Zeichen des Aufbruchs
Ursprünglich sollte dieser Neustart bereits Anfang des letzten Jahres Aufmerksamkeit im Markt erzeugen. Denn zum 1. Januar 2023 wurde Rainer Zumholte als Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing mit Verantwortung für Nordosteuropa eingestellt. Zumholte ist kein Unbekannter in der Holzwerkstoffbranche. Er war 37 Jahre lang für Pfleiderer und knapp vier Jahre für die Westag AG tätig, immer in führender Position. Doch die besondere Personalie und die damit verbundene Neuausrichtung im Vertrieb gerieten aufgrund des abrupten Markteinbruchs in der Möbel- und Küchenbranche infolge des Ukraine-Kriegs etwas in den Hintergrund.
Nun ist der Holzwerkstoffhersteller jedoch bereit, erklärte der erfahrene Managing Director im Rahmen der Impulse 2024. Diese jährlich stattfindende Workshopreihe, bei der Sonae Arauco mit Industriepartnern Marktbedingungen, Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Dekorideen diskutiert, fand erstmals im Hotel Klosterpforte statt. Auch der örtliche Wechsel der Veranstaltung von Bünde nach Marienfeld sollte den Aufbruch symbolisieren. Und die Bereitschaft des Unternehmens unterstreichen, mit angepassten Vertriebsstrategien neue Wege zu gehen.
In einzelnen Märkten wurden dazu bereits Veränderungen vorgenommen. „Think global, act local“ heißt die Strategie, mit der das Unternehmen die Stärke des global agierenden Konzerns (die Konzernzentrale befindet sich im portugiesischem Maia nahe Porto) mit den länderspezifischen Anforderungen verbinden will. Unter anderem wurden in Skandinavien und Polen landessprachliche Vertriebsteams aufgebaut. In Deutschland gehört seit rund einem Jahr Thomas Duhme als Sales Manager Industry zum Team.
Kernzielgruppen Küche und Office
Im Handel will sich Sonae Arauco künftig als Ergänzungslieferant empfehlen. In der Industrie liegt der Fokus auf dem dekorativen Geschäft. Die Hauptzielgruppen für die beschichteten Holzwerkstoffe sind Kunden in der Küche und im Büro. Dabei ist das Unternehmen offen für alle Marktteilnehmer jeder Größe, konzentriert sich jedoch auf mittelgroße und kleinere Hersteller. Diese sollen als Partner mit einer attraktiven Kollektion und kundenorientierten Services gewonnen werden. „Wir haben klare Ziele“, sagt Rainer Zumholte. Jetzt gilt es, „einen Fuß in die Tür zu bekommen und Schritt für Schritt zu wachsen“.
Damit dies immer umfänglicher gelingt, soll in den nächsten beiden Jahren wieder eine eigene Arbeitsplattenproduktion an einem der drei Produktionsstandorte (Meppen, Nettgau, Beeskow) in Deutschland aufgebaut werden. Derzeit liefert Sonae Arauco Schichtstoffarbeitsflächen über eine „offene Kooperation“ mit dem Hersteller Westag aus Rheda-Wiedenbrück.
Ein Jahr des Übergangs
Den Verantwortlichen in der Deutschland-Zentrale in Meppen ist bewusst, dass die aktuellen Marktbedingungen nach wie vor verhalten sind. „2024 ist ein Jahr des Übergangs“, sagt Rainer Zumholte, „ab 2025 rechnen wir wieder mit mehr Stabilität.“ Dennoch ist er positiv gestimmt. Diese Zuversicht speist sich unter anderem aus der Beobachtung, dass die Industrie Sonae Arauco inzwischen „ganz anders wahrnimmt“. „Hersteller beschäftigen sich mit Sonae Arauco und nehmen von sich aus Kontakt auf“, erzählt er.
Punktuelle Ergänzungen
Die Impulse-Workshops sieht das Unternehmen als eine Basis für die Kunden, um ihre Kollektionen zu aktualisieren. Die weltweit gültige Innovus Kollektion hat eine Laufzeit von vier Jahren (plus) und wird jährlich punktuell ergänzt. Die Einschätzungen der Kunden spielen dabei eine maßgebliche Rolle. Was in den Augen der Kunden marktfähig ist, fließt in die Industriekollektion Innovus Artwork ein und erreicht im nächsten Schritt den Handel.
