verschrieben – und geht dennoch parallel weitere Wege. Oberflächen aus Keramik gehören inzwischen ebenfalls zum Programm. Dafür arbeitet das Unternehmen eng mit einem Lieferanten aus Spanien zusammen. Zudem kommen Platten aus Quarz-Komposit vom Hersteller Cesarstone aus Israel.
Besonders hoch schätzt Artmayr die Erfolgsaussichten von Keramik ein. Von dem spanischen Partnerunternehmen wurde ein spezielles Verfahren entwickelt, namens rotocolor technology, das die Zutaten bei 1200 Grad zu einer strapazierfähigen Einheit brennt. Und das in Plattenstärken bis zu 10 Millimeter ohne Verklebungen. Selbst große Kücheninseln könnten ohne Teilung mit so gefertigten Keramikflächen ausgestattet werden. Möglich seien selbst Formate von 3,30 Metern in der Länge und 1,20 in der Breite. Acht Farben zählen aktuell zum Programm.
250 m2 Ausstellung
Dass sich Naturstein und Keramik nicht ausschließen, sondern attraktiv ergänzen können, beweist die Funktionsküche in der Ausstellung in St. Martin. Zusammen mit weißen Glasfronten wurde hier ein echter Blickfang geschaffen. Auf rund 250 m2 Fläche zeigt Strasser in diesem Showroom einen Querschnitt seines Programms. Und das ganz plastisch auf unterschiedlich breiten Möbelwürfeln mit weißen Fronten. Die lebendige Aura der natürlichen Flächen kommt bei diesem Kontrast zu den hellen Flächen am besten zur Geltung. Also wie im richtigen Leben.
Edle Materialien im Trend
Die Durchschnittspreise der Küchen steigen seit Jahren, und Experten rechnen damit, dass dies erst der Anfang einer weitreichenden Entwicklung ist – hin zu noch mehr Wohnlichkeit, die wiederum hochwertige Ausstattungen verlangt. Vor diesem Hintergrund und auf Grundlage von Kundenbefragungen sowie eigener Marktforschung geht Johannes Artmayr fest davon aus, dass die Nachfrage nach hochwertigen Arbeitsflächen in den kommenden Jahren stark steigen werde. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland rechnet er mit einer Verdoppelung der aktuellen Menge. Artmayr: „Insbesondere bei Inselplanungen sind edle Materialien gefragt.“ Naturstein sei hygienisch, kratzfest und hitzebeständig. Und damit nicht nur edel in der Wirkung sondern auch besonders praktisch. Was für Keramik und Werkstoffe aus Quarz-Komposit ebenfalls oder so ähnlich gelte. Wangen, Nischenrückwände und Möbelfronten (mit 8 mm Beschichtung) aus diesen Materialien bietet Strasser ebenfalls an.