Mit viel Gespür für Stein
Das Marmor-Center ist ein halbindustrieller Steinmetzbetrieb mit Charakter einer Manufaktur im thüringischen Römhild, kaum mehr als zwei Steinwürfe von der Landesgrenze zum fränkischen Teil Bayerns entfernt. 50 Mitarbeiter und sechs CNC-gesteuerte Steinbearbeitungsmaschinen bringen anspruchsvolle Arbeitsflächen in Form. Dabei fräsen sich die hochmodernen Anlagen mit extremer Wasserkraft durch Materialien aller Art. Zum Produkt- und Lieferprogramm des Unternehmens zählen Hartgestein wie Granit, Quarzkompositflächen von Lieferanten wie Cosentino, Caeserstone und Okite sowie Keramik und keramikähnliche Produkte. Neolith, Lapitec und Dekton by Cosentino stehen in diesem Produktsegment häufig auf den Adressaufklebern der Lieferanten. Schiefer, Marmor und Sandstein gehen auch.
Als Platte und Front
Rund 4.500 Kommissionen liefert das Marmor-Center jährlich aus. „Kommissionen“ können aus Arbeitsflächen, Thekenaufsätzen und / oder Möbelfronten bestehen. Kunden sind in erster Linie inhabergeführte Küchenstudios sowie Unternehmen der Systemgastronomie wie unter anderem die Franchise-Kette „Nordsee“. Hinzu kommen Hotels. „Halt überall dort, wo große Flächen und Theken gebraucht werden“, erzählt Steffen Würstl. Und das in Standardmaßen ebenso wie als individuelle Sonderlösung. „Erst kürzlich haben wir eine Steinarbeitsplatte in 3,60 mal 1,20 ausgeliefert“, berichtet der Geschäftsführer von einem der anspruchsvolleren Aufträge. Digital ausgemessen und geliefert wird in ganz Deutschland sowie in Teilen Österreichs und der Schweiz.
Dreimal schneller als der Schall
In den Anfangstagen fertigte das Unternehmen noch viele Produkte für die Bauindustrie. Eine zwischenzeitliche Auftragsdelle auf dem Bau sowie der Erfolg der von Stefan Marquardt ins Leben gerufenen „Granit-Küche“ inspirierte Steffen Würstl, sich das Geschäft mit Arbeitsflächen und Möbelfronten näher anzuschauen – und sich dort zu engagieren. Dafür hat der gelernte Werkzeugmacher mit Meisterbrief in den Jahren erheblich investiert. Technisch setzt das Unternehmen auf das Schneiden per Wasserstrahl. Diese Schneidtechnik bietet eine „unübertroffene Schnittqualität“, berichtet Würstl. Unter Hochdruck und mit annähernd dreifacher Schallgeschwindigkeit frisst sich ein Wasser-Granatsand-Gemisch durch die Platten. Das ist besonders umweltfreundlich und außerordentlich präzise: die Genauigkeit dieser Schneidtechnik gibt das Unternehmen mit +/- 0,1 mm an. Der Granatsand dient dabei als sogenanntes Abrasivmittel mit einer besonderen Schleifwirkung. die keinen Anpressdruck auf den Werkstoff ausübt. Das verhindert eine Verformung des Materials.
Je robuster, desto lieber
Küchenkunden aus dem deutschsprachigen Raum lieben ihre Arbeitsfläche besonders robust und unempfindlich, weiß Steffen Würstl. Vergleichsweise weiche und damit fleckenanfällige Materialien wie Kalkstein stehen nicht so sehr im Kurs. Einzelstücke aus diesen kreativen Materialien fertigt das Marmor-Center dennoch – erst jüngst ein beeindruckendes Spülenelement aus Muschelkalk.
Den Arbeitsalltag in Römhild dominieren jedoch Natursteine mit einem Anteil von ca. 40%. Quarzwerkstoffe und Keramik kommen auf jeweils 30%. Unter dem Stichwort „Quarz“ laufen auch die derzeit angesagten Betonoberflächen der Linie „BetonArt“. Beton ist ein Produktsegment, von dem Steffen Würstl noch einige Jahre stabile Umsätze erwartet. Ein weiterer starker Trend ist Marmor bzw. Quarzkomposit oder Keramik in Marmoroptik. Diese geaderten Flächen für Front und Platte werden nach Ansicht des Experten künftig noch viel intensiver in die Küche drängen.
Je höherwertiger, desto dünner
Auch bei der Materialstärke gibt es eine deutlich wahrnehmbare Entwicklung. „Je höherwertiger, desto dünner“, bringt Steffen Würstel diese auf den Punkt. Grundsätzlich liefert sein Unternehmen Flächen in Stärken von 12, 20, 30 und 40 mm. Ganz nach Kundenwunsch. Bei Quarz und Keramik dominieren 12 und 20 mm, bei Naturstein 20 und 30 mm. Die 40-mm-Variante wird eher selten nachgefragt, und wenn, dann für eine Küche im konventionellen Landhausstil oder als bewusst eingesetztes Modul mit optisch prägnanter Wirkung.
Stein aus der Region
„Neben der Front prägt besonders die Arbeitsfläche das Bild der Küche“, sagt Steffen Würstl, „und gerade mit Naturstein können ganz besonders eindrucksvolle Effekte erzielt werden.“ Die Rohware dafür bezieht er aktuell aus Ländern wie Spanien und Brasilien. Aber auch aus unmittelbarer Umgebung. „Bayerwaldgranit“ heißt eine Naturstein-Linie, die auf die regionale Karte setzt – und damit auf die ökologischen Vorteile der kurzen Wege. Denn nicht nur Supermarktkunden treffen ihre Kaufentscheidung immer häufiger danach, ob zum Beispiel das Gemüse in der Region angebaut wurde, auch Küchenkunden lassen sich – wenn sie „regional“ denken – durchaus von der „Heimatnähe“ ihrer Küchenausstattung faszinieren.
Noch viel Potenzial
Für die Einbauküche mit Steinarbeitsplatte – gleich ob Naturstein, Quarz oder Keramik – sieht Steffen Würstel hierzulande noch viel Potenzial. Allenfalls 25 bis 30 Prozent der in Deutschland verkauften Küchen werden seiner Einschätzung nach aktuell mit einer Steinarbeitsplatte ausgeliefert. Zum Vergleich: In den Benelux-Ländern beläuft sich dieser Anteil auf „70 bis 80 Prozent“. Eine ähnliche Quote hält er auch hierzulande für möglich. Da geht also noch was.
www.marmor-center.de