Themen der Impulse 2024
Angelegt sind die Impulse als globales Event. Es findet jedes Jahr über mehrere Wochen verteilt zeitgleich in Deutschland, Portugal und Spanien statt. In Marienfeld begrüßten Rainer Zumholte und sein Team über fünf Wochen verteilt 25 Industriehersteller. Fragen des Marktes wurden gemeinsam diskutiert und mögliche Entwicklungen. Drei Themenfelder hatte Dirk Eiynck, Global Design Manager bei Sonae Arauco, vorbereitet: „ready to reboot“, „ready to redesign” und “ready to digitize”. Im Kern geht es darum, in welcher Umgebung Menschen wohnen wollen, um Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
Ready to reboot: Das zukünftige Heimatverständnis konzentriert sich nicht nur auf einen physischen Ort, sondern auf die emotionalen Verbindungen, vielleicht auch im virtuellen Raum, was die Innenarchitektur maßgeblich beeinflusst. Sicherheit und Wohlbefinden werden zu zentralen Aspekten des Wohnens, mit dem Fokus auf Ruhe. Natürliche Materialien, organische Formen, weiche Textilien, zurückhaltende Farben, stimmungsvolles Licht, gedämpfter Raumklang und angenehmer Duft, schaffen dieses behagliche Ambiente.
Ready to redesign: Verbraucher legen heute Wert auf Vielseitigkeit, Langlebigkeit und die Herkunft der Materialien. Marken müssen sich hierauf einstellen und nicht nur Produkte entwerfen, die diesen Standards entsprechen, sondern auch die nachhaltige Verwendung nach dem Gebrauch berücksichtigen, wie z.B. Recycelbarkeit, Reparierbarkeit, Miet- oder Verkaufsoptionen. Dieses umweltbewusste Konsumverhalten fördert nicht zuletzt die Kreislaufwirtschaft. Biowerkstoffe, entwickelt mit Unterstützung der künstlichen Intelligenz, werden zukunftsweisend die Ästhetik und Konstruktion der Produkte, bis hin zu Lieferketten und Vermarktung, bestimmen. Der Anstieg der globalen Google-Suchanfragen und Startup-Finanzierungen bei regenerativen Materialien zeigt das wachsende Interesse und wirtschaftliche Potenzial der „Biomaterialien“.
Ready to digitize: Das Internet der Dinge (IoT) verbindet Alltagsgegenstände mit dem Internet und gehört heute zur „Normalität“. Die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI) hingegen revolutionieren aktuell die digitalen Lösungen, auch in der Produktentwicklung des Interieurs. Digitale Werkzeuge beschleunigen Design- und Entwicklungsprozesse. Und das Metaversum - die virtuelle Parallelwelt – wird zum Showroom für Neuprodukte - Digital First! Diese erweiterte Realität verbessert Designprozesse nachhaltig, indem sie Ressourcen einspart. KI-gesteuerte Software verändert aber auch den Blickwinkel auf das Design und kann so zu einer völlig neuen Ästhetik beitragen. Die Herausforderung hierbei wird sein, die digitale und physische Welt möglichst authentisch zusammenzuführen.
Dirk Biermann
Ruhige Eiche
Zur Impulse 2024 stellte Dirk Eiynck, Global Design Manager von Sonae Arauco, 33 Neuheiten als Prototypen für die dekorative Oberfläche vor. Und das in Kombination mit bereits etablierten Themen aus der aktuellen Innovus Kollektion „Matching our nature“. Verschiedene Oberflächenausführungen stehen dafür zur Verfügung: Fusion, Cosmos, Spirit, Stucco, Textile Linen, Softclean und Supermatt.
Bei den Holzdekoren dominiert nach wie vor die Eiche. Allerdings zeigt sie sich weniger rustikal und weist deutlich weniger Schwarzeinschlüsse auf. In den vergangenen Jahren waren diese gewünscht, um eine Verbindung zur mattschwarzen Umfeldausstattung herzustellen. Die Eiche der Zukunft ist ruhiger, heller, eleganter und natürlicher. Dabei erinnert sie mit ihrer Streifigkeit fast an Furnier. Zusätzlich zu Eiche werden auch Holzarten wie Esche, Akazie, Ulme, Pinie, Nussbaum und Olive verwendet. Allen gemeinsam ist der Fokus von Sonae Arauco auf nachhaltiges Design. Es wird ein Mainstream-Ansatz verfolgt, der auf Langlebigkeit abzielt. Neben den natürlichen Holzinterpretationen präsentierte der Hersteller auch textile Dekore wie Rattan, Stein und abstrakte Kreationen. Zudem gibt es eine Vielzahl von Unifarben, die das Gesamtbild abrunden und derzeit im pastelligen, erdigen, natürlichen und zurückhaltenden Farbbereich liegen. Besonders auffällig ist die häufige Verwendung von Grün. Es tritt mal als Hauptfarbe, mal als dezente Untermalung auf. Doch immer gilt: „Nichts ist übertrieben akzentuiert.“ (dib)
Dieser Beitrag erscheint in der Ausgabe KÜCHENPLANER 3/4 2024. Versendet wird die Printausgabe am 26. April 2024. Das E-Paper steht Newsletter-Abonnenten bereits zur Verfügung. Hier geht es zum kostenfreien Newsletter: https://www.kuechenplaner-magazin.de/newsletter/anmeldung/anmeldeformular/